Tom Walker (Paulo Andre Aragoa) kann sein Glück kaum glauben, als er in einer Investmentbank einen Job erhält. Jedoch ausgerechnet im Back Office, welches die Geschäfte der Broker überwacht und so überhaupt nichts mit jenem schillernden Leben zu tun hat. Dies ändert sich eines Tages, als Tom ein Angebot seines Vorgesetzten erhält, in den Trading Floor aufzusteigen, was mit einem sehr viel höheren Gehalt, aber auch mit größerer Verantwortung verbunden ist. Walker verfügt zwar über wenig Ahnung, was das eigentliche Geschäft angeht, wird aber von seinem Chef, dem Trader Ben James (Patrick Dewayne) sowie seinem Kollegen Marc Vanderbilt (Tom Bowen) in das tägliche Geschäft eingeführt.
Als schließlich James die Bank verlässt für einen lukrativeren Job, ist es an Marc und Tom, die Bank nicht nur vor dem Konkurs zu retten, sondern auch das ehrgeizige Ziel ihrer Vorgesetzten das hoch dotierte sowie äußerst komplexe Portfolio zu halten. Ohne die Leitung ihres Mentors sehen sich beide vor einer unmöglichen Aufgabe. Doch dann hat Tom eine Idee, die ihnen helfen könnte.
Ich bin kein schlechter Mensch
Mit Rogue Trader stellt Regisseur David Preute seinen ersten Spielfilm vor, der auf den Hofer Filmtagen 2021 lief und im Programm des Filmfestivals Max Ophüls Preis 2022 zu sehen war. In diesem befasst sich Preute mit der Finanzwelt, genauer gesagt mit jenem Phänomen des Rogue Trader, einem Mitarbeiter eines Finanzunternehmens, der ohne das Wissen seiner Vorgesetzten, riskante Geschäfte abschloss, die letztlich zur Implosion des Finanzmarktes, wie wir es 2008 erlebten, geführt haben. Im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Filmen wie Adam McKays The Big Short oder Filip Jan Rymszas Mosquito State ist der Ansatz eine Mischung aus Drama und Thriller, welcher die Geschichte eines Traders erzählt, dabei aber dessen Handlungen im Kontext des generellen Finanzmarktes und dessen Praktiken sieht.
Auch wenn die Handlung aus der Sicht einer Putzkraft, gespielt von Ankie Bielke, erzählt wird, steht doch der von Paulo Andre Aragao gespielte Tom Walker im Vordergrund der Geschichte. Wie ihm bereits früh von seinem Mentor bescheinigt wird, verfügt er über Eigenschaften, die ihn gewissermaßen zu einem Außenseiter innerhalb des Finanzwesens machen, bei dem es weniger um Loyalität oder Ambition geht, sondern ums Überleben. David Preute legt Rogue Trader als eine Geschichte über Verführbarkeit und Korruption eines Menschen an, der sich moralisch immer weiter von seiner Umwelt und dem Zuschauer entfernt, aber dessen Handeln nach wie vor auf jener Loyalität beruht und jener Ambition, seinen Job gut zu machen, auch wenn er eigentlich nicht die nötigen Qualifikationen für diesen hat. Aragao vollbringt als Darsteller einen Drahtseilakt, bleibt einem Tom Walker doch vertraut und nachvollziehbar in der Motivation, doch irgendwie bemerkt man gleichermaßen, wie sich die Figur immer mehr in jene Gefilde begibt, die ihn zu jenem Rogue Trader machen, der Risiken eingeht und gewissermaßen zu einer Marionette für „die da oben“.
Die Welt hinter Glas und Zahlen
Während Rogue Trader sich als eine Mischung von Thriller und Drama versteht, ist der Film an sich als Kammerspiel angelegt. Die Handlung spielt sich in den Geschäftsräumen jener Bank ab, für die Tom arbeitet, was den Szenen eine gewisse klaustrophobische Grundstimmung gibt. Nichts wirkt persönlich oder warm in diesem monochromen Raum, der aus Leder, Stahl und Beton besteht und in dem die einzige Lichtquelle das Flackern der Monitore ist, auf denen ein endlos erscheinender Strom von Zahlen abläuft. Preute und Kameramann Ahmed El Nagar reduzieren die Welt eines Tom Walkers wie auch der anderen Figuren auf jene Zahlenkolonnen, beschreiben einen Prozess der voranschreitenden Entfremdung, der sich noch dadurch steigert, dass man die eigentlichen Verantwortlichen hinter den riskanten Deals und die von Toms illegalem Handeln wissen (dies sogar dulden), nie zu Gesicht bekommt.
OT: „Rogue Trader“
Land: Deutschland, UK
Jahr: 2021
Regie: David Preute
Drehbuch: Davis Preute
Musik: Giovanni Berg, Dieter Schleip
Kamera: Ahmed El Nagar
Besetzung: Paulo Andre Aragao, Tom Bowen, Jan Liem, Oleg Kricunova, Ankie Beilke, Philipp Rafferty, Patrick Dewayne, Thure Riefenstein, Tamara Roming
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