Ich beide und sie Me Myself and Irene
© 20th Century Fox

Ich, beide und sie

Inhalt / Kritik

Ich beide und sie Me Myself and Irene
„Ich, beide & sie“ // Deutschland-Start: 19. Oktober 2000 (Kino) // 29. Juli 2004 (DVD)

Charlie Baileygates (Jim Carrey) ist ein freundlicher Polizist von nebenan. Genau genommen ist er sogar zu freundlich, lässt sich alles von allen gefallen, erhebt nie die Stimme, spricht nie ein Machtwort. Der Nachbarshund kotiert in Anwesenheit und vielleicht sogar auf Geheiß jenen Nachbars Charlies Rasen voll? Tja, was soll man machen. Charlies Frau (Traylor Howard) verlässt ihn für einen anderen Mann (Tony Cox), mit dem sie Kinder hatte, welche nun in Charlies Obhut bleiben? Na ja, irgendwer muss sich ja um die Kinder kümmern. Ein kleines Mädchen springt Seil auf der Straße und wird ausfallend, als sie auf die mögliche Gefahr hingewiesen wird? Weitergehen Officer, hier gibt es nichts zu sehen. Irgendwann ist aber selbst für die gutmütigste Psyche der Punkt gekommen, an dem es nicht so weitergehen kann. In Charlie manifestiert sich eine zweite Persönlichkeit: Hank. Und der ist ganz sicher nicht nett …

Der Slapstickkomiker ist zurück

Nachdem Jim Carrey sich mit seinen Hauptrollen in Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv, Die Maske sowie Dumm und Dümmer als Slapstickschauspieler und Grimassenkomödiant etabliert hatte, ließen spätere Besetzungen in Die Truman Show und Der Mondmann vermuten, dass es damit vorbei wäre. Weit gefehlt: Ich, beide & sie, obwohl im Jahre 2000 erschienen, wirkt als würde der Film an genau diese Tradition der 1980er-Komödien anknüpfen. Ähnlich wie Carrey hatten Peter und Bobby Farrelly 1994 mit Dumm und Dümmer als Regisseure und Drehbuchautoren auf sich aufmerksam gemacht, doch erst ihr 1998 veröffentlichter Film Verrückt nach Mary sollte ihre Namen fürs Erste etablieren sowie nachkommende Komödien beeinflussen, insbesondere hinsichtlich der Überschreitung der Grenzen des Ekel-Humors. Apropos Humor: Der englische Originaltitel Me, Myself & Irene ist ein passables Wortspiel und auch die deutsche Übersetzung sieht im ersten Moment soweit ganz in Ordnung aus, verliert durch das Komma jedoch ihren Sinn. Satzzeichen mögen vielleicht Leben retten, anscheinend können sie aber auch Wortspiele ruinieren.

Der Anfang von Ich, beide & sie erweckt beinahe den Anschein einer grotesken Parodie auf einen Jim-Carrey-Film oder eher noch den eines Road Movies. Charlie zuckelt mit seinem Polizeimotorrad durch die Gegend, ohne umzufallen, gegen einen Baum zu rasen oder sonst irgendeine verrückte Eskapade, welche den geborenen Grimassenschneider in seinem Element zeigen würde. Es ist eine etwas längere, sehr ruhige Szene, welche fast schon ein wenig meditativ wirkt und auf ihre Weise einen gelungenen Kontrast zur Erwartungshaltung darstellt. Von allzu langer Dauer ist dieser Eindruck aber natürlich nicht, denn wie andere der genannten Beispiele ließe sich Ich, beide & sie erneut als Die (oder mittlerweile eher: Eine) Jim Carrey Show bezeichnen.

Zu lang und belanglos

Das liegt nicht nur daran, dass seine Fratzenzieherei das beste Argument für den Film darstellt oder dass er sich hier in Sachen physischer Comedy selbst übertrifft. Es liegt eher daran, dass – von einigen erwähnenswerten Ausnahmen abgesehen – der restliche Cast um ihn herum aus unterschiedlichen Gründen schlicht nicht sonderlich heraussticht. Sei es wie im Falle von Nebendarsteller Robert Forster, dass der Schauspieler vom Skript einfach nicht genügend zu tun bekommt oder wie im Falle von Renée Zellweger in der Hauptrolle der Irene, dass sie in manchen Szenen schlichtweg fehlbesetzt wirkt. Es heißt manchmal von Schauspielern, sie würden eine Szene stehlen. Zellweger wirkt eher, als würde sie ihre Szenen zurückgeben. Klare Akzente setzen hingegen die (leider ebenfalls viel zu selten vorkommenden) Söhne von Charlie, gespielt von Anthony Anderson, Mongo Brownlee sowie Jerod Mixon. Die Handlung bleibt bei alledem größtenteils auf der Strecke und schon kurz nach der Sichtung könnten viele wohl nicht mehr die Gründe für manchen Plotpoint nennen oder würden gar schwören, der Film hätte diesen nie erklärt. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit dürfte der Film darüber hinaus auch für die größten Carrey-Fans zu lange geraten sein, zumal nicht nur die sowieso schon marode Handlung mit fortschreitender Dauer dünner wird, sondern viele Gags auch einfach wirkungslos verpuffen.

Credits

OT: „Me, Myself & Irene“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Mike Cerrone, Bobby Farrelly
Musik: Lee Scott, Pete Yorn
Kamera: Mark Irwin
Besetzung: Jim Carrey, Renée Zellweger, Anthony Anderson, Mongo Brownlee, Jerod Mixon, Chris Cooper, Michael Bowman, Robert Forster, Tony Cox, Traylor Howard

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