Moneyboys
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„Moneyboys“ // Deutschland-Start: 28. Juli 2022 (Kino) // 30. September 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Leicht nervös sitzt Fei (Kai Ko) vor der großen Fensterfront, gespannt darauf, was sich in den nächsten Stunden abspielen wird. Sein Gegenüber fasst ihm sanft auf das Knie und versichert ihm, dass er nicht aufgeregt zu sein braucht. Fei ist ein sogenannter Moneyboy – einer von vielen männlichen Sexarbeitern, die durch das Prostitutionsverbot in China ein stattliches Einkommen verdienen. Doch Fei sammelt das Geld nicht für sich selbst, sondern vor allem für seine Familie, die er in seinem kleinen Heimatdorf zurückgelassen hat, um sie von der Stadt aus finanziell zu unterstützen. Bei einem seiner Aufträge begegnet er eines Tages Xiaolai (JC Lin), der ihn als erfahrener Moneyboy in einigen Dingen unterweist und ihm dadurch weiterhilft. Nach kurzer Zeit entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen den Beiden, die durch die gemeinsame Tätigkeit aber immer wieder von Misstrauen und Eifersucht geprägt ist.

Kurze Eingewöhnungsphase

Moneyboys hält sich nicht mit langer und ausführlicher Exposition auf, sondern wirft das Publikum direkt in die Handlung und den sich anbahnenden Konflikt. Die anfangs beschriebene Einleitung spielt sich so schon in den ersten 10 Minuten des Filmes ab. Dadurch wird vor allem eines gleich zu Beginn sehr deutlich: Hier wird sich nicht mit langen Erklärungen oder Charaktereinführungen aufgehalten. Wer Wendungen in der Story und Charakterentwicklungen mitbekommen möchte, der muss schon ganz genau hinschauen. Das kann man mögen, muss man allerdings auch nicht. Zumal Moneyboys es niemals schafft, eine stringent erzählte Geschichte aufzuziehen. Anfangs aufkommende Handlungsstränge verlaufen sich ins Leere, werden viel zu spät wieder aufgegriffen oder sogar gänzlich ignoriert. Das mag ganz nett sein, sorgt allerdings dafür, dass gefühlvolle und dramatische Szenen oft ihre gesamte Wirkung verlieren.

Der einzige Handlungsaspekt, der sich wirklich durch den kompletten Film zieht, ist der soziale Druck, der auf Fei lastet. Als junger Mann im heiratsfähigen Alter wird von ihm erwartet, dass er so schnell wie möglich eine Frau findet. Dieser Druck ist allgegenwärtig und spiegelt sich jederzeit in Gesprächen mit Freunden und Verwandten wider. Bei seiner Familie stößt er dabei noch dazu durch seine Tätigkeit und seine sexuelle Orientierung auf Unverständnis, Hass und Blockaden. Dieser Bruch setzt Fei deutlich zu, was nicht nur inszenatorisch sehr mitfühlend gelöst ist, sondern auch schauspielerisch schön anzusehen ist. Akteur Kai Bo schafft es ausgezeichnet, die innerliche Zerrissenheit seines Charakters rüberzubringen. In seinem Spiel ist oft absolute Gefasstheit und Verletzlichkeit zu gleich zu erkennen, was seiner Rolle eine passende Dramatik verleiht.

Visueller Augenschmaus

Während der Film seinen einzelnen Handlungssträngen nicht viel Zeit gibt sich zu entfalten, erzählt er dafür visuell umso mehr. Einzelne Kameraeinstellungen ruhen lange und bewegungslos auf den Szenerien und fangen vieles ein, was erst auf den zweiten Blick ins Auge fällt. Konversationen zweier Charaktere in der Diffusität der Unschärfe, verstohlene Blicke, die nur zufällig gesehen werden und Gegenstände die durch das Bild rollen, ohne deutlich zu machen, ob sie das gewollt oder ungeplant tun. Jedes Szenenbild in Moneyboys hat viel zu bieten und dadurch auch viel zu erzählen. So entsteht statt einer stringenten Seherfahrung eher ein Suchspiel, dass zu Beginn sehr viel Spaß macht, mit der Zeit allerdings etwas eintönig wird. Doch wenn Fei bei einem Spaziergang durch historische Straßen wandert und die ganze Szenerie in ein magentafarbenes Neonlicht getränkt ist, dann ist das nicht nur ein schöner Kontrast zwischen Modernität und Tradition, sondern auch ein wundervolles Bild, das im Gedächtnis bleibt.

Credits

OT: „Moneyboys“
Land: Taiwan, Österreich, Frankreich, Belgien
Jahr: 2021
Regie: C.B. Yi
Drehbuch: C.B. Yi
Musik: Yun Xie-Loussignian
Kamera: Jean-Louis Villard
Besetzung: Kai Ko, Bai Yufan, JC Lin, Chloe Maayan

Bilder

Trailer

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Moneyboys
Fazit
"Moneyboys" ist ein visuell ansprechender Film, der sich geschickt kritisch mit der Thematik der Prostitution, sowie der der Homosexualität auseinandersetzt. Allerdings sorgen einige Längen, sowie viele ins Leere laufende Handlungsstränge dafür, dass die erhoffte Sozialkritik und Tragik des Film im Sand verebben.
Leserwertung9 Bewertungen
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von 10