Bislang lief es eigentlich ganz gut bei der Chefsekretärin Connie (Andrea Sawatzki). Sie arbeitet genau, wird in der Firma geschätzt, sie ist eine wichtige Stütze. Da wäre nur ein Problem: Sie kann kein Englisch. Das soll aber die künftige Geschäftssprache sein. Und so bleibt ihr keine andere Wahl, als einen Sprachkurs zu belegen, wenn sie ihre Stelle behalten möchte. Zu diesem Zweck reist sie an die irische Westküste, wo sie mithilfe eines zweiwöchigen Intensivkurses die nötigen Kenntnisse zu erhalten hofft. Irgendwie klappt das alles aber nicht so wie gedacht. Als wäre ihre exzentrische Sprachlehrerin Gillian (Claire O’Donovan) nicht schon Herausforderung genug, hadert Connie mit dem Mitschüler Max (Götz Schubert), der ihr vom ersten Moment an kräftig auf die Nerven geht …
Hilflos in einem fremden Land
Der Titel Sprachlos in Irland weckt natürlich, vermutlich bewusst, an die populäre Liebeskomödie Schlaflos in Seattle, bei der sich zwei Menschen mittels einer Radiosendung näherkommen. Tatsächlich geht es auch bei der deutschen TV-Komödie darum, wie zwei Leute, die sich in einer Krise befinden, näherkommen und Gefühle entdecken. Ansonsten halten sich die Gemeinsamkeiten zwischen dem Hollywood-Blockbuster und der ARD-Produktion aber stark in Grenzen. Letztere wird auch sicherlich kein Klassiker werden, der Jahre später noch das Publikum zum Schwärmen bringen wird. Denn dafür ist der Film einfach zu wenig bemerkenswert.
Er ist zudem sehr unschlüssig. Zu Beginn scheint es primär tatsächlich darum zu gehen, dass Connie endlich einmal Englisch lernt, da sich ihre Sprachkenntnisse auf ein paar Floskeln beschränken. Wenn ein solcher Mensch ins kalte Wasser geworfen wird und direkt ins englischsprachige Ausland reist, dann ist das eine Steilvorlage für komische Situationen. Wenn sich jemand hilflos durch ein fremdes Land kämpft, dann bietet das Potenzial für viele peinliche Momente, verbunden mit ein bisschen Culture Clash. Sprachlos in Irland macht aber relativ wenig daraus. Schwierigkeiten, den richtigen Bus zu finden oder beim Kauf eines Apfelkuchens sind da schon der Gipfel. Der Film scheint an dem Thema allgemein kein großes Interesse zu haben. Ausgerechnet der Sprachaspekt spielt in der zweiten Hälfte keine Rolle mehr. Es gibt praktisch keine Szene mehr, in der noch etwas in diese Richtung geschieht.
Es muss mal wieder schnell gehen
Stattdessen verlagert sich der Schwerpunkt auf die persönliche Geschichte der Protagonistin. Dass diese und ihr Mitschüler Max sich näherkommen werden, ist dabei nicht unbedingt die große Überraschung. Schon von der ersten wie so oft forcierten Auseinandersetzung an ist klar, dass da noch was geht. Man hat schließlich nicht ohne Grund den schematischen Kontrast zwischen der etwas steifen Sekretärin und dem spontanen Musiker eingeführt. Das Problem hierbei ist dabei nur zum Teil, dass Sprachlos in Irland so vorhersehbar ist. Man investierte zudem keinerlei Arbeit in die Entwicklung dieses Verhältnisses. So konstruiert der anfängliche Konflikt zwischen beiden ist, so konstruiert ist auch dessen Auflösung. Irgendwann ist es einfach anders, egal wie, der Film will es so.
Das ist auch deshalb fahrlässig, weil sich Sprachlos in Irland wegbewegt von der Komödie hin zu einer Selbstentdeckung und Selbstbestimmung der angehenden Großmutter. Dass sich jemand noch einmal selbst findet und das Glück findet, das ist natürlich immer nett. Nicht ohne Grund wird immer wieder in Filmen auf solche inneren Reisen gesetzt. Das Publikum darf darin Bestätigung und Inspiration für sich selbst mitnehmen. Tut immer gut. Wenn die aber so wenig überzeugend ausfällt wie hier, funktioniert das Konzept einfach nicht. Die Unzufriedenheit von Connie, die sie dank des Irland-Aufenthalts überwindet, wird zu Beginn zu wenig verdeutlicht. Einfach nur später zu behaupten, dass es so ist, das reicht nicht.
Beliebig-belanglose Oberflächlichkeit
Etwas besser ist ein anderer Handlungsstrang, der später eingeführt wird und von Max’ schwierigem Verhältnis zu seiner Tochter Amy (Ella Lee) erzählt. Aber auch da hätte deutlich mehr Arbeit investiert werden dürfen, Sprachlos in Irland gibt sich zwar nachdenklich, bleibt dabei aber immer in einer beliebig-belanglosen Oberflächlichkeit. Ein bisschen Wohlfühlberieselung am Freitagabend. Das ist nicht nur wegen des Themas an sich schade, das mit mehr Feingefühl für schöne Geschichten geeignet gewesen wäre – und tatsächlich komische Szenen, von denen es hier zu wenig gibt. Auch dem Ensemble wäre mehr zu wünschen gewesen als eine dieser gefälligen Wegwerfproduktionen, wie sie das deutsche Fernsehen zu oft unters Volk bringt. Gerade Andrea Sawatzki (Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger) hat in anderen Kontexten gezeigt, dass sie für die Mischung aus Komik und Innerlichkeit geboren wurde. Ihr Talent trifft aber auf ein Drehbuch, das ihr zu wenig zu tun gibt.
OT: „Sprachlos in Irland“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Florian Gärtner
Drehbuch: Beatrice Meier
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Christoph Chassée
Besetzung: Andrea Sawatzki, Götz Schubert, Claire O’Donovan, Thorsten Merten, Ella Lee, Sarah Hannemann
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