Der Staatsanwalt: Aus der Schusslinie

Als die Eventmanagerin Becky Gartner (Tiffany Knittel) nach einer Firmenfeier ermordet aufgefunden wird, scheint die Sache klar zu sein: Der Barkeeper Louis Engelhardt (Bastian Semm) soll es gewesen sein. Zwar beteuert der seine Unschuld. Aber nicht einmal seine eigene Anwältin zweifelt daran, dass er die Tat begangen hat. Da auch die zuständige Richterin Juliane Wolff (Annett Kruschke) kurzen Prozess machen will, kann sich die Staatsanwaltschaft eigentlich bequem zurücklehnen. Doch Oberstaatsanwalt Bernd Reuther (Rainer Hunold) ist nicht so recht überzeugt. Irgendwie sind ihm die Beweise zu dürftig. Und so macht er sich gemeinsam mit Hauptkommissarin Kerstin Klar (Fiona Coors) und Oberkommissar Max Fischer (Max Hemmersdorfer) auf die Suche nach möglichen Alternativen …

Doppeltes Jubiläum

Auch wenn sich die ZDF-Serie Der Staatsanwalt großer Beliebtheit erfreut und seit Jahren erfolgreich läuft, so richtig überzeugend war sie zuletzt nicht gerade. Es reichte nicht einmal mehr für Durchschnitt, was bei einem derart genormten Format wie dem des TV-Krimis kaum zu akzeptieren ist. Bei Aus der Schusslinie geht es wieder ein klein wenig aufwärts, gerade noch rechtzeitig für die Jubiläumsfolge. Zumindest wird die Geschichte um den Mord an einer Eventmanagerin offiziell als 100. Folge der Serie verkauft, obwohl sie eigentlich die 102. ist. Aber Details sind ja nicht so wichtig. Außerdem fällt das dann inhaltlich schön zusammen, da es innerhalb der Episode um das 25-jährige Jubiläum von Bernd Reuther geht. Da darf man dann gleich doppelt feiern.

Die Geschichte selbst gibt dabei eher weniger Anlass zur Freude. Die Serie hatte schon bei den letzten Folgen das Problem, dass eine knappe Stunde einfach ziemlich wenig ist für einen klassischen Whodunnit, bei dem man unter mehreren Verdächtigen den richtigen oder die richtige aussuchen muss. Denn die Zeit reicht gar nicht für viele Alternativen. Wenn bei Der Staatsanwalt: Aus der Schusslinie früh klar gemacht wird, dass Louis nicht der Mörder sein kann – sonst würde Reuther sich nicht so dagegen wären –, dann bleibt da nicht viel, wer es sein kann. Zwar wird noch bis zum Schluss gewartet, um das Motiv zu verraten. Aber es ist nicht so, als wäre das so wahnsinnig spannend oder überraschend. In der Hinsicht bleibt man also auf dem niedrigen Niveau der Vorgänger.

Unter den Möglichkeiten

Dafür funktioniert das mit den Figuren wieder besser. Während die Richterin und die Strafverteidigerin richtig grauenvoll gezeichnet sind, macht es doch Spaß, unseren alten Helden und Heldinnen zuzusehen. Wie sich Reuther gegen seine Jubiläumsfeier sträubt, ist ganz witzig. Auch Max Fischer, der bei Alles vom Leben nicht wirklich dabei war, hat wieder ein bisschen mehr zu tun, was der Folge gut tut. Insgesamt kann man sich Der Staatsanwalt: Aus der Schusslinie daher schon anschauen. Aber noch immer ist das Problem, dass der Krimiteil deutlich unter dem Potenzial der Figuren liegt. In der Flut aus Reihen und Serien, die das deutsche Fernsehen rund um das Thema Verbrechen dreht, fehlt ein wirklicher Grund, warum man ausgerechnet diese anschauen sollte.