Nach schwierigen Jahren für die Familie Collingwood wollen sich Emma und ihr Ehemann John (Sara Paxton und Tony Goldwyn), zusammen mit ihrer 17-jährigen Tochter Emma (Monica Potter), ein paar entspannte Tage in ihrem Ferienhaus machen, welches mitten in den Wäldern und in der Nähe eines Sees gelegen ist. Während ihre Eltern vor allem die Zeit nutzen wollen, um zusammen als Familie etwas zu unternehmen, will Emma, die noch sehr unter dem Tod ihres Bruders vor einem Jahr leidet, in erster Linie ihre beste Freundin Paige (Martha MacIsaac) besuchen, die in der nahegelegenen Gemeinde mit ihren Eltern wohnt. Eigentlich hatten die beiden jungen Frauen keinen festen Plan für den Abend, doch als sie dem schüchternen Justin (Spencer Treat Clark) über den Weg laufen, der ihnen Marihuana verkaufen will, können sie nicht widerstehen und gehen mit ihm in das Hotelzimmer seiner Eltern. Jedoch wird die ausgelassene Stimmung des Trios unterbrochen vom Eintreffen von Justins Vater Krug (Garret Dillahunt), seiner Freundin Sadie (Riki Lindhome) und ihrem Kumpan Francis (Aaron Paul). Wie sich herausstellt, ist Krug ein Mörder, der von seinen Freunden auf dem Weg zum Gefängnis befreit wurde und der in Emma und ihrer Freundin Mitwisser sowie potenzielle Geiseln sieht. Auf ihrer Flucht sollen die beiden jungen Frauen ihn und seine Bande begleiten, doch als Emma versucht zu fliehen, beginnt für die wie auch Paige ein wahrer Albtraum.
Eine Spirale der Gewalt
Als Wes Craven Anfang der 1970er Jahre Das letzte Haus links schrieb, war das Drehbuch wie auch der fertige Film ein Spiegel der Vereinigten Staaten, die immer mehr in Gewalt und Chaos versanken, besonders nach dem Scheitern der Gegenkultur des vorangegangenen Jahrzehnts. Nicht zuletzt aufgrund des begrenzten Budgets mussten einige Szenen aus Cravens Drehbuch herausgeschnitten werden, was letztlich einer der Hauptgründe war, warum der Regisseur einer Neuverfilmung in den 2000er Jahren doch zustimmte. Beeindruckt von Dennis Illiadis’ Film Hardcore sprach sich auch Craven für ihn als Regisseur der Neuverfilmung aus, welche damit nicht nur eine Neuinterpretation der Geschichte darstellt, sondern in so mancher Hinsicht näher an die Vision Cravens herankommt.
Wie in vielen anderen Werken Wes Cravens ist auch in Das letzte Haus links die Familie als Spiegel der Gesellschaft das Hauptthema, was Illiadis in seiner Neuverfilmung übernimmt, allerdings ohne die Verweise auf die 1960er/1970er Jahre, welche im Original zu finden sind. The Last House on the Left erscheint teils dem semi-dokumentarischen Ansatz des Originals zu entsprechen, dann aber wieder in jener Ästhetik zu entsprechen, welche für vieler der Neuverfilmungen von Horrorfilmen aus dieser Ära zum Standard gehörte. Teilweise ist dies durchaus begrüßenswert, da es im Gegensatz zu Cravens Original wesentlich professioneller wirkt und die Handlung von eher fragwürdigen Handlungssträngen befreit, doch es nimmt der eigentlichen Geschichte auch etwas von ihrer Wut, die sich letztlich in einer Spirale der Gewalt ausdrückte.
Fraglos ist auch diese neue Version ein brutaler Film und wurde in Deutschland in der ungekürzten Version gar indiziert, doch, wie schon in der Neuverfilmung von Tobe Hoopers The Texas Chain Saw Massacre, fehlt es nicht nur an Rauheit, sondern auch an einen Sinn fürs richtige Maß. Abgesehen einmal von seiner ironischen Schlusspointe, welche das Ableben eines der Killer in vollem Detail einfängt, ist gerade die zweite Hälfte (in der ungekürzten Fassung) deutlich in die Länge gezogen, ohne wirkliche Neues zum Plot oder den Figuren zu liefern. Die Gewaltspitzen haben in diesem Kontext einiges von ihrer Wucht verloren, was schließlich auf Kosten der Gesamtwirkung geht und The Last House on the Left ein bisschen untergehen lässt in jener Flut von Horror-Neuverfilmungen, die es in den 2000er Jahren gab.
Der Tod der Unschuld
Andererseits bietet dieser Ansatz auch Möglichkeiten, die Illiadis Inszenierung sowie das von Adam Alleca und Carl Ellsworth geschrieben Drehbuch durchaus zu nutzen wissen. Die Dynamik der beiden Familie, der Bande Krugs sowie der Familie Collingwood, ist wesentlich ausgeprägter, was auch dank der guten Darsteller zum Vorschein kommt. Neben Garret Dillahunt, der als schon fast dämonischer Anführer seiner Bande viele sehr intensive Szenen hat, kann nicht zuletzt Monica Potter überzeugen, die als Sinnbild jugendlicher Unschuld einige durchaus herausfordernde Momente, sowohl psychisch wie physisch, zu meistern hat.
Nicht zuletzt betont die Neuverfilmung in vielerlei Hinsicht noch mehr das Thema der Unschuld, oder vielmehr ihres Verlustes, was ganz im Sinne von Wes Cravens Inspiration für seinen Film, Ingmar Bergmans Die Jungfrauenquelle, zu sehen ist. Das Grauen und das Wissen um die Gewalt, welche sich in ihr Leben durch das Auftauchen Krugs eingeschlichen hat, wird immer deutlicher, sodass man als Zuschauer jenem unbarmherzigen Vorgehen der Killer fassungslos zusieht, nur um sich dann ertappt zu fühlen, wenn man genau jene Gewalt gegen diese wieder gutheißt.
OT: „The Last House on the Left“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: Dennis Illiadis
Drehbuch: Adam Alleca, Carl Ellsworth
Musik: John Murphy
Kamera: Sharone Meir
Besetzung: Tony Goldwyn, Monica Potter, Garret Dillahunt, Spencer Treat Clark, Aaron Paul, Martha MacIsaac, Sara Paxton, Riki Lindhome
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