Der City Hai

Für den ehemaligen FBI-Agenten Mark Kaminski (Arnold Schwarzenegger) ist der Dienst als Sheriff auf dem Lande vor fünf Jahren der einzige gewesen, der Suspendierung zu entgehen und damit einer Strafverfolgung. Da kommt ein Auftrag von Marks altem Partner beim FBI, dem Agenten Harry Shannon (Darren McGavin), ihm gerade recht, auch wenn dieser ihn nicht gerade ungefährlich ist: Er soll die Organisation des Mafia-Paten Luigi Patrovita (Sam Wanamaker) infiltrieren, dessen Auftragskiller Shannons Sohn auf dem Gewissen haben. Nachdem er seinen eigenen Tod vorgetäuscht hat, nimmt Kaminski die Identität des Ex-Sträflings Joseph B. Brenner  an und beginnt, mit einigen Attacken gegen Patrovitas Konkurrenz auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich taucht er im Nachtklub Paulo Roccas (Paul Shenar) auf, der rechten Hand des Paten, der, trotz der Skepsis seines Bodyguards, Gefallen an der direkten Art Brenners findet.

Eine bitter nötige Geldspritze

Im Actiongenre kam man in den 1980er um den Namen Arnold Schwarzenegger nicht herum, wenn man einen garantierten Kassenschlager haben wollte, oder zumindest dachte dies Produzent Dino De Laurentiis, welcher das Projekt Der City Hai als eine Möglichkeit sah, Geld zu sammeln für sein Wunschprojekt, der Verfilmung von Philip K. Dicks Sciencefiction-Kurzgeschichte Erinnerungen en gros. Jedoch entpuppte sich die Geldspritze eher als Kassengift, weshalb den Film Total Recall – Die totale Erinnerung letztlich jemand anderes machen sollte, und Der City Hai als eines jener unzähligen Action-Projekte in die Filmografie seines Hauptdarstellers überging.

Auch im Kontext der Karriere des Regisseurs John Irvin, der wenig später das ambitionierte Kriegsdrama Hamburger Hill drehen sollte, ist Der City Hai ein eher vergessenswerter Eintrag, was an einigen Aspekten liegt. Da ist zunächst einmal die Berechenbarkeit der Formel, derer sich das Drehbuch aus der Feder Gary DeVores und Norman Wexlers bedient und welches nach den für das 80er-Jahre-Actionkino typischen Kategorien arbeitet. Im Grunde lohnt sich ein Vergleich mit Phantom-Kommando, einem Film, der ebenfalls Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle zeigt, der aber zumindest auf der Ebene reiner, wenn auch sinnfreier Unterhaltung mehr in Erinnerung bleibt als Der City Hai, der die Hälfte seiner Laufzeit damit verbringt, nicht so recht zu wissen, was genau er eigentlich sein will. Abgesehen von einer recht gut gemachten Sequenz, in der Kaminski/Brenner einen Ein-Mann-Feldzug gegen eine Bande von Mafia-Verbrechern lostritt, während aus den Boxen seines Autos „(I Can‘t Get No) Satisfaction“ von The Rolling Stones zu hören ist, plätschert der Rest der Handlung einfach nur vor sich hin, überraschungsarm und ideenlos.

Drei Identitäten

In den 80ern hatte sich Arnold Schwarzenegger bereits auf das Genre Actionfilm eingeschossen und wurde zugleich ein Repräsentant jenes Bildes von Maskulinität, welches man mit dem Genre in dieser Dekade verbindet. Auch wenn einige seiner Figuren mit diesem Image brechen – beispielsweise der bereits erwähnte Total Recall – so lässt sich dies jedoch zu keiner Zeit für Der City Hai sagen, selbst wenn das Drehbuch unerklärlicherweise dramatische wie auch komödiantische Szenen beinhaltet, was aufgrund der unfreiwilligen Komik im ersten Fall und des mangelnden Talents vor sowie hinter der Kamera im zweiten Fall durchweg scheitert.

Interessanter ist da schon der Rollentausch, den Schwarzeneggers Figur vollzieht, und auch rein optisch durch den Wechsel des Holzfällerhemdes in einen edlen Anzug samt pomadierten Haaren vollzieht. Auch die Idee, dass Kaminski immer mehr Gefallen an seiner eigenen Kreation findet und sie nicht so leicht aufgeben will, scheint vielversprechend, wird aber, wenn man von einer kurzen Erwähnung dieses Konflikts absieht, letztlich fallen gelassen.