Der chinesische Konsul Han (Tzi Ma) reist nach Los Angeles, um dort seine Arbeit zu verrichten. Kurz darauf allerdings wird seine kleine Tochter (Julia Hsu) entführt. Obwohl das FBI sich des Falls annimmt, fordert Han zusätzliche Unterstützung aus seiner Heimat an: Inspektor Lee (Jackie Chan), persönlicher Vertrauter des Konsuls und guter Freund der Tochter, soll der amerikanischen Behörde unter die Arme greifen. Der pflichtbewusste Beamte hatte kurz vor Hans Abreise aus Hongkong eine erfolgreiche Operation gegen den mysteriösen Juntao geleitet und dessen Verbrecherorganisation so gut wie das Handwerk gelegt. Die westlichen Ermittler legen allerdings keinen Wert auf ausländische Hilfe, weshalb der Polizist James Carter (Chris Tucker) damit beauftragt wird, Lee am Flughafen abzufangen und von Han fernzuhalten. Dieser Metzergang wiederum gefällt dem geschwätzigen Detective nicht sonderlich, weshalb er gemeinsam mit Lee auf eigene Faust loszieht, um das Mädchen zu finden. Schon bald kommen die beiden dahinter, dass Juntao seine Finger im Spiel hat …
Jackie Chan erobert Hollywood
Obwohl Jackie Chan bereits mit früheren Filmen gute Erfolge in den USA (beziehungsweise weltweit) verzeichnen konnte, war Rush Hour sein erster großer Hollywoodauftritt, in welchem er zudem überwiegend Englisch sprach. Aber nicht nur deshalb ist diese Cop-Buddy-Komödie eine Art Novum. Chris Tucker spielt einen Polizisten, welcher sich nicht unbedingt ans Protokoll hält und seine Ermittlungen lieber auf eigene Faust regelt, was auf den ersten Blick wie die x-te Auflage des bekannten Klischees wirkt. Schon bald stellt sich aber heraus, dass dieses hier einen gewissen Twist erfährt: Es ist nicht nur der Vorgesetzte, der mit Carter und seinen Methoden wenig anzufangen weiß, es ist das ganze Los Angeles Police Department. Sicher finden seine Kollegen ihn unterhaltsam, aber im Grunde stehen sie ebensowenig auf seiner Seite wie der Chief. Ebensowenig funktioniert Carters Vorgehen per se, seine Erfolge sind eher auf das sprichwörtliche Glück der Dummen zurückzuführen statt auf einen unkonventionellen, aber gut durchdachten Modus Operandi außerhalb des geregelten Ablaufs.
Jackie Chan ist unter anderem dafür bekannt, dass die Liste der von ihm erlittenen Unfälle, welche bei seinen waghalsigen Stunts passierten, länger ist als die gesamte Filmographie so manch eines etablierten Schauspielers. Angesichts der Schwere nicht weniger der so zugezogenen Verletzungen ist es regelrecht ein Wunder, dass der Mann überhaupt noch lebt. Es ist aber wohl kaum auf die Rücksicht auf Chans Gesundheit zurückzuführen, dass Rush Hour im Vergleich zu seinen Hongkonger Filmen im Actionbereich dem Multitalent weit weniger abverlangt. Dies dürfte eher darauf zurückzuführen sein, dass der Fokus eines westlichen Films, zu der damaligen Zeit zumal, schlicht nicht so sehr auf fliegenden Fäusten lag. Mögen sie vielleicht auch im direkten Vergleich zu Chans früheren Werken verblassen, sind sie jedoch fraglos immer noch brauchbar für das, was Rush Hour sein will. Eine ganz andere Herangehensweise sowie das teilweise Mitmischen von Chris Tucker verlangen eben eine abgemilderte Form der Action; das Hauptaugenmerk liegt klar auf den Witzen.
Zwischen Kampf und Komik
Diese funktionieren überwiegend ziemlich gut, auch das Drehbuch ist erfreulich solide. Einige strukturelle Änderungen hätten dem Skript aber vielleicht nicht geschadet. Wer genau sich hinter dem ominösen Juntao verbirgt, wird wohl den wenigsten Zuschauern lange verborgen bleiben, dennoch enthüllt Rush Hour die Identität des Bösewichts rein aus erzählerischer Sicht betrachtet etwas zu früh, ein späterer Reveal hätte zudem eine spannende Szene abgeben können. Auch sind einige Stellen pure plot convenience, um zu einem Witz und/oder einer Kampfszene überleiten zu können, was deshalb wohl leicht verziehen werden kann.
Jackie Chan und Chris Tucker haben eine fantastische Chemie miteinander, und obwohl Tucker weder die erste noch die zweite Wahl für die Rolle war, sondern nach Martin Lawrence, Wesley Snipes, Eddie Murphy und Dave Chappelle die fünfte, scheint sie ihm dennoch auf den Leib geschrieben worden zu sein. Chan musste sich diesmal zwar keine Sorgen um seine Knochen machen, hatte dafür aber mit gebrochenem Englisch zu kämpfen. Er selbst mochte den Film nie, unter anderem seiner linguistischen Unzulänglichkeiten wegen, das dürfte aber wirklich nur ihn persönlich davon abgehalten haben, einen Zugang zu Rush Hour zu finden, als Zuschauer ist nichts davon zu merken und die sprachlichen Schwierigkeiten passen wunderbar zum Geschehen und sind natürlich auch das Ziel einiger Jokes.
OT: „Rush Hour“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Brett Ratner
Drehbuch: Jim Kouf, Ross LaManna
Musik: Lalo Schifrin
Kamera: Adam Greenberg
Besetzung: Jackie Chan, Chris Tucker, Tom Wilkinson, Tzi Ma, Julia Hsu, Ken Leung
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