Der junge auf Diamanten spezialisierte Kleinkriminelle Donnie (Johnny Depp) wird im New York Ende der 1970er-Jahre von Lefty (Al Pacino), einem gealterten Auftragskiller, entdeckt und von ihm in dessen Mafiafamilie eingeführt. Schnell gelingt es ihm, dort zu Ansehen zu kommen und das Vertrauen der ranghöheren Mitglieder zu gewinnen, unter ihnen auch der mächtiger werdende Sonny Black (Michael Madsen). Was allerdings keiner wissen darf: Donnie Brasco heißt eigentlich Joe Pistone und ist ein vom FBI eingeschleuster Undercoveragent …
Ein großes Schauspielduo
In gewisser Weise ist Donnie Brasco der Schwanengesang von Al Pacinos Schauspielkarriere. Vereinzelt gab es auch sicher danach noch gute Performances des einst hervorragenden Charakterdarstellers, keine jedoch, die wirklich hiermit vergleichbar wäre. Insgesamt lässt sich der Abwärtstrend der Filmauswahl doch recht deutlich an Donnie Brasco als letztem Höhepunkt festmachen (auch wenn es 2019 mit Once Upon a Time in Hollywood sowie The Irishman tatsächlich gleich zwei hoffnungserweckende Ausreißer gab). Was für Pacino aber zumindest aus künstlerisch integrer Sicht das Ende einläutete, war für Johnny Depp eine Art (Wieder-)Auferstehung. Hier und da war er bis zu diesem Zeitpunkt zwar bereits einigen Kritikern aufgefallen, hatte im Mainstream allerdings noch keinen Fuß gefasst. Ungeachtet ihrer jeweiligen Vergangenheit beziehungsweise Zukunft liefern hier beide Schauspieler nicht nur für sich eine großartige Leistung ab, sondern harmonieren auch noch wunderbar miteinander.
Die Geschichte einer Vater-Sohn-Beziehung
Unterstützung bekommen ihre jeweiligen Talente dabei von Regisseur Mike Newell und Drehbuchautor Paul Attanasio. Newell ist auf den ersten Blick eine kuriose Wahl für einen Gangsterfilm, seine zwei letzten Filme vor Donnie Brasco waren die Romantikkomödien Vier Hochzeiten und ein Todesfall sowie Eine sachliche Romanze. Auch sonst war der Brite nicht dafür bekannt, in diesem speziellen Genre (wenn auch in einigen anderen) aktiv zu sein. Auf den zweiten Blick wird allerdings klar, dass Donnie Brasco kein Gangsterfilm ist. Offensichtlich ist es ein im Gangstermilieu angesiedelter Film, offensichtlich sind die meisten darin vorkommenden Figuren Gangster, das ist ja alles schön und gut.
Im Grunde ist Donnie Brasco aber ein Film über eine Vater-Sohn-artige Beziehung, die (zuerst vermeintliche, dann immer beständiger werdende) Freundschaft zweier Männer. Lefty, welcher in der mafiainternen Hierarchie immer wieder übergangen wurde und jüngere Kandidaten an sich vorbeiziehen sah, und dessen leiblicher Sohn eine Enttäuschung ist, findet in Donnie jemanden, der zu ihm aufschaut und bereit ist, von ihm zu lernen. Donnie auf der anderen Seite muss das, was Lefty in ihm sieht, perfekt verkörpern, darf nicht auffliegen und muss gleichzeitig darauf achten, Undercoveragent zu bleiben und nicht wirklich zum wise guy zu werden, wie die Mafiamitglieder slanghaft genannt werden.
Ein bisschen lang geraten
Außer Frage hätte Donnie Brasco als reiner Gangsterfilm niemals mit Genregiganten wie GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia oder Der Pate konkurrieren können. Wie bereits angedeutet verdanken die Hauptdarsteller ihre Leistung zum Teil auch Attanasio, genauer den von ihm so glaubwürdig geschriebenen Dialogen. Allein die Szene, in welcher beide sich das erste Mal miteinander unterhalten, vermag den Zuschauer bereits zu packen. Aber Attanasio verstand es auch, mehr als nur einen Gangsterfilm zu schreiben, oder besser gesagt, etwas ganz anderes. Das heißt natürlich nicht, dass das Drehbuch frei von Mängeln wäre. Die Oscarnominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch war zwar verdient. Dennoch hätten manche Elemente, welche im Film unrealistisch wirken, aber auf Tatsachen beruhen (Stichwort Löwe), ausgelassen werden können, ebenso wie Elemente, welche dem Film wohl noch etwas mehr Drama hinzufügen sollten, in der Realität aber bei weitem keine so große Rolle spielten (Stichwort Ehefrau).
Auch sonst hätte noch ein wenig gekürzt werden können: Die Szene etwa, als Donnie von einem alten Bekannten im Beisein der wise guys mit seinem richtigen Namen angesprochen wird, zeigt zwar für sich genommen die Gefahr, enttarnt zu werden, und wie weit Donnie geht, um seine falsche Identität zu schützen. Aber dafür gab es doch bereits die Szene im japanischen Restaurant, weshalb sich das hier nun wie überflüssige Überbetonung anfühlt. Anscheinend bestand das Studio allerdings darauf, diese Szene einzufügen. Forget about it!
OT: „Donnie Brasco“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Mike Newell
Drehbuch: Paul Attanasio
Vorlage: Joseph D. Pistone, Richard Woodley
Musik: Patrick Doyle
Kamera: Peter Sova
Besetzung: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen, Bruno Kirby, James Russo, Anne Heche
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1998 | Bestes adaptiertes Drehbuch | Paul Attanasio | Nominierung |
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