Als die Schülerin Leonie (Lea Zoe Voss) verschwindet, bricht für ihre Eltern eine Welt zusammen. Schon bald häufen sich die Anzeichen, dass es sich dabei um eine Entführung handeln könnte. Doch wer steckt dahinter? Und was könnte derjenige wollen? Eine Spur führt Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) und Irene Russmeyer (Fanny Krausz) zum Hellbrunner Zoo, der nicht nur das Zuhause zahlreicher Tiere ist, sondern auch Teil eines Resozialisierungsprojektes. Tatsächlich stößt das Salzburger Polizei-Duo und der bayerische Kollege Hubert Mur (Michael Fitz), der ebenfalls in dem Fall ermittelt, auf Hinweise, dass die jungen Menschen dort noch mit etwas ganz anderem beschäftigt sind als der Versorgung von Tieren …
Ein Streit aus Tradition
Auch wenn die ZDF-Krimireihe Die Toten von Salzburg ganz offensichtlich von den Inhouse-Kollegen Die Toten vom Bodensee inspiriert wurde – bei beiden geht es um grenzüberschreitende Fälle, bei denen deutsche und österreichische Polizisten zusammen ermitteln und kräftig aneinandergeraten –, so ganz ließ sich der Erfolg dann doch nicht wiederholen. Während beispielsweise Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht zuletzt mehr als acht Millionen Menschen sahen, scheiterte Die Toten von Salzburg: Treibgut schon deutlich an der Sechs-Millionen-Grenze. Das mag auch an der Ausstrahlung im Sommer gelegen haben, wenn traditionell eigentlich keine neuen Fälle mehr gesendet werden. Dennoch: So richtig durchgesetzt hat man sich hiermit nicht, eine treue Fanbase sieht anders aus.
Dabei haben die Salzburger durchaus einiges zu bieten, vor allem im Hinblick auf die Figuren. Beim Bodensee sind diese inzwischen zu einer Altlast geworden: Sie sind ohne Persönlichkeit, ohne Elan, man hat schon seit einer Weile den Eindruck, dass da niemand mehr Interesse hat weiterzumachen. Die einstigen Konflikte sind Langeweile gewichen. Bei Die Toten von Salzburg: Vergeltung ist da doch noch deutlich mehr Feuer drin, zumindest zwischen dem deutschen und dem österreichischen Teil kommt es unentwegt zu Reibungen. Palfinger hat zudem noch mit seiner Situation zu kämpfen. Das ist dann zwar alles nicht originell. Außerdem zeigt sich das Drehbuchteam nicht sonderlich ambitioniert, wenn dieselben Merkmale einfach wieder und wieder ausgekramt werden, anstatt vielleicht mal eine Entwicklung zu versuchen.
Inhaltliche Mängel
Dennoch: Es macht zumindest hin und wieder Spaß, den Figuren dabei zuzusehen, wie sie abwechselnd mit dem Fall und mit sich selbst beschäftigt sind. Hinzu kommt noch die Nebenhandlung um Palfingers Bruder, der eine zusätzliche emotionale Komponente in die Geschichte bringt. Das hat dann zwar nichts mit der entführten Jugendlichen zu tun, schadet aber auch nicht. Weniger glücklich ist der Versuch von Die Toten von Salzburg: Vergeltung, eine gesellschaftliche Relevanz zu entwickeln. Dass eine Elite-Schule an einem Projekt zur Resozialisierung beteiligt ist, passt irgendwie nicht. Da wird schon recht umständlich und letztendlich nicht wirklich glaubwürdig eine Vermischung zweier Schichten versucht. Es ergibt sich daraus nicht einmal eine nennenswerte Konsequenz.
Schlimmer noch ist aber, dass der Fall als solcher so wenig zu bieten hat. Entführungen sind prinzipiell zwar schon immer dazu da, beim Publikum Spannung zu erzeugen. Was ist mit dem Opfer passiert? Wo steckt es jetzt? Da der Film die Vermisste aber ständig in ihrem Gefängnis zeigt, hält sich das Rätselraten in Grenzen. Lediglich die Frage nach dem Täter und dem Motiv ist bei Die Toten von Salzburg: Vergeltung Anlass für Spekulationen. Aber auch das ist unbefriedigend. Die Auflösung ist schrecklich banal und mehr Stoff für eine hochdramatische Seifenoper als einen Krimi. So nett die Figurenkonstellation hier auch ist, es reicht nicht, um die Reihe weiter voranzutreiben. Da wird einfach nicht genügend geboten, um aus der zweiten Liga aufsteigen zu können. Man schafft ja nicht einmal, das Niveau der vorangegangenen Teile zu halten.
OT: „Die Toten von Salzburg: Vergeltung“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Erhard Riedlsperger
Drehbuch: Erhard Riedlsperger, Klaus Ortner
Musik: Dominik Giesriegl
Kamera: Kai Longolius
Besetzung: Florian Teichtmeister, Michael Fitz, Fanny Krausz, Erwin Steinhauer, Simon Hatzl, Nikolaus Barton, Sebastian Edtbauer, Michael Schönborn, Lea Zoe Voss
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