Als Annie Laird (Demi Moore) als Geschworene berufen wird und darüber entscheiden soll, ob der Mafiaboss Boffano (Tony Lo Bianco) für seine diversen Vergehen verurteilt wird, ahnt sie noch nicht, worauf sie sich einlässt. Da ist zum einen der Medienrummel, von dem die Künstlerin überrascht wird. Die schlimmere Überraschung ist aber, als kurze Zeit später ein Mann (Alec Baldwin) vor ihr steht und sie vor die Wahl stellt: Entweder es gelingt ihr, dass der vermeintliche Verbrecher freigesprochen wird, wofür sie die anderen Geschworenen überzeugen muss, oder ihrem Sohn Oliver (Joseph Gordon-Levitt), den sie alleine großzieht, geschieht etwas Furchtbares. Doch wie soll sie das erreichen, wenn die Beweislast derart erdrückend ist?
Eine Dauerschleife vor Gericht
Die 90er Jahre waren quasi die Zeit schlechthin für Fans von Filmen, die sich um Gerichtsverhandlungen drehen. Ob Aus Mangel an Beweisen (1990), Eine Frage der Ehre (1992), Der Klient (1994) oder Zwielicht (1996), die Liste an Beispiel ist lang. Die Liste mit Stars, die in diesen Werken, die oft zwischen Drama und Thriller angesiedelt waren, mitwirkten, war noch größer. Doch so erfolgreich das Genre in diesem Jahrzehnt auch war, ein Selbstläufer waren die Filme nicht. Ein Beispiel, wie man trotz des günstigen Umfeldes das Erfolgsrezept völlig vergeigt, ist Nicht schuldig aus dem Jahr 1996. Nicht nur, dass die Einspielergebnisse enttäuschend waren: Bei einem Budget von 44 Millionen US-Dollar sprangen am Ende nur 60 Millionen wieder raus. Der Streifen wurde von der Kritik auch noch weitgehend verrissen. Demi Moore musste hierfür und das wenige Monate später veröffentlichte Striptease sogar eine Goldene Himbeere als schlechteste Hauptdarstellerin entgegennehmen.
Klar: Die Aussagekraft des berühmten Schmähpreises hält sich in Grenzen. Da geht es meist mehr darum, sich über Hollywood lustig zu machen, als sich tatsächlich mit der Qualität einer Leistung zu befassen. Zudem kann man Moore kaum allein dafür verantwortlich machen, dass der Thriller von Regisseur Brian Gibson (Breaking Glass) wenig überzeugt. Richtig gut ist ihre Darstellung natürlich nicht. Sie ist vielmehr so wenig bemerkenswert, dass man im Anschluss schon wieder vergessen hat, dass sie die Hauptrolle gespielt hat. Zwischendurch darf ein Tränchen kullern, auch Zeit für einen Ausraster muss drin sein. Ansonsten bleibt sie in Nicht schuldig ziemlich blass. Sehenswerter ist da schon Alec Baldwin, der seine Interpretation eines verführerischen bösen Wolfes abliefert. Er neigt im Gegenteil zum Überzogenen, will ganz doll böse sein. Aber es macht immerhin Spaß.
Viel Geschichte, wenig Sinn
Ansonsten kann man das von dem Film eher kaum behaupten. Das lässt die Geschichte nicht zu. Dabei wird man eines George Dawes Green nicht vorwerfen können, auf dessen Roman Die Geschworene basiert: Er habe sich nichts einfallen lassen. Schon das grundsätzliche Szenario von Nicht schuldig ist eigentlich vielversprechend. Natürlich gehört das Motiv, dass ein Gangsterboss verurteilt werden soll und dafür diejenigen eingeschüchtert werden, die ihn ins Gefängnis bringen können, zum Grundstock des Thrillers. Meistens handelt es sich dabei aber nur um eine Wendung in der Geschichte. Die ganze Geschichte darauf aufzubauen, das ist da schon ungewöhnlich. Vor allem die Idee, dass Anna alle anderen überzeugen muss, hatte viel Potenzial. Ein Die 12 Geschworenen, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Aber es kam anders. Gerade dieser Überzeugungsprozess fällt überraschend kurz aus. Es ist auch nicht so, dass die Verhandlung das Finale des Thrillers ist, wie man es eigentlich hätte vermuten können. Stattdessen geht der Film im Anschluss noch ewig weiter und verlagert den inhaltlichen Schwerpunkt auf das Verhältnis zwischen Anna und dem mysteriösen Bösewicht. Das geht mit einer Reihe von Wendungen einher. Aber auch mit jeder Menge Blödsinn, grauenvollen Dialogen und Gewaltszenen, die kein wirkliches narratives Ziel verfolgen. Umso schlimmer ist, dass sich Nicht schuldig dabei so richtig ernst nimmt. Immerhin: Die völlige Überfrachtung des Inhalts mit unnötigen Ausflügen führen zu optisch ansprechenden Szenen im weiteren Verlauf. Die wirken zwar so, als hätte man sie aus einem völlig anderen Film reingeschnitten, sie können sich aber sehen lassen. Für den Rest gilt das nur bedingt, trotz einiger talentierter Schauspieler: Der Film ist nicht ohne Grund in Vergessenheit geraten.
OT: „The Juror“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Brian Gibson
Drehbuch: Ted Tally
Vorlage: George Dawes Green
Musik: James Newton Howard
Kamera: Jamie Anderson
Besetzung: Demi Moore, Alec Baldwin, James Gandolfini, Joseph Gordon-Levitt, Lindsay Crouse, Anne Heche, Tony Lo Bianco
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goldene Himbeere | 1997 | Schlechteste Hauptdarstellerin | Demi Moore | Sieg |
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