To the Wonder
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To the Wonder – Die Wege der Liebe

Inhalt / Kritik

To the Wonder
„To the Wonder“ // Deutschland-Start: 30. Mai 2013 (Kino) // 21. November 2013 (DVD/Blu-ray)

Auf einer Reise nach Frankreich lernt der US-Amerikaner Neil (Ben Affleck) die in Paris lebende Marina (Olga Kurylenko) kennen und es ist Liebe auf den ersten Blick. Schließlich endet der Urlaub, aber nicht die Liebe: Nachdem sich Marina für sich und ihre Tochter um ein Visum bemüht hat, ziehen sie beide nach Bartlesville, Oklahoma, der kleinen Gemeinde, in der Neil lebt und aufgewachsen ist. Da Neil die meiste Zeit über wegen seiner Arbeit weg ist, kommt es immer wieder zu kleineren Meinungsverschiedenheiten, die nach einer Weile in handfeste Auseinandersetzungen ausarten, bis schließlich Marinas Visum ausgeschöpft ist und sie und Tatiana wieder zurück nach Frankreich müssen. Während Neil zurückbleibt und wieder mit seiner alten Flamme, der Farmerstochter Jane (Rachel McAdams), zusammenkommt, leidet Marina unter der Trennung von Neil sowie ihrer Tochter, die zurück ist bei ihrem Vater. Parallel folgen wir der Geschichte des Priesters von Bartlesville, Quintana (Javier Bardem), der Marina eine große Stütze war, als sie sich in den Staaten einsam gefühlt hat. Auch er durchleidet eine Krise, den Zweifel am Glauben plagen und der sich in der Gemeinde wie ein Außenseiter vorkommt.

Immer weiter bewegen

Wie schon The Tree of Life ist auch Terrence Malicks Nachfolgefilm To the Wonder inspiriert von der Biografie des Filmemachers, der seine zweite Frau in Frankreich kennenlernte und mit ihr nach Oklahoma zog. So ist die Liebe, die Beständigkeit und die Verbindung zu einem anderen Menschen das treibende Motiv des Filmes, der sich ästhetisch und erzählerisch wie eine Ergänzung zum The Tree of Life wie auch den späteren Filmen, etwa Song to Song oder Knight of Cups anfühlt. Besonders die Form dieser Filme ergibt immer wieder ein Problem, was sich in den Kritiken zu To the Wonder zeigt, denn das Fragmentarische und teils Willkürliche oder Abstrakte, wie es Kameramann Emmanuel Lubezki beschreibt, erscheint als unbefriedigend und distanzierend, gerade wenn es darum geht, Emotionen filmisch zu erforschen.

Vielleicht ist es Darstellerin Olga Kurylenko, welche die Methode eines Terrence Malicks am besten beschreibt, wenn sie sagt, es gehe um Bewegung, eine Vermeidung des Stillstandes um jeden Preis. Die Kamera kann (oder darf) bei keinem Moment verweilen, wie es auch die Figuren nicht tun, werden sie doch immer weiter getrieben, von ihren Emotionen, der Welt um sie herum oder von Ereignissen, die sie nicht beeinflussen können. Malick nimmt seinen Schauspielern sozusagen die Rolle des Akteurs ab, denn sie sind Getriebene, was die wunderschönen Bilder Lubezkis wiederholt unterstreichen. Auch das Sprunghafte und Zufällige wird hier scheinbar zugelassen, sodass sie Frage im Raum steht, inwiefern diese Figuren tatsächlich die Gestalter ihres Lebens und ihres Schicksals sind, oder ob sie sich diesem Fluss vielmehr fügen und ihre Fluchten vor dem ihnen vorbestimmten Weg bereits mit einberechnet sind. Dies ist ein riskantes Unternehmen, ein lohnendes, wenn man sich darauf einlässt, aber eines, welches viele Betrachter vor den Kopf stoßen wird.

Das Wunder eines Gefühls

Am Anfang und am Ende von To the Wonder steht Le Mont-Saint-Michel, eine kleine Gemeinde an der Küste, an der sich Marina und Neil zum ersten Male begegnen und jenes im Titel angedeutete „Wunder“ erleben. Was genau dieses ist, weiß auch Malick nicht zu sagen, weigert sich gewissermaßen es zu definieren, doch lässt keinen Zweifel daran, dass es eine den Menschen durchdringende Erfahrung war von einer solchen Intensität, welcher die Figuren von nun an nacheifern wollen. Affleck, McAdams, Kurylenko und Bardem spielen Menschen, die jene Erfahrung gemacht haben, von ihr gezeichnet sind und im Schatten dieser weiterleben müssen. Bilder der Entzweiung sowie der Distanzierung betonen dieses Status, doch auch diese Suche nach jenem Moment, von dem sie vielleicht schon wissen, dass er nicht mehr wiederkommen wird.

Interessant wird die Grundidee des Filmes vor allem, wenn es um die Beziehung zum Land oder dem Raum, in diesem Falle der Heimat geht. So fängt die Kamera auch jene Entwurzelten der Gesellschaft ein, Einwanderer wie auch Enteignete, deren Heime den Plänen einer Firma oder einer Regierung weichen müssen. Der Versuch, den existenziellen Konflikt der Figuren auf eine andere Ebene zu bringen, mag zwar löblich sein, ist aber im Gesamtkontext des Filmes zu halbherzig umgesetzt.

Credits

OT: „To the Wonder“
Land: USA
Jahr: 2012
Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
Musik: Hanan Townsend
Kamera: Emmanuel Lubezki
Besetzung: Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams, Javier Bardem, Romina Mondello, Bruce Peabody

Trailer

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„To the Wonder“ ist ein Drama um das Gefühl der Liebe und (spiritueller) Erfüllung. Durch seine Darsteller und seine Bilder vermag Terrence Malicks Film zu überzeugen, auch wenn das Prinzip des Ungefähren und der Andeutung sehr gewöhnungsbedürftig und bisweilen unbefriedigend bleibt.
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