Wunderschön
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Wunderschön

Inhalt / Kritik

Wunderschön
„Wunderschön“ // Deutschland-Start: 3. Februar 2022 (Kino) // 4. August 2022 (DVD/Blu-ray)

Für Julie (Emilia Schüle) gibt es nur einen Traum: Sie will als Model so richtig durchstarten. Zu dem Zweck ist sie auch zu einigem bereit, hungert bewusst, um so auszusehen, wie sie in dieser Branche auszusehen hat. Ihre Mutter Frauke (Martina Gedeck) hat keine vergleichbaren Ambitionen. Sie wäre ja schon froh, wenn ihr Mann Wolfgang (Joachim Król) sie wieder wahrnehmen würde, anstatt einfach nur neben ihr zu liegen. Auch Sonja (Karoline Herfurth) hat gerade in ihrer Ehe ein wenig zu kämpfen. So würde sie gern wieder anfangen zu arbeiten, nachdem sie der beiden Kinder wegen auf alles verzichtet hat. Dummerweise startet ihr Mann Milan (Friedrich Mücke) aber gerade beruflich richtig durch und hat keinen Kopf, um sich mit Sonjas Wünschen auseinanderzusetzen. Sonjas selbstbewusste Freundin Vicky (Nora Tschirner) ist da ganz anders, auf Beziehungen kann sie verzichten, weshalb sie die Annäherungsversuche ihres Kollegen Franz (Maximilian Brückner) halbherzig abblockt. Und dann wäre da noch die Jugendliche Leyla (Dilara Aylin Ziem), die sich vor allem wünscht, endlich mal schön zu sein …

Was heißt eigentlich schön?

Aller guten Dinge sind drei? Das gilt bei Wunderschön gleich doppelt. Eigentlich hätte das Drama bereits im Dezember 2020 im Kino starten sollen, wurde dann aufgrund der Corona-Pandemie aber um ein ganzes Jahr verschoben. Und auch dieser Termin wurde aufgrund der äußeren Lage gestrichen, erst beim dritten Anlauf klappt das mit dem Besuch der Lichtspielhäuser. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt, denn die dritte Regiearbeit von Karoline Herfurth ist die beste ihrer bisherigen Laufbahn. Ihr Debüt SMS für dich war eine nette Liebeskomödie, die es sich manchmal zu einfach machte. Ihr zweiter Film Sweethearts war eine amüsante Krimikomödie mit überzeichneten Figuren, aber nur wenigen Überraschungen. Ein netter Film, nicht mehr, nicht weniger.

Mit Wunderschön zeigt sich die ursprünglich als Schauspielerin bekannt gewordene Künstlerin von einer ungewohnt dramatischen Seite. Zwar gab es natürlich auch vorher schon ernste Themen, welche Herfurth ansprach – allen voran die Trauerarbeit in SMS für dich. Während es dort aber um ein individuelles Schicksal ging, hat der dritte Film eine deutlich weitergehende Ambition. Auch wenn der Titel eine Kitschromanze erwarten lässt, wird hier im Gegenteil in Frage gestellt, was „wunderschön“ eigentlich bedeuten soll. Da geht es um Schönheitsideale. Darum, was diese Erwartungen mit einem machen. Aber auch, wie sehr wir uns danach sehnen, als schön angesehen zu werden, Bestätigung zu finden, Anerkennung. Oder einfach Liebe.

Ein Themenkomplex mit vielen Facetten

Zu diesem Zweck arbeiten Herfurth und die beiden anderen Drehbuchautorinnen Lena Stahl (Mein Sohn) und Monika Fäßler mit einer Reihe von parallelen Erzählsträngen. Teilweise überlappen die sich, wenn beispielsweise Vicky und Sonja Freundinnen sind. Ein Muss ist das aber nicht, die Klammer ist eher inhaltlicher Natur, weniger personeller. Im Fokus stehen dabei meistens weibliche Figuren. Einige Männer finden sich in der Geschichte natürlich schon wieder, Wolfgang und Franz sind aber mehr oder weniger nur die Spiegel ihrer jeweiligen Partnerinnen. Die eine will Aufmerksamkeit, bekommt sie aber nicht. Der anderen ist die Aufmerksamkeit zu viel, sie hätte das alles lieber etwas unverbindlicher. Wunderschön ist in der Hinsicht also auch eine Gegenüberstellung verschiedener Lebensentwürfe.

Eine stärkere Figurenzeichnung erfährt Milan. Der scheint zunächst ein Vertreter der klassischen Rollenverteilung zu sein, laut der die Mama zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, der Papa ist der Versorger. Wunderschön stellt aber auch das in Frage, zeigt das Familienoberhaupt als einen Gefangenen der Erwartungen, der sich dessen aber erst noch bewusst werden muss. Herfurth verzichtet auf diese Weise auf einen zu einseitigen Feminismus, der klare Schuldzuweisungen sucht. Der Ton ist hier versöhnlicher. Es geht nicht um Vorwürfe, sondern um das Streben nach Verbesserung. Bei dem Paar steht die Frage im Raum, wie sich Familie und Beruf regeln lassen können, damit am Ende alle gewinnen. Beim Aspekt der körperlichen Selbstwahrnehmung ist der Film ein Plädoyer für mehr Positivität und Akzeptanz. Nicht das Instagram-Model sollte der Maßstab sein, sondern das eigene Glück.

Wohlfühlfilm mit Botschaft

Das ist natürlich weder originell noch übermäßig subtil. Wunderschön ist letztendlich am Mainstream-Publikum ausgerichtet und will sichergehen, dass dieses die Nachricht auf jeden Fall mitnimmt. Aber es ist ein sympathischer Film, der auf vielfältige Weise ein wichtiges Thema anspricht. Schön ist dabei auch, dass hier gleich mehrere Generationen zu Wort kommen dürfen. Deren Geschichten unterscheiden sich natürlich, fügen sich aber stimmig zu einem gemeinsamen Bild zusammen, das ähnliche Themenkomplexe behandelt. Das überzeugt auch aufgrund des guten Ensembles, welches Herfurth um sich versammelt und das sich nicht dafür scheut, auch mal weniger ideale Seiten von sich zu zeigen. Auch wenn das Beharren auf Wohlfühlmechanismen ein bisschen zu Lasten des Tiefgangs geht, das hier am Ende alles ein bisschen glatt ist: Das Drama ist ein willkommener Beitrag zu einem wichtigen Thema, das trotz Teilverbesserungen eher an Aktualität gewinnt als verliert.

Credits

OT: „Wunderschön“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Karoline Herfurth
Drehbuch: Karoline Herfurth, Lena Stahl, Monika Fäßler
Musik: Annette Focks
Kamera: Daniel Gottschalk
Besetzung: Emilia Schüle, Martina Gedeck, Joachim Król, Nora Tschirner, Friedrich Mücke, Karoline Herfurth, Maximilian Brückner, Dilara Aylin Ziem

Bilder

Trailer

Interview

Wie kam sie auf die Idee für den Film? Und was macht für sie einen Menschen wunderschön? Diese und weitere Fragen haben wir Regisseurin und Hauptdarstellerin Karoline Herfurth in unserem Interview gestellt.

Karoline Herfurth [Interview]

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Wunderschön
Fazit
„Wunderschön“ begleitet mehrere Frauen, die sich mit Themen wie Eigenwahrnehmung, Akzeptanz und Wertschätzung herumplagen. Das vielschichtige Drama folgt zwar letztendlich den bekannten Wohlfühlmechanismen, ist aber trotz einer beschönigenden Versöhnlichkeit ein willkommener und gut gespielter Beitrag zu einem wichtigen Thema.
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