In seinem Beruf als Psychologe und Therapeut gehört Dr. Nathan Conrad (Michael Douglas) zu den besten seines Faches, zumindest in Manhattan, wo man ihn auch am Thanksgiving-Wochenende noch anruft wegen eines neuen Patienten. Sein Freund und ehemaliger Kollege Dr. Louis Sachs (Oliver Platt) stellt ihm den Fall der jungen Elisabeth Burrows (Brittany Murphy) vor, die auf Hart Island, einer kleinen Insel in der Nähe von Staten Island, gefunden wurde und mit niemandem sprechen will. Conrad versucht einen Zugang zu der jungen Frau zu finden, doch muss aus Zeitgründen die Sitzung beenden. Daheim warten seine Frau Aggie (Famke Janssen) und die gemeinsame Tochter auf ihn. Zu einem entspannten Tag mit der Familie kommt es dann aber doch nicht, denn am nächsten Morgen ist Nathans Tochter verschwunden und er erhält wenig später einen Anruf von einem unbekannten Mann, der sich als ihr Entführer ausgibt und dem Arzt bis zum Abend Zeit gibt, von seiner Patientin Elisabeth Burrows eine Zahlenkombination zu erfahren.
Hitchcock-Einschlag
Beinahe hätte es Gary Fleders dritter Film Sag’ kein Wort nur mit ziemlicher Verspätung in die Kinos geschafft, denn nach den Attacken auf das World Trade Center fragten sich Regisseur und Produzenten, ob ein Film, der in New York spielt und noch dazu die Twin Towers zeigt, überhaupt gezeigt werden sollte. Schließlich wurden nur die entsprechenden Stellen im Film an sich ersetzt und die Verfilmung von Andrew Klavans Roman kam in die Kinos, wo er nur knapp seine Kosten wieder einspielte und auf gemischtes Echo seitens der Kritik stieß. Dabei ist der Thriller mit „Hitchcock-Einschlag“, wie es in der Rezension von kino.de heißt, vor allem wegen seiner Schauspieler sehr sehenswert.
Der Name Gary Fleder steht für handwerklich gut gemachte Unterhaltung, wobei sich der aus Norfolk, Viginia stammende Filmemacher in erster Linie auf das Thrillergenre spezialisiert hat. Neben Sag’ kein Wort gehören Werke wie Das Leben nach dem Tod in Denver und die John Grisham-Verfilmung Das Urteil – Jeder ist käuflich zu seinen bekanntesten Werken. Dabei scheint Fleder vom bereits erwähnten Meister des Genres gelernt zu haben und einen Menschen aus dem Alltag herauszureißen, in eine für ihn chaotische und stressige Situation, in welcher er über sich hinaus wächst. In der Hauptrolle als Nathan Conrad ist Michael Douglas mehr als passend besetzt und spielt diesen Mann in einem Spagat zwischen seinem zeitaufwendigen Beruf und seiner Familie, wobei er beide Seiten versucht gleichermaßen zufriedenzustellen, was nicht nur früh im Film angezeigt wird, sondern eine wichtige Motivation für diesen wie auch viele andere Figuren Douglas’ spielt. Insbesondere die Fürsorge ist ein zentraler Aspekt, was glaubwürdig gespielt wird und vielen Szenen die für sie nötige Dramatik gibt, auch wenn man sich fragt, warum die Nebenhandlung um eine Mordermittlung eigentlich sein musste, lenkt diese doch nicht nur von der Hauptgeschichte ab, sondern nimmt zudem unverhältnismäßig viel Platz ein.
Gefährdete Sicherheit
Wie beim „Master of Suspense“ steht die Korrosion von Familie und damit die der individuellen Sicherheit im Zentrum der Handlung. Fleder und Kameramann Amir Mokri beweisen ihr Gefühl für Atmosphäre und den Raum, in dem sich die Figuren befinde, was besonders bei der ans Bett gefesselten Frau des Helden auffällt, die sich hilflos fühlt und immer mehr erkennt, wie auch sie einen Teil dazu beitragen kann, dass man ihre vermisste Tochter findet. Schauspielerisch interessant wird Sag’ kein Wort in den Szenen zwischen Douglas und Murphy, wobei die durch einen tragischen Tod so früh verstorben Aktrice ihr Gespür für traumatisierte, gebrochene Figuren zeigt, was sie in ihrer kurzen Karriere immer wieder unter Beweis stellte. Schade ist dabei nur, dass das Drehbuch schon früh einige wichtige Elemente vorwegnimmt, welche im letzten Teil als große Twists verkauft werden sollen.
OT: „Don’t Say a Word“
Land: USA
Jahr: 2001
Regie: Gary Fleder
Drehbuch: Anthony Peckham, Patrick Smith Kelly
Vorlage: Andrew Klavan
Musik: Mark Isham
Kamera: Amir Mokri
Besetzung: Michael Douglas, Sean Bean, Guy Torry, Brittany Murphy, Famke Janssen, Oliver Platt, Jennifer Esposito
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