Servant Apple TV+
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Servant – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Servant Apple TV+
„Servant“ // Deutschland-Start: 28. November 2019 (Apple TV+)

Die Nervosität ist groß bei dem vermögenden Ehepaar Dorothy (Lauren Ambrose) und Sean Turner (Toby Kebbell), als sie sich ein Kindermädchen ins Haus holen. Schließlich ist Sohn Jericho noch sehr jung und war bislang immer nur in der Obhut der Mutter. Wer weiß, wie er da auf eine fremde Person reagieren wird? Dabei handelt es sich bei ihm um kein gewöhnliches Kind. Lediglich der engste Familienkreis, zu dem auch Dorothys Bruder Julian Pearce (Rupert Grint) zählt, weiß um die Geschichte. Doch die 18-jährige Leanne Grayson (Nell Tiger Free), die in Zukunft Dorothy entlasten soll, damit diese wieder langsam in ihr Berufsleben zurückkehren kann, stört sich nicht an der Situation. Scheint sie nicht einmal wahrzunehmen. Das wiederum macht Sean und Julian misstrauisch. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn auch die junge Aushilfe trägt Geheimnisse mit sich herum …

Ein spätes Highlight

Eigentlich schien die Karriere von M. Night Shyamalan bereits beendet zu sein. Nach seinem großen Durchbruch The Sixth Sense ging es kontinuierlich bergab. Die Einspielergebnisse waren enttäuschend, die Kritiken wurden von Mal zu Mal verheerender. 2015 folgte dann das unerwartete Comeback mit dem Found-Footage-Horror The Visit und in geringerem Maße auch der Serie Wayward Pines, seinem TV-Debüt. Während es filmisch anschließend eine kleine Achterbahnfahrt gab, wurde auch sein zweiter Ausflug ins serielle Erzählen ein Triumph. Die Apple TV+ Produktion Servant stieß 2019 überall auf positive Resonanz, mehrere Staffeln folgten. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Mogelpackung. Denn auch wenn die Serie ihm zugerechnet wird, die Geschichte selbst hat sich Tony Basgallop ausgedacht. Die Rolle von Shyamalan beschränkt sich in der ersten Staffel auf zwei inszenierte Folgen, von zehn. Zudem ist er ausführender Produzent.

Aber dem Publikum kann das egal sein, solange das Ergebnis stimmt. Und das tut es hier. Tatsächlich ist Servant sogar einer der besten Einträge in der Filmografie des zuweilen glücklosen Regisseurs. Es gibt sogar Wendungen, die man mit Shyamalan in Verbindung bringt. Genauer erfolgt eine bereits relativ früh in der ersten Staffel, wenn wir das Geheimnis von Jericho erfahren. Und es wird nicht das einzige sein. Leanne, auch das wird bald klar, ist kein gewöhnliches Kindermädchen, sondern hat selbst eine Vorgeschichte. Wie diese konkret aussieht, wird aber erst nach und nach verraten. Man hat es bei der Inszenierung oft nicht übermäßig eilig, sondern lässt sich bei allem Zeit, kostet jeden einzelnen Moment aus. Viele Szenen sind länger, als sie es eigentlich sein müssten. Es gibt auch nicht wenige Szenen, in denen streng genommen gar nichts geschieht.

Fantastische Atmosphäre, tragische Vorgeschichte

Das bedeutet nicht, dass die Serie deswegen langweilig würde. Aber es erfordert schon ein Publikum, das sich etwas in Geduld üben kann und sich an der Atmosphäre erfreuen kann. Die ist dafür fantastisch. Von der ersten Folge an herrscht hier eine sehr bedrückende und zugleich fesselnde Stimmung, wenn Abgründe in unwirklich schöne Bilder gepackt werden. Ungewöhnliche Perspektiven tragen zu dem Eindruck bei, dass da etwas nicht stimmt. Die unheilvolle Musik tut ihr Übriges. Servant macht vor, wie viel allein schon durch das Audiovisuelle vermittelt werden kann, ohne dass es Handlung oder Dialoge bräuchte. Dabei beeindruckt vor allem, dass dies so mühelos erscheint. Wo andere Horrorproduktionen einen ohrenbetäubenden Soundtrack oder plumpe Jump Scares brauchen, um den Zuschauern und Zuschauern klarzumachen, dass das hier gefährlich ist, da setzt man hier auf kleine Details – etwa Seans schmerzhafte Erfahrungen mit unerklärlichen Splittern.

So etwas zieht schnell den Vorwurf nach sich, etwas sei style over substance. Tatsächlich ist man hier streckenweise so sehr damit beschäftigt, alles ganz ominös gestalten zu wollen, dass die Geschichte dabei in den Hintergrund rückt. Substanzlos ist Servant deswegen aber nicht. Stattdessen werden das Unheimliche und das Mysteriöse mit viel Tragik verbunden. Die Serie mag primär dem Horrorgenre zugeordnet werden, ist aber gleichermaßen ein Drama, wenn der Staffel eine tieftraurige Vorgeschichte vorangeht. Einige Szenen sind dabei so schmerzhaft, dass es keine Bedrohungen von außen mehr braucht – was auch der sehr guten Besetzung zu verdanken ist, welche den Spagat der Genres meistert. Da die zehn Folgen jeweils meist rund dreißig Minuten lang sind, ist die Laufzeit der ersten Staffel zudem schön kurz, was das gemächliche Tempo zumindest zum Teil wieder ausgleicht.

Credits

OT: „Servant“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: M. Night Shyamalan, Daniel Sackheim, Nimród Antal, Alexis Ostrander, Lisa Brühlmann, John Dahl
Drehbuch: Tony Basgallop
Idee: Tony Basgallop
Musik: Trevor Gureckis
Kamera: Mike Gioulakis, Jarin Blaschke
Besetzung: Lauren Ambrose, Toby Kebbell, Nell Tiger Free, Rupert Grint

Bilder

Trailer

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„Servant“ folgt einem Paar und dem neuen Kindermädchen, die jeweils Geheimnisse und traurige Vorgeschichten mit sich herumtragen. Die Serie fesselt durch die unheimlich rätselhafte Atmosphäre, ist gleichzeitig aber auch ein gut gespieltes Drama um verdrängte Traumata und Abgründe, die sich erst langsam offenbaren.
Leserwertung28 Bewertungen
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8
von 10