Nancy (Lake Bell) ist Mitte 30, single und verzweifelt. Vier Jahre liegt ihre letzte Beziehung zurück und langsam fängt die biologische Uhr an zu ticken. Von den alltäglichen Problemen geplagt, verbringt sie so die Abende vor dem Fernseher und spricht die alten Filmklassiker mit. Als sie eines Tages durch Zufall Jack (Simon Pegg) kennenlernt, scheinen die schlechten Zeiten vorbei. Das Problem dabei: Eigentlich sollte Jack Jessica (Ophelia Lovibond) per Blind-Dating kennenlernen. Aufgrund einer Verwechslung gerät er jedoch an Nancy, die sich fortan in den Fußstapfen von Jessica befindet. Verwechslung hin oder her – zwischen Nancy und Jack funkt es und nach anfänglicher Skepsis und den typischen Schuldgefühlen seitens Nancy verbringen die scheinbar Seelenverwandten den Tag miteinander – zum Leidwesen der echten Jessica.
Es ist kompliziert, wortwörtlich
Romantische Komödien gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wenig verwunderlich wird es so immer komplizierter Werke zu kreieren, die nicht in der Masse untergehen, sondern auf irgendeine Art und Weise im Gedächtnis hängen bleiben. Man denke dabei nur einmal an Bridget Jones, Harry und Sally oder Tatsächlich…Liebe zurück, die Charme mitbrachten und mit einer hohen Lachquote überzeugten. Es ist kompliziert..! vom britischen Regisseur Ben Palmer (The Inbetweeners) fällt jedoch voll in das Schema der Massenproduktionen. Hier war der Anspruch nicht allzu hoch, weder in innovativer, noch einer generell qualitativen Sichtweise. Stattdessen wird viel unterbelichtet über Sex geredet. Und wenn dies einmal nicht der Fall ist, dann ist das Paar erstaunt, wenn es herausfindet, dass beide auf Spaghetti Bolognese stehen. Wahrhaftig der Stoff, aus dem die Träume sind (Achtung, Sarkasmus!).
Bald müssen Nancy und Jack aber einsehen, dass es so nicht weitergehen kann, da hier und da Probleme im Raum stehen. Als Zuschauer kann einem das aber gleichgültig sein, denn immerhin handelt es sich um eine romantische Komödie. So oder so kommt Mann und Frau am Ende zusammen und man hört erneut eine nicht weniger klischeehafte Variation von „Du vervollständigst mich“, wie wir es aus Jerry Maguire – Spiel des Lebens kennen. Überraschenderweise funktioniert Palmers Werk aber weder als Romanze (Stichwort Konventionalität), noch als Komödie, da die Lachquote sich auf einem unterdurchschnittlichen Level einpegelt.
Coolness statt Qualität
Charakteristisch für moderne Produktionen wird auch in Es ist kompliziert viel auf Coolness gesetzt. Bei der Musik zum Beispiel können wir an einer Stelle eine Klaviervariation von Where is my mind lauschen, was besonders emotional wirken soll. Ruft man sich einmal zurück, welche Wirkung dieser ikonische Song im Falle von Fight Club entfalten kann, so grenzt es in der britischen Romcom aber schon fast an eine Beleidigung. Dasselbe Beispiel beim Rock-Klassiker Bad to the bone – ebenso ikonisch aus Terminator 2. Solch große Musik in einem derart kleinen Film – das tut dem Filmfan schon weh.
Und auch die Berufe, die einmal am Rand erwähnt werden, entsprechen den hippen Branchen der Neuzeit: Online-Marketing, Journalismus sowie Public Relations und Bankwesen – sehr originell! Schön oberflächlich bleibt es dann jedoch (zum Glück) nur beim „und was machst du so?“ – wenigstens ein Punkt für eine authentische Repräsentation der modernen Welt. Darüber hinaus gibt es aber nicht wirklich viel zu erzählen. Stattdessen verlaufen die Klischees fließend; das Gelächter bleibt leise, wenn nicht gar aus. Menschliche Tiefe sucht man hier daher vergebens, Humor zum Lachen ebenso. Und sollte man doch einmal auf so einen Film Lust haben, dann empfiehlt es sich zum vergleichbaren Während du schliefst zu greifen, in dem Sandra Bullock in eine nicht weniger komische Verwechslung hinein gerät. Im Vergleich zu modernen britischen Romcoms muss sich Es ist kompliziert also geschlagen geben, besonders wenn man an Love, Rosie – Für immer vielleicht und Alles eine Frage der Zeit zurück denkt.
OT: „Man Up“
Land: UK, Frankreich
Jahr: 2015
Regie: Ben Palmer
Drehbuch: Tess Morris
Musik: Dickon Hinchliffe
Kamera: Andrew Dunn
Besetzung: Simon Pegg, Lake Bell, Rory Kinnear, Olivia Williams, Ophelia Lovibond
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