Der Tinder Schwindler The Tinder Swindler Netflix
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Der Tinder-Schwindler

Inhalt / Kritik

Der Tinder Schwindler The Tinder Swindler Netflix
„Der Tinder-Schwindler“ // Deutschland-Start: 2. Februar 2022 (Netflix)

Es gehört ein wenig zur Natur des Menschen dazu, dass er sich nach außen gern als etwas verkauft, das er nicht ist, oder sich zumindest ein bisschen besser macht. Das können Bewerbungsgespräche sein, in denen man völlig neue Qualifikation für sich entdeckt oder unser Auftritt in den sozialen Medien, wo der Alltag immer mindestens doppelt so toll und bunt ist. Und natürlich wird auch bei der Suche nach der großen Liebe ein bisschen geschummelt. Gerade Dating-Plattformen sind für die unterschiedlichsten Mogeleien bekannt. Da ist es nicht unüblich, sich etwas größer, schlanker und jünger zu machen. Zur Not werden zehn Jahre alte Fotos hochgeladen. Beliebt sind auch große Sonnenbrillen oder sonstige Möglichkeiten, das eigene Gesicht nicht mehr ganz so deutlich zu zeigen. Dass das beim persönlichen Treffen auffällt, ist zwar klar. Das Kalkül: Zu dem Zeitpunkt ist es eh zu spät für das Opfer, zumindest im Hinblick auf ein erstes Date.

Die Geschichte eines falschen Prinzen

Das kann alles ziemlich ärgerlich und nervig sein, keine Frage. Und doch: Es geht noch einmal deutlich schlimmer, wie die Netflix-Dokumentation Der Tinder-Schwindler demonstriert. Dabei hätte man bei Simon Leviev durchaus misstrauisch werden dürfen. Gutaussehende und zuvorkommende Menschen gibt es natürlich, selbst im Internet. Dass diese aber Erben eines Milliarden starken Diamanten-Unternehmens sind, das hat man dann doch eher selten. Tatsächlich war das auch gelogen, so wie das meiste, was der begehrte Junggeselle von sich gegeben hat. Dazu gehört selbst das mit dem Junggesellendasein, schließlich traf er sich mit mehreren Frauen auf einmal, denen er jeweils dieselben Geschichten auftischte.

Dabei stellte er sich durchaus geschickt an. Wer beim ersten Date in ein Sterne-Restaurant eingeladen wird und kurze Zeit später mit dem Privatjet ins Ausland fliegt, bei dem werden die Alarmglocken gut zum Verstummen gebracht. Schließlich ist man in dem Moment zu überwältigt, um über alles nachzudenken. Der Tinder-Schwindler begleitet mehrere Opfer und lässt sie ihre Version der Ereignisse schildern. Der Beschuldigte selbst kommt nicht zu Wort, zumindest nicht direkt. Ganz auf O-Töne muss das Publikum aber nicht verzichten, da Leviev ein überaus mitteilungsbedürftiger Mann zu sein scheint. Unzählige Nachrichten hat er hinterlassen, sowohl geschriebene wie auch Sprachnachrichten, die Regisseurin Felicity Morris freigiebig teilt. Bei diesen wird der Unterschied zwischen der Fassade und der wahren Persönlichkeit auch deutlich. Denn neben ganz süßen Liebesbekundungen sind auch weniger freundliche Mitteilungen dabei.

Zwischen Schock, Ärger und Genugtuung

Ein Teil des Vergnügens liegt bei Der Tinder-Schwindler dann auch darin, wie das nach außen verkaufte Bild immer mehr zu bröckeln beginnt, während er selbst verzweifelt um die Illusion kämpft. Der Dokumentarfilm hat zugleich aber auch ein gewisses Schockpotenzial. Wobei es offen bleibt, welches Verhalten einen mehr schockiert: die Dreistigkeit, mit der Leviev vorging, oder die Gutgläubigkeit der Frauen, die ihm so verfallen waren, dass sie selbst die bizarrsten Lügen noch glaubten. Natürlich ist es einfacher, aus der Distanz zu urteilen und zu verurteilen. Außerdem kann eine Liebe – oder zumindest die Illusion derselben – selbst die intelligentesten Menschen zu Idioten machen. Dennoch, so ganz einfach ist es nicht, immer alles nachzuvollziehen oder mitzufühlen.

Vor allem einer der drei, die von sich selbst sagt, dass sie bei einem Mann das Rundum-sorglos-Paket sucht, dürfte der Spott sicher sein. Da wird noch klassisch vom Prinzen geträumt, der einen wie im Märchen aus dem Alltag rettet. Der Tinder-Schwindler verurteilt sie aber nicht für diese etwas altmodische Rollenverteilung. Vielmehr setzt der Dokumentarfilm auf eine Mischung aus Staunen, Ärger und Genugtuung, je nachdem welche Richtung die Geschichte gerade einschlägt. Das ändert sich häufiger mal, das ist schon ein Wechselbad der Gefühle. Tatsächliche Erkenntnisse nimmt man daraus aber kaum mit. Nicht einmal bei den Opfern hat man den Eindruck, dass die Erfahrung große Spuren hinterlassen hat – von den enormen Schulden einmal abgesehen, die er ihnen aufgebrummt hat. Aber True Crime Dokus, um im weiteren Sinne gehört das hier dazu, leben doch eher von der Emotionalität und dem Spektakel. Insofern sollte die zuweilen doch recht reißerische Netflix-Doku ihr Publikum finden.

Credits

OT: „The Tinder Swindler“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Felicity Morris
Drehbuch: Felicity Morris
Musik: Jessica Jones
Kamera: Edgar Dubrovskiy

Bilder

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„Der Tinder-Schwindler“ erzählt von einem Mann, der auf dreiste Weise Frauen betrogen und ausgenommen hat. Für das Publikum bedeutet dies ein Wechselbad der Gefühle, von Schock über Ärger bis zu Genugtuung. Richtig viel Substanz hat der Dokumentarfilm aber nicht.
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