El Comediante Netflix
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El Comediante

Inhalt / Kritik

El Comediante Netflix
„El Comediante“ // Deutschland-Start: 14. Januar 2022 (Netflix)

Gabriel (Gabriel Nuncio) hat nicht viel erreicht im Leben. Mit 40 Jahren ist der Komiker immer noch da, wo die meisten anfangen, und hält sich mit kleineren Barauftritten über Wasser. Auch wenn um ihn herum viel passiert, lebt er eher so vor sich hin, statt aktiv irgendetwas beeinflussen zu wollen. Einen Traum hat er allerdings: dass sein Drehbuch verfilmt wird. Trotz einiger Kontakte in die Szene will sich jedoch niemand so richtig für die Story begeistern lassen …

Viel Blabla um nichts

Wen die ersten fünf Minuten von El Comediante nicht ansprechen, der sollte zügig abschalten und seine Zeit anderweitig nutzen – besser wirds nämlich nicht mehr, zumindest im Großen und Ganzen gesehen. Ein paar löbliche Ausnahmen gibt es in der zweiten Hälfte, bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Mit seinen anfangs sterilen, „unfilmischen“ Bildern erinnert El Comediante optisch bereits an prätentiöse Independentfilme, welche von den Machern selbst bei dubiosen Streamingseiten hochgeladen werden, die sich im Gegensatz zu Netflix bestenfalls noch in rechtlichen Grauzonen befinden, um wenigstens irgendeine Art von Publikum zu erreichen. Der Inhalt verstärkt diesen Eindruck nur noch, es gibt so viel leeres Gelaber, so viele unnötige Szenen. El Comediante hat so viel Füllmaterial, dass ein ganzes Matratzenlager damit ausgestattet werden könnte, wovon natürlich wiederum die Zuschauer profitieren würden, welche sich dieser Langeweile ausgesetzt sehen.

Dabei ist die zugrundeliegende Geschichte, welche erst in der zweiten Hälfte des Film einigermaßen zum Tragen kommt und davor höchstens angeteasert wird, gar nicht so übel. Bis der Zuschauer zu diesen Szenen gelangt, gilt es allerdings erst einmal, eine elendslange Strecke durch den Morast zu waten. Das Pacing ist furchtbar, die Laufzeit ist mit überflüssigen Szenen fast bis zum Unerträglichen künstlich in die Länge gezogen, dazu all die unnötigen Charaktere, welche so gut wie keine Relevanz haben, weder für sich selbst noch für die Story, und die nur eingeführt werden, damit jene erwähnten Szenen überhaupt stattfinden können. Im Wesentlichen ist El Comediante ein dreißigminütiger Kurzfilm, der auf Biegen und Brechen zu Spielfilmlänge aufgebläht wurde.

Aus Liebe zur Langeweile

Überflüssige Szenen sind eine Sache. El Comediante scheint mit aller Macht zu versuchen, Langeweile noch langweiliger zu gestalten. Besonders schlimm sind Gesangs- oder Tanzeinlagen, bei welchen der Streifen zu einem präpotenten Kunstfilm zu verkommen scheint, nur um dann über weite Teile hinweg wieder normal weiterzumachen, als wäre nichts gewesen. Überflüssige Repetitionen hingegen sind eine ganz andere Sache. Gefühlt zehnmal und in Wirklichkeit mindestens dreimal wird gezeigt, wie Gabriel einen Schlüsseldienst in Anspruch nehmen muss, um wieder in seine Wohnung zu gelangen. Das kostet ihn bei jedem Einsatz eine gute Stange Geld, dennoch scheint er nicht daraus zu lernen. Zu allem Überfluss wird jedoch beim ersten Mal gezeigt, wie Gabriel sein Zuhause betritt, etwas in seinem Mantel bemerkt und einen Schlüsselbund herauszieht. Es bleibt unklar, ob das als Witz gemeint gewesen sein soll. Um aber Missverständnissen vorzubeugen: Es wird durchaus klar, wieso der Film seine eigentliche Geschichte mit dem ganzen Schrott vollmüllt. Auf der Aussageninterpretationsebene, wenn wir sie einmal so nennen wollen, mag das ja auch so funktionieren. Als Film funktioniert das aber eben nicht. Langweiliger Stillstand um des langweiligen Stillstands willen ist nicht cineastisch. Derselbe Effekt hätte damit erreicht werden können, fünf der dreißig Kurzfilmminuten dafür aufzuopfern, das wäre nicht nur respektvoller in Bezug auf die Zeit des Zuschauers, sondern auch in Bezug auf seinen Intellekt.

Immer wenn es um Gabriels Drehbuch geht oder genauer darum, wie er versucht, es an den Mann zu bringen und auf Unverständnis, Ablehnung oder inkompetente Kritik stößt, wird El Comediante interessant. Der vielleicht witzigste Moment des Films besteht darin, dass eine Schauspielerin den Arbeitstitel Fourth Planet chauvinistisch nennt. Davon abgesehen, was das über das Humorniveau des Werkes aussagt, zeichnet sich in diesen Szenen auch ein satirehafter Charakter des Films ab, was den Eindruck nur verstärkt, dass hier ein potenziell solider Kurzfilm verhunzt wurde. Mit Abstand der größte Pluspunkt ist allerdings das Schauspiel, insbesondere Nuncio lebt seine Rolle und verwandelt belanglose Dialoge in etwas Anschaubares.

Credits

OT: „El Comediante“
Land: Mexiko
Jahr: 2021
Regie: Rodrigo Guardiola, Gabriel Nuncio
Drehbuch: Gabriel Nuncio, Alo Valenzuela
Musik: Chetes
Kamera: María Secco
Besetzung: Gabriel Nuncio, Cassandra Ciangherotti, Adriana Paz, Cecilia Suárez, Alejandro Saevich, Eduardo Donjuan

Bilder

Trailer

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Einer der vielen Handlungsstränge in „El Comediante“ ist an sich interessant, leider aber nicht ausgearbeitet und unter einem Haufen Nichtigkeiten begraben. Das überwiegend gute Schauspiel des Casts, vor allem das des Hauptdarstellers, mag vielleicht von einem vorzeitigen Abschalten abhalten, aber wirklich zu verpassen gibt es hier eigentlich nichts.
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