Eine Liebe später ARD Das Erste TV Fernsehen
© ARD Degeto/Walter Wehner

Eine Liebe später

Inhalt / Kritik

Eine Liebe später ARD Das Erste TV Fernsehen
„Eine Liebe später“ // Deutschland-Start: 21. Januar 2022 (Das Erste)

Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Michael bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen ist. Doch noch immer hat seine Familie schwer unter der Situation zu leiden. So ruft Julika (Lucie Heinze) regelmäßig auf dem Handy ihres verstorbenen Mannes an, um dessen Stimme noch einmal zu hören. Michaels Eltern Georg (Miroslav Nemec) und Christa (Lilly Forgach) haben sein Haus in ein Mausoleum verwandelt. Und auch seine eigenen Kinder Leni (Falka Klare) und Max (Simon Tiefenbacher) tragen auf ihre Weise schwer an dem Verlust. Doch dann begegnet Julika eines Tages dem sorglosen Konstantin (Golo Euler) und entwickelt rasch Gefühle für ihn. Doch wie soll das gehen, wenn die schmerzhaften Erinnerungen an Michael noch allgegenwärtig sind?

Die Liebe nach dem Tod

Kann man nach dem Tod des Partners eine neue Liebe beginnen? Und ab wann darf man das überhaupt? Das sind die beiden zentralen Fragen, welche die Figuren in Eine Liebe später umtreibt. Die erste Frage ist dabei noch relativ schnell beantwortet. Schon bei der ersten Begegnung zwischen Julika und Konstantin funkt es unübersehbar. Letzterer ist im Anschluss auch ziemlich forsch, wenn es darum geht, diese Funken noch ein bisschen zu befeuern. Julika steht hingegen anfangs auf der Bremse, wobei nicht ganz klar ist, ob sie dies aus eigenem Antrieb oder Pflichtbewusstsein tut. Schließlich wird der Tote so sehr zelebriert, dass ein neuer Mann einem Ehebruch gleichkommt. Zumindest nach der Ansicht einiger hier.

Dass das nicht so bleibt, nicht so bleiben darf, ist klar. Von Anfang an lässt der Film keinen Zweifel daran, dass die beiden über kurz oder lang ein Paar werden. Es gilt nur, die Hindernisse der jungen Liebe aus dem Weg zu räumen. Die sind vor allem im familiären Bereich zu suchen. Patriarch Georg ist in der Hinsicht unnachgiebig, er gestattet keinen Mann neben seinem toten Sohn. Aber auch die anderen haben ihre Schwierigkeiten damit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Eine Liebe später setzt in der Hinsicht auf maximale Konfrontation bei minimaler Kommunikation. Es kommt hier relativ selten vor, dass da Leute sich hinsetzen und offen miteinander reden. Stattdessen tragen sie alle unausgesprochene Gefühle mit sich herum, die sich in Feindseligkeiten ausdrücken.

Emotionalität aus der Konserve

Das ist prinzipiell überzeugend gespielt. Leider lässt das Drehbuch von Dominique Lorenz (Das Tal der Mörder) aber nur wenig charakterliche Tiefe zu. Konstantin wird zumindest noch durch seine Unbekümmertheit und seine antikapitalistische Einstellung definiert. Beim Rest von Eine Liebe später fehlt das. Vor allem Julika enttäuscht durch eine gewisse Leere: Sie sitzt zwischen den Stühlen, muss zwischen den Erwartungen der anderen und ihren eigenen Bedürfnissen vermitteln. Viel mehr als das wird aber nicht über sie verraten. Ganz am Anfang darf sie ihre Spontaneität beweisen. Außerdem ist sie Physiotherapeutin. Mehr gibt es nicht über sie zu erfahren. Noch schlimmer hat es die anderen erwischt. Georg ist ein Stereotyp, die anderen nicht einmal das. Sie werden allesamt auf ihre Funktion innerhalb der Dramaturgie reduziert.

Wenn denn wenigsten diese irgendwie interessant wäre. Aber auch da entpuppt sich Eine Liebe später als typischer Freitagabend-TV-Film. Es werden streng alle Punkte auf der Checkliste abgehakt. Geboten wird Emotionalität aus der Konserve. Natürlich darf man sich davon trotz allem bewegen lassen, das Thema Trauerarbeit und Neuanfang bringt das quasi automatisch mit sich. Süß ist außerdem der Einfall mit den Kaffees, die Konstantin als Wiedergutmachung ständig zubereitet. Das reicht aber nicht, um aus dem Drama mehr als Durchschnitt zu machen. Ein Film, der weiß, was er will und wie er das erreicht, sich dabei aber mit dem nötigsten zufriedengibt. Für den Moment mag das genügen, trotz lebensbejahender Aussage und einer forcierten Versöhnung bleibt aber wenig zurück.

Credits

OT: „Eine Liebe später“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Michaela Kezele
Drehbuch: Dominique Lorenz
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Lucie Heinze, Golo Euler, Miroslav Nemec, Lilly Forgách, Falka Klare, Simon Tiefenbacher

Bilder

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„Eine Liebe später“ erzählt von einer jungen Witwe und der Schwierigkeit, noch einmal von vorne anzufangen. Das Thema selbst ist emotional. Das Drehbuch arbeitet aber mit lauter Stereotypen, weswegen das Drama zwar alles tut, was solche Filme immer tun. Aber da fehlt jede erzählerische Ambition über das Nötigste hinaus.
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