Absturz Der Fall gegen Boeing Downfall: The Case Against Boeing

Absturz: Der Fall gegen Boeing

Absturz Der Fall gegen Boeing Downfall: The Case Against Boeing
„Absturz: Der Fall gegen Boeing“ // Deutschland-Start: 18. Februar 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich gilt Fliegen als eine der sichersten Fortbewegungsmethoden überhaupt. Gemessen an der Zahl der beförderten Passagiere und Passagierinnen ist die Zahl der Unfälle recht gering. Wenn jedoch trotz der Unwahrscheinlichkeit der Unglücksfall eintreten sollte, dann oft mit katastrophalen Folgen, dem meist Dutzende bis Hunderte zum Opfer fallen. So auch als im Oktober 2018 ein Flugzeug der indonesischen Fluglinie Lion Air Flight abstürzte und 189 Menschen starben. An möglichen Erklärungen mangelte es nicht, zumal es sich um eine Billiglinie handelte. Dass die Maschine selbst für den Zwischenfall verantwortlich sein könnte, daran dachte damals kaum jemand. Warum auch? Schließlich war das Flugzeug brandneu und stammte von Boeing. Da darf man Qualität erwarten. Erst als einige Monate später ein zweiter Flieger derselben Marke abstürzte, dieses Mal bei einer äthiopischen Fluglinie und weitere 157 Menschen starben, wurde man stutzig.

Mammon über Menschen

Absturz: Der Fall gegen Boeing erinnert an die beiden Vorfälle. Vor allem beschreibt der Netflix-Dokumentarfilm aber, wie es zu den Abstürzen kommen konnte. Vorangegangen war diesen ein Wettstreit zwischen dem US-amerikanischen Unternehmen und der europäischen Konkurrenz von Airbus. Hatte Boeing lange die Nase vorne, holte der Mittbewerber kontinuierlich auf, während die eigenen Marktanteile kontinuierlich abnahmen. Dass dies auf Dauer nicht gutgehen konnte, war klar. Die Lösung der Problematik: Man drückte die Kosten, wo es ging. Beim 737 Max bedeutete das, dass man sich Schulungen sparen wollte, um so billiger bleiben zu können. Dabei hätte es die dringend gebraucht, um die Piloten über Besonderheiten der Maschine aufzuklären. Ohne dieses Wissen kämpften diese in den entscheidenden Momenten gegen ein Programm, von dessen Existenz sie nicht einmal wussten.

Hunderte von Menschen zahlten für den Kostendruck der Airline mit ihrem Leben. Und als wäre das nicht schrecklich genug, reagierte Boeing, wie Unternehmen in solchen Fällen häufig reagieren: leugnen, verheimlichen, lügen. Besonders tragisch ist, dass bei Lion Air eine Anfrage da war, die Piloten zu schulen, um auf Nummer sicher zu gehen. Boeing verweigerte das jedoch. Absturz: Der Fall gegen Boeing zeichnet den Weg nach, wobei naturgemäß viele Aussagen von Außenstehenden stammen. Das Unternehmen selbst war für eine Zusammenarbeit beim Film nicht wirklich zu gewinnen, eine schriftliche Notiz war alles, was nach außen gegeben wurde. Hinzu kommen ein paar Originalaufnahmen, in denen der Geschäftsführer die Sicherheit seiner Maschinen preist. Wie es Geschäftsführer in solchen Fällen nun einmal tun.

Ein Ohr für die Opfer

An Stelle der Verantwortlichen kommen dafür die Opfer ausgiebig zu Wort. Unter diesen befindet sich der Vater einer Passagierin, der für Entschädigung und Anerkennung kämpft. Der Vorwurf: Boeing habe nicht einmal versucht, mit den Angehörigen zu reden, tue so, als gäbe es die gar nicht. Ebenfalls vor die Kamera trat die Ehefrau eines Piloten, die beklagt, wie sehr sie unter den Vorwürfen zu leiden hatte, die man ihm nach seinem Tod machte. Schließlich wurde er für die vielen Toten verantwortlich gemacht, obwohl er überhaupt keine Chance hatte. Das Verhalten passt zu dem wenig schmeichelhaften Bild, welches Regisseurin Rory Kennedy in Absturz: Der Fall gegen Boeing von dem Unternehmen zeichnet. Es gibt dem Ganzen zudem eine stärker persönliche Note. Was als reine Opferzahl immer abstrakt wird, bekommt auf diese Weise Gesicht und Identität.

Glücklicherweise verzichtet sie darauf, diesen Part zu sehr ausschlachten zu wollen. Im Gegensatz zu so manch anderer Netflix-Doku, gerade aus dem True Crime Bereich, hält sich der Voyeurismus bei Absturz: Der Fall gegen Boeing in Grenzen. Gleiches gilt für die emotionalen Manipulationen, mit denen ganz ungeniert umgegangen wird. Gebraucht hat es diese hier ohnehin nicht. Der Dokumentarfilm, der beim Sundance Film Festival 2022 Premiere feierte, geht allein durch die Geschichte schon an die Nieren. Größere Ambitionen verfolgte man mit dem Werk zwar nicht, bettet das Fehlverhalten von Boeing also nicht in eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema Verkehr oder Wirtschaftsexzessen ein. Damit, was ein Menschenleben wert ist. Der Skandal um die tödliche Kostensenkung hallt aber auch so noch länger nach, zumal die Konsequenzen überschaubar blieben.

Credits

OT: „Downfall: The Case Against Boeing“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Rory Kennedy
Drehbuch: Mark Bailey, Keven McAlester
Musik: Mario Lauer
Kamera: Graham Willoughby

Bilder

Trailer

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Absturz: Der Fall gegen Boeing
Fazit
„Absturz: Der Fall gegen Boeing“ erinnert an zwei Flugzeugunglücke mit insgesamt über 300 Toten und erklärt, wie Kostensparmaßnahmen beim US-amerikanischen Unternehmen dazu führen konnten. Durch die Einbeziehung von Opfern bekommt der Dokumentarfilm eine stärker emotionale Note. Eine gesellschaftliche Komponente fehlt hingegen.
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