Seit vielen Jahren schon ist Helene Brindel (Martina Gedeck) mit dem Geschäftsmann Christoph (Johannes Krisch) verheiratetet und hat sich ganz in ihrer Rolle als Hausfrau eingefunden. In letzter Zeit leidet sie jedoch immer mehr unter Schlafstörungen. Als sich auch noch ein Todesfall in ihrem Bekanntenkreis ereignet, gerät ihre Ehe zusehends aus den Fugen, denn sie zweifelt immer mehr an ihrem Glauben und an der Existenz Gottes generell. Es kommt zu einem Streit zwischen den Eheleuten, bei dem Christoph handgreiflich wird, was Helene nicht nur erschreckt, sondern nachhaltig einen Keil zwischen sie und ihren Mann treibt. Eines Tages findet sie durch Zufall in einem Radiointerview des Wissenschaftlers und Sachbuchautors Dr. Eduard Gluck (Ulrich Tukur) etwas, was sie mit ihrer derzeitigen Lage verbindet. Unter dem Vorbehalt, sie würde ihrer kranken Schwester helfen wollen, reist sie nach Hamburg, wo Gluck eine Lesung hat und sucht das Gespräch mit dem Forscher, der jedoch zunächst eher reserviert auf die vermeintlich spirituelle Tiefe seines Werkes reagiert.
Eine kauzige Liebesgeschichte
In Gleißendes Glück, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans der schottischen Schriftstellerin A. L. Kennedy, packt Regisseur Sven Taddicken (Das schönste Paar) gleich einige schwierige Themen, beispielsweise Pornosucht an, wobei jedoch für ihn in erster Linie die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Über diese, wenn auch etwas kauzige, Romanze, wie er sie in Interviews beschreibt, sei er während der einer Autofahrt gestolpert, als er in einem Stau steckte und das Hörbuch zum Roman gerade hörte. Wie schon bei seinem Film Emmas Glück ist ein herrlich unaufgeregter Film entstanden, der sich nicht auf Eindeutigkeiten fixiert, sondern ein sehr viel komplexeres und aktuelles Thema berührt, nämlich die immerwährende Suche nach dem Glück und wie diese unser Leben bestimmt.
Neben den dramatischen Elementen sind es nicht zuletzt die unerwartet komischen und heiteren Momente, die den besonderen Reiz dieser Geschichte ausmachen. Die Begegnung des Sachbuchautors, der sich ausgerechnet in das Thema Glück hineingearbeitet hat, mit einem seiner Leser ist eine reizvolle Basis für eine Erzählung, egal, in welchem Medium sie stattfindet, stellt sie doch das Weltbild von Figuren auf den Prüfstand. In diesem Falle spielen Ulrich Tukur und Martina Gedeck zwei Charaktere, deren Welt schon seit geraumer Zeit am Wanken ist, auch wenn sie nach außen hin die Illusion von Stabilität und Routine weiterhin zu wahren wissen. Liebe und Glück sind Taddickens Film wie auch der Romanvorlage keinesfalls banale Konzepte, wie man sie in Kalendersprüchen nachsehen kann, sondern Ideen, die Opfer, Akzeptanz und Toleranz erfordern, was sich nicht immer so leicht erklären lässt und für einige, von vielen Kritikern des Films als wenig plausibel, empfundene Momente sorgt.
Selbstsuche und das eigene Glück
Das Glück im Kontext der Selbstoptimierung und der Leistungsgesellschaft auf einen Nenner zu bringen, ist bereits seit vielen Jahren in vielen Medien eine Rezeptur, die zu funktionieren scheint. Ulrich Tukur spielt mit dem für ihn typischen Sprachwitz und dem Sinn für die innere Tragik seiner Figur einen Charakter, der die Einfachheit seines eigenen Konzepts schon längst ad absurdum geführt hat und durch die Begegnung mit der von Martina Gedeck gespielten Helene auf dessen Unzulänglichkeiten verwiesen wird. Diese Frau setzt nämlich konsequent um, was gesagt wird, sieht sich als Erschafferin einer Wirklichkeit, in der letztlich nicht nur das Glück, sondern vielmehr die Rückkehr zum Glauben wieder möglich ist.
Nicht nur schauspielerisch, sondern auch dramaturgisch und ästhetisch vermag Gleißendes Glück überzeugen. Die Bildkonstruktionen von Kamerafrau Daniela Knapp betonen diesen Prozess der Befreiung und des Zueinander-Findens der beiden Hauptfiguren, sowie das Prinzip der Verknappung oder des Weglassens der Regie, welches auf Reduktion statt auf überbordende Erklärung setzt.
OT: „Gleißendes Glück“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Sven Taddicken
Drehbuch: Sven Taddicken, Stefanie Veith, Hendrik Hölzemann
Vorlage: A. L. Kennedy
Musik: Riad Abdel-Nadi
Kamera: Daniela Knapp
Besetzung: Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Johannes Krisch, Hans-Michael Rehberg
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