Scream 2022
© Paramount Pictures

Scream (2022)

Inhalt / Kritik

Scream 2022
„Scream“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2022 (Kino) // 28. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich hatte es sich Tara (Jenna Ortega) gerade erst daheim gemütlich gemacht, als sie ein Telefonanruf aufschreckt. Am anderen Ende vermutet sie den neuen Freund ihrer Mutter, nur um nach einiger Zeit festzustellen, dass ein irrer Killer an der Leitung ist, der sie angreift. Die Jugendliche überlebt, liegt anschließend aber schwer verletzt im Krankenhaus. Das wiederum ist Anlass für ihre entfremdete Schwester Sam (Melissa Barrera), zusammen mit ihrem Freund Richie (Jack Quaid) nach Woodsboro zurückzukehren, obwohl sie ihre alte Heimat nie wiedersehen wollte. Als es kurze Zeit später zu einem erneuten Angriff kommt, schließen sich die drei nicht nur mit Taras Freundeskreis zusammen, um einen Plan zu entwickeln. Sie suchen außerdem die Hilfe von dem inzwischen pensionierten Sheriff Dewey Riley (David Arquette), der wie kaum jemand sonst weiß, wie man dem Ghostface Killer begegnet …

Angriff der Nostalgie-Kämpfer

Dass Hollywood gern Fortsetzungen dreht, ist kein sonderlich neues Phänomen. Manchmal hat man sogar das Gefühl, dass es mehr Franchises gibt als Originaltitel. Dennoch ist es schon auffällig, wie sehr die Traumfabrik in den letzten Jahren auf Fanservice und Nostalgie setzt. Ob Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht, Ghostbusters: Legacy oder Spider-Man: No Way Home, das wird schon recht ungeniert mit „weißt du noch…“ Kasse gemacht. Mit Scream wird nun die nächste Leiche exhumiert, in der Hoffnung, an vergangene Erfolge anschließen zu können. Die Skepsis war hier besonders groß. Zum einen war die Reihe schon beim letzten Film vor über zehn Jahren nicht mehr ganz taufrisch. Durch den Tod von Wes Craven, der die vier Teile inszeniert hatte, wirkte das umso mehr wie Leichenfledderei.

Andererseits war Scream nie einfach nur eine Horrorreihe, sondern gleichzeitig immer ein Kommentar über das eigene Genre. Geradezu legendär war das im ersten Teil, wenn die im Slasher-Bereich versierten Figuren Regeln zum eigenen Überleben aufstellen und dadurch regelmäßig auf eine Meta-Ebene wechseln. Dieses Gimmick nutzte sich mit der Zeit natürlich ab, ist aber beim fünften Film tatsächlich wieder eine Stärke. Denn dieses Mal geht es nicht allein um die Konventionen dieses Genres, die aufgegriffen und fleißig kommentiert werden. Stattdessen macht man sich allgemein über solche Legacy-Reboot-Fortsetzungen lustig und greift auch eine interessante Entwicklung des Horrorfilms auf. Inzwischen gibt es einen Grabenkampf zwischen Traditionalisten, die in erster Linie Spannung und Unterhaltung wollen, und einem Publikum, das mehr Inhalt und Relevanz will. Die früh im Film erwähnten It Follows und Der Babadook folgen dann eben doch anderen Regeln.

Namedropping im Sekundentakt

Die beiden stärker dem Arthouse zugewandten Teile sind nur zwei von vielen Verweisen auf das real existierende Horrorgenre. Vor allem zu Beginn setzt Scream schon extrem auf Namedropping, wenn alle möglichen Kollegen zitiert werden, von den 80ern bis heute. Sonderlich clever ist das nicht. Hin und wieder scheint es auch mehr darum zu gehen, eine Liste abzuarbeiten, anstatt tatsächlich eine Geschichte zu erzählen. Aber es macht Spaß, zumindest sofern man zur Zielgruppe gehört. Diese sollte sich nicht nur im Genre selbst auskennen, sondern auch in der Historie der Scream-Reihe. Da wird unentwegt auf die vorangegangenen Teile verwiesen, sei es direkt oder über Umwege. Die zuvor eingeführte Film-im-Film-Reihe Stab gibt es noch immer und wucherte auf eine Weise, wie man sie eben nur in diesem Filmsegment findet.

Im Gegensatz zu anderen Nostalgie-Exzessen ist man sich hier aber immer bewusst, was man da tut. Es gelingt auch besser als bei so manch anderen, dieses Bedürfnis zu bedienen, ohne sich groß verrenken zu müssen. Durch die charakteristischen Meta-Elemente ist das alles recht gut integriert. Allerdings können sich die Drehbuchautoren James Vanderbilt (Murder Mystery) und Guy Busick (Castle Rock) nie so ganz entscheiden, ob sie die Klischees nun auseinandernehmen oder bestätigen wollen. Auch das ist nicht neu bei der Reihe, führt hier aber zu mehreren ärgerlichen Situationen. Einerseits sind die Figuren so versiert und wissen genau, was sie tun müssen, nur um dann in entscheidenden Momenten doch die dümmste Reaktion zu wählen. Wenn beispielsweise der bewusstlose Killer am Boden liegt und mehrere Leute drumherum sind, sollte es nicht schwierig sein, Ghostface dann auch wirklich festzuhalten, die Waffen wegzunehmen oder wenigstens die Maske abzunehmen. Stattdessen rennen sie wieder weg. Hinzu kommen Kampfszenen, in denen die Opfer sich sehr wehrhaft zeigen und dann doch nie konsequent sind.

Ja, und wer ist nun der Killer?

Dennoch ist dem Regie-Duo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot) ein Eintrag in der Reihe geglückt, welches dem Erbe und dem großen Namen tatsächlich würdig ist. Die neuen Figuren schlagen sich selbst bei dem gemeinsamen Szenen mit den Urgesteinen wacker. Sehr schön sind auch die Paranoia-Szenen, wenn jeder jeden verdächtigt, der Killer zu sein, und die verschiedensten Szenarien durchgespielt werden, wer es sein könnte. Auf diese Weise macht Scream selbst dann Spaß, wenn der nostalgische Unterbau entfernt wird. Teilweise wird da schon geschickt mit Erwartungen gespielt. Auch wenn der neueste Teil keine wirklich neuen Impulse mit sich bringt und letztendlich nur die beliebte Formel variiert, das Ergebnis überzeugt. Da hier wie beim klassischen Whodunnit-Krimi bis zum Schluss offenbleibt, wer dieses Mal hinter der kultigen Ghostface-Maske steckt, darf auch kräftig spekuliert und gerätselt werden. Und das eine oder andere Mal mitgezittert, wenn die Jagd wieder eröffnet wurde.

Credits

OT: „Scream“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
Drehbuch: James Vanderbilt, Guy Busick
Musik: Brian Tyler
Kamera: Brett Jutkiewicz
Besetzung: Melissa Barrera, Jenna Ortega, Jack Quaid, Mason Gooding, Jasmin Savoy Brown, Mikey Madison, Sonia Ben Ammar, Dylan Minnette, David Arquette, Courteney Cox, David Arquette

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Scream (2022)
Fazit
„Scream“ orientiert sich an den Anfängen der Horrorreihe und bringt sie auf den neuesten Stand, wenn mal wieder ein maskierter Killer sein Unwesen treibt. Das ist nicht der billige Aufguss, der im Vorfeld zu befürchten war, sondern ein tatsächlich spaßiger Teil. Wer sich nicht zu sehr über die zum Teil mangelnde Konsequenz der Figuren aufregt und mit dem exzessiven Namedropping leben kann, wird gut unterhalten – vor allem wenn mal wieder mit Konventionen gespielt wird.
Leserwertung15 Bewertungen
6.5