Mahendra Highway nimmt uns mit auf eine Reise durch Nepal und führt an dem titelgebenden Weg entlang durch die unterschiedlichsten Regionen: vom Dschungel bis zum Mount Everest, an Tempeln und Reisfeldern vorbei. Dabei trifft das Team auf zahlreiche Menschen, die aus ihrem Leben in dem zwar kleinen, aber sehr abwechslungsreichen Land erzählen. Zum Kinostart der Dokumentation am 10. Februar 2022 unterhalten wir uns mit Regisseur André Hörmann über seinen Film.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Film über den Mahendra Highway zu drehen?
Ich war schon öfters in Nepal und habe dort mehrere Filme gedreht, unter anderem 2007 für ARTE. Damals haben wir verschiedene Protagonisten auf einer Busreise von der Grenze zu Indien bis nach Kathmandu begleitet und sind bereits die Hälfte des Mahendra Highways entlanggefahren. Schon damals haben wir gesehen, wie vielfältig dieses vergleichsweise kleines Land ist und wollten dies gern in einem eigenen Film widerspiegeln. Dafür benötigt es aber ein verbindendes Element, dass die verschiedenen Stationen verknüpft – das war der Mahendra Highway.
Was war Ihre Motivation, diesen Film zu drehen?
Die ursprüngliche Motivation war, diese Vielfältigkeit zu zeigen. Es gibt wenig Länder, die so viele unterschiedlichen Kulturen, Tierarten und Landschaften vereinen. Von den Nashörnern im Dschungel bis zu den Yaks am Fuße des Mount Everests. Wir haben daraus eine Reisereportage für ARTE gemacht, fanden die Aufnahmen aber so spektakulär, dass wir entschieden haben, noch einen Kinofilm daraus zu machen.
Für eine Reportage über Nepal ist es direkt ungewöhnlich, dass nicht der Mount Everest im Mittelpunkt steht…
Genau. Darum ging es uns auch nicht. Abgesehen davon, dass ich da selbst niemals raufkommen würde – ich habe es mit Müh und Not zum Everest Basecamp geschafft – hätte eine Besteigung viel zu viel Raum eingenommen. Uns ging es eher darum, die versteckten Aspekte des Landes zu zeigen. Die, die der Zuschauer noch nicht kennt. Gerade in den jetzigen Pandemiezeiten ist es doch schön, wenigstens die Gedanken reisen zu lassen und durch den Film im Kopf etwas Spannendes zu erleben. Für mich war es genau der richtige Zeitpunkt, den Film jetzt herauszubringen.
Was war die größte Herausforderung?
Das Organisatorische und die Logistik, denn das Wetter bleibt die ganze Zeit unberechenbar. Wir hatten einen Drehplan, den wir schon an Tag eins über den Haufen werfen mussten, weil der Monsun entgegen unserer Erwartungen noch nicht vorbei war. Wir mussten dann im Westen statt wie geplant im Osten anfangen, weil es da nicht regnete. Außerdem gab es Absagen von Drehgenehmigungen. Wir wollten ursprünglich nicht das Bergkönigreich Mustang filmen, sondern in eine noch abgelegenere Gegend fahren, aber da wurde uns kurzfristig die Drehgenehmigung entzogen. Wir mussten eigentlich jeden zweiten Tag umplanen, uns spontan auf die Gegebenheiten einstellen und die Richtung wechseln. Aber ich mache das jetzt seit 20 Jahren und wenn ich eins dabei gelernt habe, dann das. Das hat auch meine Mutter immer zu mir gesagt: „Spontan und flexibel muss man sein.“
Was hat Sie an den Menschen am meisten beeindruckt, die am Mahendra Highway leben?
Ich mache oft Kinderdokumentarfilme, deshalb mochte ich den kleinen Sherpa und den kleinen buddhistischen Mönch so gerne. Die Welt aus Kindersicht zu erleben, finde ich persönlich immer spannend, denn es wird noch groß geträumt und es ist nicht alles gar so ernst. Man erlebt den Buddhismus aus einer anderen Perspektive, wenn man mit einem Kind statt einem Erwachsenen darüber spricht. Ich fand es aber auch sehr spannend, Pilger zu treffen, die in Flipflops auf einen Tempel in 3.500 Meter Höhe steigen und dort beten. Ihr Alltag ist einfach sehr unterschiedlich zu meinem Lebenskonzept. Grundsätzlich war mein Ziel, jede Station so dazustellen, dass man eigentlich noch etwas dort verweilen möchte.
Was bleibt Ihnen von Ihrer Reise oder von dem Projekt besonders im Gedächtnis?
Wir haben einen Hubschrauberflug auf 7.000 Meter Höhe über die Gipfel gemacht. Die Tür war offen und wir haben das Panorama gefilmt. Wir haben zwei Stunden in einer Höhe und Region verbracht, in der man als Mensch eigentlich nicht sein sollte. Da ich nie im Leben in der Lage sein werde, zu Fuß da hinaufzukommen, habe ich das sehr genossen, diese Erfahrung mit dem Hubschrauber machen zu können.
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