Es ist kein schönes Erwachen für den Chirurgen Dr. Lawrence Gordon (Cary Elwes) und Adam Stanheight (Leigh Whannell), als sie angekettet an ein Rohr in einem Raum aufwachen, nur wenige Meter von einer übel zugerichteten Leiche entfernt. Beide wurden entführt, doch wer sich hinter dem Täter verbirgt und wer ihnen vielleicht feindlich gesonnen sein könnte, wissen die beiden Männer nicht. Nachdem sie endlich den Lichtschalter im Raum gefunden haben, erhalten sie durch einen Kassettenrecorder und einem Umschlag, welcher jeder von ihnen in der Hosentasche findet, dann doch einen Hinweis, denn auf dem Band offenbart eine heisere Stimme ihnen beiden, sie werden eine Lektion erteilt bekommen und haben es selbst in Hand, sich zu bessern und ins Leben zurückzukehren oder in dem Raum zu sterben.
Training für die Welt „da draußen“
Die Ausbildung an einer Filmschule, besonders einer, die sich eines gewissen Prestiges rühmt, kann schon einmal im Kontrast stehen zu derart von Film, der letztlich nicht nur das Publikum begeistert, sondern letztlich auch das Handwerk des Regisseurs nicht nur künstlerisch, sondern auch kommerziell rentabel macht. So war es nicht nur die Begeisterung für Genrefilme, die James Wan und Leigh Whannell an der Filmschule in Melbourne zusammen brachte, denn sie sahen in der Art und Weise, wie das Filmhandwerk gelehrt wurde und welche Filme letztlich von ihren Dozenten gelobt wurden, einen krassen Gegensatz zu dem, was schließlich in den Kinos das Publikum begeisterte. Mit einem ersten Kurzfilm, der bereits die Prämisse von Saw enthielt, stellten sich die beiden schließlich in Hollywood vor und fanden nach langem Suchen Geldgeber für ihren ersten Film, der nicht nur zu einem formidablen Erfolg wurde und eine ganze Reihe von Fortsetzungen auslöste, sondern zugleich ein regelrechtes Kulturphänomen wurde.
Die Diskrepanz zwischen der Welt, wie man sie wahrnimmt oder gewohnt ist wahrzunehmen, und wie sie tatsächlich ist, definiert den Kern der Saw-Filme. Die Figuren, der Chirurg wie auch der Polizist, sind eingeschlossen in ihrer Blase, der einen durch seinen Job und seinen komfortablen Lebensstil, und der andere durch seine Obsession mit dem Tod wie auch einer Tragödie, für die er sich die Schuld gibt. Beide stehen sinnbildlich für jene Menschen, die Jigsaw, wie der Killer genannt wird, zur Zielscheibe hat und die er, durch die direkte Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit, versucht, wieder ins Leben zurückzuholen. Konzepte wie der pejorative „Gewaltporno“ oder „torture porn“, wie es im Englischen heißt, verstellt die Sicht auf die Idee hinter Filmen wie Saw, der trotz seiner brutalen Szene auf eine Wahrheit anspielt, die viele Menschen ausgeblendet haben, nämlich die eigene Sterblichkeit und wie wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen, durch Egoismus, Arroganz oder andere nieder Bedürfnisse.
Die Falle deines Lebens
Der erste Film der Reihe stellt bereits jene Formel dar, welche die folgenden Filme mehr oder weniger kopieren und ergänzen. Die Fallen des Killers stellen nicht nur ausgeklügelte Gerätschaften dar, sondern zugleich eine Widerspiegelung jener Charakterschwäche, der sich das Opfer schuldig gemacht hat. Oftmals ist jene Schwäche zu einer Sackgasse geworden, sodass die Falle auf eindringliche Weise das Opfer ins Leben zurückholen will, sodass es sich praktisch von dieser Lage emanzipiert. Von daher geht von diesen ein Großteil der Faszination der Filmreihe aus, wie bereits der erste Teil eindringlich zeigt, wenn man alleine schon Amandas Falle betrachtet und wie sie gezwungen sich ihre eigene Sucht zu überwinden, sofern sie diese überleben will. Darüber hinaus zeichnet sich Saw durch einen formalen Minimalismus aus, was letztlich auch dazu beitrug, dass mehr Teile produziert wurden, die an den Erfolg anschließen sollten.
Jedoch überzeugt Saw nicht nur thematisch, denn auch die Darsteller, allen voran Danny Glover, Cary Elwes und Shawnee Smith, die jene Menschen spielen, die sich auf das Spiel des Killers (freiwillig oder unfreiwillig) einlassen und sich aus der Todesfalle – der des Killers sowie der des eigenen Lebens – befreien wollen.
OT: „Saw“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: James Wan
Drehbuch: Leigh Whannell
Musik: Charlie Gouser
Kamera: David A. Armstrong
Besetzung: Cary Elwes, Danny Glover, Monica Potter, Tobin Bell, Michael Emerson, Leigh Whannell, Shawnee Smith
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