Der Schock ist groß bei Anna (Ava Preston), Katy (Jamie Bloch), Sebastian (Eric Osborne) und Matthew (Nabil Rajo), als sie mitansehen müssen, wie sich ein Jugendlicher vom Dach stürzt. Als sie ihm zur Hilfe eilen, stellen sie fest, dass er offensichtlich geistig nicht mehr ganz da ist, redet er doch von irgendeiner seltsamen Pik-Dame. Später erfahren die vier, dass es sich dabei um einen Mythos rund um eine Hexe handelt. Keiner von ihnen glaubt, dass an diesem etwas wahr ist, weshalb sie ganz unbekümmert das Ritual ausüben, womit diese beschworen werden soll. Nur so zum Spaß. Dabei werden sie bald am eigenen Leib erfahren, dass damit besser nicht gespaßt werden sollte …
Die Geschichte kenne ich doch!
Englischsprachige Remakes ausländischer Filme gibt es bekanntlich nicht zu knapp. In den letzten Jahren versuchten beispielsweise The Guilty, Mein Bester & ich und Hard Powder, interessante Werke noch einmal für ein heimisches Publikum aufzubereiten. Darüber darf man natürlich die Nase rümpfen, steht das doch symptomatisch für eine Branche, die in dem Ruf steht, keine eigenen Ideen mehr zu haben und nur noch in den Wiederholungsmodus zu schalten. Gleichzeitig ist es aber zumindest zu begrüßen, wenn mehr Leute auf diese Weise von diesen Geschichten erfahren dürfen, die sie anderweitig wohl kaum gesehen hätten. Da ist eine Kopie immer noch das geringere Übel, zumindest wenn die Alternative die ist, dass spannende Werke komplett ignoriert werden.
Dann und wann gibt es aber auch Remakes, an denen selbst die verständnisvollsten Geister scheitern. Queen of Spades – Die Hexe ist eines dieser Remakes. Weder dürfte das vor einigen Jahren unter dem Titel Der Fluch der Hexe – Queen of Spades veröffentlichte russische Original so viele Fans haben, dass man damit Werbung machen könnte. Noch wird bei dem Inhalt ersichtlich, was genau Regisseur und Co-Autor Patrick White darin gesehen hat, das ihn zu der Ansicht brachte: Ja, die Welt braucht mehr davon. Dass ein paar Jugendliche sich an alten Beschwörungsformeln versuchen, kennt man aus dem Horrorgenre schließlich zur Genüge. Auch die Folgen sind bekannt: Der vermeintlich harmlose Nervenkitzel endet damit, dass ganz überraschend die Teilnehmenden nach und nach mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Zwischen unfreiwilliger Komik und Langeweile
Warum die vier das tun, wird auch nicht wirklich plausibel erklärt. Man sollte meinen, dass ein aus nächster Nähe beobachteter Selbstmord Abschreckung genug sein sollte, um lieber die Finger davon zu lassen. Aber auch das gehört oft zum Genre dazu: Irgendwie müssen die Figuren immer irgendwie dämlich sein, sonst würde die Handlung nicht funktionieren. Damit einher geht, dass die Charaktere reine Wegwerfware sind, deren einzige Funktion darin besteht, irgendwann sterben zu dürfen. Allein bei Anna gab man sich ein wenig mehr Mühe. Genauer ist es das nicht immer einfache Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter, welches White und sein Co-Autor John Ainslie zunehmend thematisieren. Das soll bei Queen of Spades – Die Hexe für eine gewisse emotionale Komponente sorgen, gerade zum Ende hin, wenn sich die Ereignisse erwartungsgemäß überschlagen.
Tatsächlich überzeugend ist das aber nicht. Auch wenn die großen Geschütze aufgefahren werden, um die böse Hexe zu vertreiben, das ist alles schon ziemlich billig. Gerade das Finale wird unfreiwillig komisch beim Versuch, das Ereignis künstlich aufbauschen zu wollen und richtig schön dick aufzutragen. Andererseits: Darüber kann man wenigstens lachen. Ansonsten ist bei Queen of Spades – Die Hexe Langeweile die natürlichste Reaktion. Das liegt nicht nur an der angesprochenen 08/15-Geschichte, die sich noch nicht einmal die Mühe macht, das aus der Mottenkiste zusammengeklaubte irgendwie anders anordnen zu wollen. Es liegt auch an der Inszenierung. Obwohl von Anfang an der Einsatz hoch ist, ebenso die Lebensgefahr, will daraus einfach keine Spannung entstehen. Bei der Inszenierung der Schreckmomente fehlen gleichermaßen die Idee wie beim Inhalt. Das einzige, was einem tatsächlich Angst machen kann, ist die zum Ende hin angedeutete Möglichkeit einer Fortsetzung. Denn die wäre, bei allem Verständnis, ein wirklich krimineller Diebstahl von Lebenszeit.
OT: „Queen of Spades“
Land: Kanada
Jahr: 2021
Regie: Patrick White
Drehbuch: John Ainslie, Patrick White
Musik: R.S. Plowman
Kamera: Scott McIntyre
Besetzung: Ava Preston, Eric Osborne, Daniel Kash, Jamie Bloch, Mikael Conde, Kaelen Ohm, Krista Marchand, Nabil Rajo
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)