The Afterparty Apple TV+
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The Afterparty – Staffel 1

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The Afterparty Apple TV+
„The Afterparty“ // Deutschland-Start: 28. Januar 2022 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war der Anlass schön: 15 Jahre nach Ende der Schulzeit wollten alle noch einmal zusammenkommen, um gemeinsam zu feiern, sich an früher zu erinnern und sich dabei gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Weniger schön ist aber das Ende. Ausgerechnet der schillernde Xavier (Dave Franco), der es als Sänger und Schauspieler zu großem Ruhm gebracht hat und eine exklusive Afterparty schmeißt, stürzt die Klippen hinunter und ist sofort tot. Für Detective Danner (Tiffany Haddish) steht schnell fest: Jemand hat den beliebten Künstler ermordet. Mit Aniq (Sam Richardson) gibt es auch einen ersten Verdächtigen, wurde er doch kurz vorher mit dem Verstorbenen zusammen gesehen. Doch um sicherzugehen, beginnt sie alle relevanten Anwesenden nach und nach zu befragen …

Ein echter Mordsspaß

Geschichten um Mord und andere große Verbrechen gehören zu den beliebtesten, die man in Filmen und Serien zu sehen bekommt. Krimi, Thriller und Horror greifen alle auf ihre Weise auf das Bedürfnis nach Nervenkitzel zurück, der mit solchen Geschichten normalerweise einhergeht. Ein Muss ist das aber nicht. So gibt es eine lange Tradition an Krimikomödien, die zwar zum Teil inhaltlich ähnlich vorgehen, das Ganze aber mit mehr Humor angehen. Das können reine Parodien sein wie etwa bei Eine Leiche zum Dessert oder Alle Mörder sind schon da. Andere nehmen das Spiel mit dem Tod zum Anlass für ein wenig Slapstick, wie es beispielsweise Der rosarote Panther getan hat. Gerade in Deutschland gibt es auch einige Reihen, die „richtige“ Krimis sind, aber mit skurrilen Figuren oder flotten Sprüchen für Lacher sorgen.

Die Apple TV+ Serie The Afterparty ist irgendwo zwischen einer Parodie und einer regulären Krimikomödie angesiedelt. So gibt es hier wie beim klassischen Whodunnit eine Vielzahl an Verdächtigen, die plausible Motive haben, für die so ein Gastgeber schon mal sterben darf. Die Figuren sind dabei überzeichnet, an manchen Stellen schon eine Karikatur. Und natürlich wird auch mit den Klischees gespielt, wenn die Anwesenden ihren eigenen Vorstellungen von einem solchen Mordsfest mit sich herumtragen. Wo sich aber Krimi-Parodien über das Genre als solches mokieren und meist ganz bewusst unsinnig sind – in Anlehnung an die völlig konstruierten Fälle, die man in diesem Bereich so findet –, da bewegt sich die Serie inhaltlich durchaus noch innerhalb des vorgegebenen Rahmens.

Und welches Genre nehmen wir heute?

Dafür hat Serienschöpfer Christopher Miller (The Lego Movie) andere Möglichkeiten gefunden, dem Genre neue Seiten abzugewinnen. Eine davon ist, dass die Geschichte kontinuierlich aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Dass in Krimis Zeugen und Zeuginnen von der Polizei vernommen werden und ihre Version der Ereignisse teilen, ist zwar nicht ungewöhnlich. The Afterparty treibt das Ganze aber auf die Spitze. So ist jede Folge einer Figur gewidmet, die von Detective Danner vernommen wird. Das bedeutet, dass wir dieselben Szenen wieder und wieder sehen, jedoch in unterschiedlichen Interpretationen, wie es beispielsweise Rashomon und The Last Duel getan haben. Anders als man dabei erwarten könnte, führt dies jedoch nicht zwangsläufig zu neuen Erkenntnissen, was den Fall angeht. Vielmehr erfahren wir mehr über die Figuren, was in ihnen vor sich geht und wie sie zu dem Ganzen gekommen sind.

Das ungewöhnlichste Element ist jedoch, dass diese Figuren nicht nur eigene Perspektiven mitbringen, sondern auch eigene Genres. Genauer wird von Episode zu Episode gewechselt. Während beispielsweise die Geschichte von Aniq eine Liebeskomödie ist, sieht sich Brett (Ike Barinholtz) als Star eines Actionfilms. Yasper (Ben Schwartz) wiederum macht aus einer Zeugenaussage ein Musical. Dessen getrennt lebende Frau Zoë (Zoë Chao) wiederum nimmt uns mit in die Welt der Animation. Über mangelnde Abwechslung kann man sich daher kaum beschweren. Auch wenn die Geschichte von The Afterparty eher beschwerlich vorankommt durch die ständigen Wiederholungen – von den Flashbacks ganz zu schweigen, die weit in die Vergangenheit führen –, langweilig wird es nicht. Hinzu kommt, dass die meisten Episoden nur 30 bis 35 Minuten lang sind, was recht angenehm ist.

Trotz mangelnder Konsequenz gut unterhaltsam

Allerdings tut sich die Serie etwas schwer damit, die Balance aus Kontinuität und Exzess zu halten. Während manche Episoden richtig stark ausschlagen, sind andere vergleichsweise gewöhnlich. The Afterparty geht bei den Wechseln selten so weit, wie es möglich gewesen wäre. Dafür wird es an anderen Stellen plötzlich auffallend ernst, so als wollten Miller und sein Drehbuchteam die Gelegenheit nutzen, wirklich etwas auszusagen. So ganz überzeugend ist das nicht, dafür hätte das konsequenter verfolgt werden müssen. Das verkommt zuweilen zu einem Eintopf, in den alles Mögliche hineingeworfen wurde. Dennoch, sehenswert ist das hier. Das glänzend aufgelegte Ensemble und das absurd schicke Anwesen liefern genügend Gründe, weshalb man sich auf dieses Mordswochenende einlassen kann. Dass sich hier niemand wirklich ernst nimmt und alle sich auf den Wahnsinn einlassen, bringt der Krimikomödie Sympathiepunkte. Das ist zwar nicht genug, um an die großen Klassiker aus dem Bereich heranzukommen. Für gute Unterhaltung reicht es aber.

Credits

OT: „The Afterparty“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Christopher Miller
Drehbuch: Christopher Miller, Kassia Miller, Anthony King, Jack Dolgen, Bridger Winegar, Nicole Delaney, Phil Lord, Rachel Smith
Idee: Christopher Miller
Musik: Daniel Pemberton
Kamera: Carl Herse
Besetzung: Tiffany Haddish, Sam Richardson, Zoë Chao, Ike Barinholtz, Ben Schwartz, Ilana Glazer, Jamie Demetriou, Dave Franco, John Early

Bilder

Trailer

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The Afterparty – Staffel 1
fazit
„The Afterparty“ ist inhaltlich eine recht klassische Krimikomödie, die aber einige Besonderheiten aufweisen kann. So werden die Episoden nicht nur aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt, sondern gehen mit ständigen Genrewechseln einher – von Romanze über Action und Musical bis Animation. Auch wenn es an vielen Stellen an einer letzten Konsequenz mangelt, Spaß macht das hier.
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