So ein bisschen Extrageld könnte die Studentin Anna (Virginia Gardner) eigentlich ganz gut gebrauchen. Vor allem, wenn es so leicht verdient ist wie dieses hier: Sie und die anderen müssen für eine Studie lediglich ein neues Medikament zu sich nehmen, welches die Erinnerungsfähigkeit erweitern soll, und ihre Erfahrungen aufschreiben. Zu ihrer Sicherheit sollen sie während des Experiments in der Einrichtung bleiben, wo sie unter genauer Beobachtung stehen. Was soll da also schon schiefgehen? Eine Menge, wie sich bald herausstellt. Die anfangs 18-köpfige Gruppe, zu der unter anderem Den (Nathan Kress), Marcus (Mark Furze), Kristen (Kirby Bliss Blanton) und Scratch (Ryan Higa) gehören, macht zunehmend eigenartige Erfahrungen. So kommt es immer wieder vor, dass die Teilnehmenden Situationen mehrfach erleben, so als hätten sie einen Teil der Zukunft gesehen. Und als wäre das nicht schon unheimlich genug, mischen sich Visionen darunter, wie sie alle nacheinander sterben …
Erinnerungen an den kommenden Tod
Die Zukunft zu kennen, das kann schon sehr praktisch sein, erlaubt es einem doch, das eigene Leben anhand der kommenden Ereignisse auszurichten – und sei es nur durch die Wahl der richtigen Lottozahlen oder den Kauf der passenden Aktien. Es gibt aber einen Punkt, bei dem in Filmen immer wieder eine Linie gezogen wird: der eigene Tod. Zu wissen, wann und wie man stirbt, wird oft zu einer großen Belastung erklärt. Meistens sind es Horrorfilme, die den Menschen diese unerwünschte Fähigkeit verleihen. In der Regel läuft es darauf hinaus, dass die Figuren alles dafür tun, um diesem Schicksal dann doch noch irgendwie zu entkommen, siehe etwa Final Destination oder Countdown. Das wiederum bringt neue Schwierigkeiten mit sich, wenn der Tod nicht vor hat, seine Beute einfach so aufzugeben.
Das ist in Tell Me How I Die phasenweise ähnlich, mit einigen signifikanten Unterschieden jedoch. Zum einen gibt es hier kein fantastisches Element in Form eines Fluches oder so. Stattdessen darf die Wissenschaft an dem Debakel Schuld sein, wenn ein Medikament zur Steigerung des Erinnerungsvermögens eher unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringt. Denn wie uns Filme wie Strange Dreams gelehrt haben: Es ist keine gute Idee, an irgendwelchen Studien teilzunehmen. Das rächt sich auf die eine oder andere Weise. Hier sind es eben die verwirrenden Déjà-vu-Erfahrungen, bei denen anfangs offenbleibt, ob sie Wieder-Erlebnisse oder Vor-Erlebnisse sind. Nicht dass das einen Unterschied machen würde, da diese Dopplungen zunächst in schneller Folge stattfinden.
Viele Erklärungen, kein Sinn
Inhaltlich interessanter ist da schon, als die Todesvisionen auftauchen und Tell Me How I Die Elemente des Mystery-Thrillers einbaut. Dass an der Sache mehr dran ist, weiß das Publikum zu dem Zeitpunkt natürlich schon. Schließlich beginnt der Film mit einer Selbstmordszene, deren Kontext lange unklar ist. Erst später wird verraten, wer dieser Mann ist und was ihn genau zu der Tat getrieben hat. Diese Aussage sollte man jedoch nicht mit einer tatsächlichen Erklärung verwechseln. Denn die sind bei dem US-amerikanischen Horrorstreifen Mangelware. So getan als ob wird dabei schon: Wenn die jungen Menschen durch die Einrichtung streifen und nach Antworten sowie Ausgängen suchen, finden sie reihenweise Hinweise. Sie ergeben nur keinen Sinn.
Das ist dann auch das größte Problem des Films: Tell Me How I Die ist einfach schrecklich dämlich. Natürlich erwartet man in diesem Segment keine übermäßig intelligente Unterhaltung, sollte das zumindest nicht. Trotzdem ist es ärgerlich, wenn Drehbuchautoren – hier sind es sogar drei Stück – sich nicht einmal die Mühe geben, über ihre Geschichte nachzudenken. Der Gegenspieler, der irgendwann eingeführt wird, ist völlig willkürlich in seinem Handeln und seiner Motivation. Die Protagonisten und Protagonistinnen sind nicht viel besser: Immer wenn sie kurz vor einer Lösung stehen, finden sie einen Weg, genau das Falsche zu tun. Zu einem Teil lebt das Horrorgenre zwar von strunzdummen Figuren, da die Kreativen ansonsten keinen Weg finden, die Bedrohung aufrechtzuerhalten. Idiotie ist nun einmal der leichteste Ausweg. Man sollte dann aber wenigstens versuchen, irgendwie konsequent zu sein und nicht einfach je nach Situation mal die eine, mal die andere Richtung einzuschlagen, wie es gerade (nicht) passt.
Zu wenig aus allem gemacht
Wenn die Figuren wenigstens irgendwie interessant geschrieben wären. Aber auch in der Hinsicht entpuppt sich der Film als ziemlicher Reinfall. Klar braucht es nicht für alle 18 Teilnehmenden plus Ärzte und Bösewicht ausformulierte Biografien. So ein bisschen Persönlichkeit hätte schon gereicht. Aber ist nicht: Anna zeichnet sich dadurch aus, dass sie Geld braucht, Den dadurch, dass er in Anna verknallt ist. Viel mehr als das erfahren wir nicht. Zwischendurch darf man sogar die Namen der jungen Männer und Frauen vergessen, so nichtssagend sind diese. Da auch die schauspielerischen Leistungen auf einem suboptimalen Niveau sind, gibt es keinen richtigen Grund, sich diesen Todesvisionen hinzugeben. Ärgerlich dabei aber nicht allein die mangelnde Qualität. Das ist in dem Segment schließlich keine Seltenheit. Ärgerlich ist vor allem, dass irgendwo in dem Film spannende Ideen und Fragen stecken, die kompetente Filmschaffende zu einem Highlight hätten ausbauen können, zumindest aber zu einem Guilty Pleasure. Tell Me How I Die ist weder das eine noch das andere, sondern eine langweilige Nullnummer.
OT: „Tell Me How I Die“
Land: USA
Jahr: 2016
Regie: D. J. Viola
Drehbuch: James Hibberd, Rob Warren Thomas, D.J. Viola
Musik: José Villalobos
Kamera: David McGrory
Besetzung: Virginia Gardner, Nathan Kress, Kirby Bliss Blanton, Ryan Higa, Mark Furze, Ethan Peck, Katie Booth, Christopher Allen, Mark Rolston, William Mapother
https://www.youtube.com/watch?v=amurWQCL74g
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