Nach einem etwas schwierigen Anlauf haben es Koala Buster Moon und seine tierische Truppe geschafft: Sie haben eine Bühnenshow auf die Beine gestellt und werden vom Publikum bejubelt. Die meisten von diesem zumindest. Ausgerechnet der Talent Scout, der nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen fürs Vorsingen bei Medien-Mogul Jimmy Crystal sucht, ist jedoch wenig beeindruckt. Davon lassen sich die ambitionierten Nachwuchssänger und -sängerinnen aber nicht abhalten. Sie fahren trotzdem in die Großstadt Redshore City, um an der Vorwahlrunde teilzunehmen. Tatsächlich gelingt es ihnen, sich hineinzuschleichen. Mehr noch, sie überzeugen den Oberwolf davon, ihr Science-Fiction-Bühnen-Musical zu produzieren. Die Sache hat aber einen Haken: Die Show startet nur, wenn sie es schaffen, den Rockstar-Löwen Clay Callowa für einen Auftritt zu gewinnen. Doch der hat sich nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen und meidet jedes Rampenlicht …
Eine Erfolgstruppe in der Krise
Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte Illumination nichts falsch machen. Zwar waren die Filme des französischstämmigen Animationsstudios nicht gerade große Kritikerlieblinge. Dafür spielten sie an den Kinokassen Unmengen an Geld ein, umso mehr, da die Produktionskosten im Vergleich zu anderen Animationstitanen recht gering waren. Das sorgte für fette Renditen. Zuletzt läuft es jedoch nicht mehr so wirklich. Während Der Grinch aufgrund der Weihnachtsthematik ohnehin ein Sonderfall war, enttäuschte gerade Pets 2, das gerade mal die Hälfte des Vorgängers einspielte. Und auch Sing 2, in Deutschland unter dem Titel Sing – Die Show deines Lebens veröffentlicht, kommt bislang auf gerade mal ein Drittel des ersten Teils. Klar, da hat die Corona-Pandemie maßgeblich Mitschuld daran. Dennoch: Der große Hype ist nicht zu spüren. Vielleicht waren die fünf Jahre Pause zwischen den beiden Filmen dann doch zu lang.
Das ist insofern schade, weil der Film im Vergleich zum Vorgänger eine Verbesserung darstellt. Sing versuchte zwar, eine möglichst bunte Schar tierischer Möchtegerntalente zu versammeln und ihnen viele Geschichten auf den Leib zu schreiben. Das war an einzelnen Stellen leidlich amüsant, wenn ein mächtiger Gorilla zum Softie wird oder ein Schwein mit Hunderten Ferkeln ein bisschen Platz für sich sucht. Die meiste Zeit begnügte man sich aber damit, einfach irgendwelche Tiere irgendwelche durchgenudelten Dauerschleifenlieder singen zu lassen. Da auch die Darbietungen auf profillose 08/15 Pop-Konfektionsnummern hinausliefen, war die Animationskomödie nicht mehr als langweilige Dutzendware. Wären da nicht die absurd vielen Starsprecher im englischen Original, es gäbe keinen gehaltvollen Grund sich das anzuschauen.
Größer und bescheuerter
Sing – Die Show deines Lebens erfindet in der Hinsicht das Rad sicherlich auch nicht neu, da wurde vieles aus dem ersten Teil recycelt. Tatsächlich hat man anfangs das Gefühl, dass man einfach nur alles eine Nummer größer anlegt und es dann dabei belässt. Das typische Fortsetzungsprinzip eben, demzufolge es völlig ausreicht, ein bisschen aufzublasen und aufzumotzen, ansonsten aber alles gleich zu lassen. Interessant wird es ab dem Zeitpunkt, an dem die Truppe anfängt, an der tatsächlichen Show zu arbeiten. Zumindest an der Stelle hat sich Regisseur und Drehbuchautor Garth Jennings, der schon für den ersten Film verantwortlich war, mal ein bisschen ausgetobt. Das Science-Fiction-Musical ist so bescheuert, dass es schon irgendwie Spaß macht, bei dessen Aufbau dabei zu sein.
Die neuen Figuren sind ebenfalls eine willkommene Erweiterung. So hat beispielsweise ein versnobter Nasenaffe, der als Tanzlehrer für Schwung sorgen soll, eine Reihe amüsanter Szenen. Durch den Wolf Jimmy Crystal schleicht sich sogar noch ein bisschen Mediensatire hinein, wenn es zu einer großen Diskrepanz zwischen der äußeren Fassade und den inneren Werten kommt. Apropos Fassade: Visuell kann man Sing – Die Show deines Lebens nicht viel vorwerfen. Durch den Schauplatzwechsel wird einiges mehr fürs Auge geboten. Nicht nur die Stadt bzw. das Studio beinhalten diverse sehenswerte Orte. Zwischenzeitlich geht es auch mal raus in die Natur, wenn es darum geht, den zurückgezogenen Löwen zurück auf die Bühne zu zerren.
Musik ohne Persönlichkeit
Musikalisch hat es hingegen keine Fortschritte gegeben. Zwar gibt es erneut eine Auswahl bekannter Lieder. Und es ist auch nicht so, dass die Sänger und Sängerinnen kein Talent hätten. Es fehlt den Nummern nur nach wie vor jede Persönlichkeit. Das ist alles so glattgebügelt, ohne Besonderheit und Eigenart, dass es auch von einer künstlichen Intelligenz zusammenproduziert worden sein könnte. Wen das schon beim ersten Teil nicht gestört hat, wird auch bei Sing – Die Show deines Lebens keine Probleme damit haben. Außerdem ist die Zahl an professionellen Animationsfilmen im Kino derzeit sehr überschaubar, ohne Aussicht auf Besserung. Bis das nächste tatsächliche Highlight kommt, kann das schon dauern. Insofern erfüllt das hier schon irgendwo seinen Zweck. Mehr eben aber nicht.
OT: „Sing 2“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Garth Jennings
Drehbuch: Garth Jennings
Musik: Joby Talbot
Animation: Illumination Mac Guff
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