Eigentlich hatten Libby (Ashley Judd) und Nick Parsons (Bruce Greenwood) nur einen schönen gemeinsamen Segelausflug geplant. Ein bisschen Zeit für sich haben, die Gemeinsamkeit auf dem Wasser genießen. Doch das nimmt ein jähes Ende, als Libby aufwacht und im ganzen Boot Blutspuren findet. Von Nick fehlt hingegen jede Spur. Zwar wird umgehend eine Suchaktion eingeleitet, doch ohne Erfolg. Kurze Zeit später wird Nick bereits für tot erklärt. Zu ihrem großen Schock wird die trauernde Witwe daraufhin des Mordes beschuldigt und auch für das Verbrechen verurteilt. Während ihr Sohn Matty (Benjamin Weir) Libbys bester Freundin Angie (Annabeth Gish) anvertraut wird, muss sie selbst für viele Jahre ins Gefängnis. Als sie vorzeitig auf Bewährung freikommt, gibt es für sie nur eins: ihren Sohn wiedersehen. Dabei dauert es nicht lange, bis sie sich mit ihrem Bewährungshelfer Travis Lehman (Tommy Lee Jones) anlegt …
Achtung, alles anders!
Ein bisschen irreführend ist der deutsche Titel Doppelmord ja schon, da er etwas ganz anderes impliziert: das Töten zweier Menschen. Das englische Original Double Jeopardy ist da schon passender, aber auch verräterischer, weil er eine entscheidende Wendung in der Geschichte vorwegnimmt. Andererseits, ein so richtig großes Geheimnis ist es nicht, was wirklich geschehen ist. Nicht nur dass der Trailer seinerzeit schon den entscheidenden Hinweis lieferte, nach dem mehr oder weniger alles klar ist. Man ahnt auch so schon vorher, was der Clou sein soll. Und selbst wer weder gespoilert wurde, noch selbst auf die Lösung kam, muss nicht lange warten: Nach rund einem Drittel wird dem Publikum der Rest verraten, weshalb man sich darüber streiten kann, ob die Wendung überhaupt noch unter die Bezeichnung Spoiler fällt.
So oder so: Doppelmord ist kein Film, der seine Wendung in den Mittelpunkt stellt. Wo andere Thriller die Geschichte um den Twist herum stricken und diesen zum großen Finale machen, da geht hier die Story nach der Auflösung eigentlich erst los. Die Idee hinter allem ist dabei gleichermaßen clever wie hanebüchen. Double Jeopardy bezieht sich auf eine juristische Besonderheit, die hier auf eine absurde Weise weitergedacht wurde. Das entspricht dann nicht unbedingt der Realität, wie anschließend viele Leute vom Fach betont haben. Als rechtliche Anleitung taugt der Film daher nicht wirklich etwas. Aber er ist doch ein interessantes Gedankenspiel, gerade auch in moralischer Hinsicht. Wie würde ich in der Situation reagieren? Was ist gerechtfertigt?
Irgendwie ziemlich doof
Allzu viel Nachdenken und Tiefgang sollte man dabei aber nicht erwarten. Stattdessen hat Regisseur Bruce Beresford (Miss Daisy und ihr Chauffeur, Black Robe – Am Fluss der Irokesen) einen reinen Thriller gedreht. Einen sehr reißerischen Thriller. Als wäre das grundsätzliche Szenario nicht schon grotesk genug, haben sich David Weisberg und Douglas Cook noch ein bisschen mehr einfallen lassen. Das Drehbuchduo, dessen berühmteste Gemeinschaftsarbeit noch immer The Rock – Fels der Entscheidung ist, zeigt schon bei der ersten Actionszene, dass es ihm relativ egal ist, ob etwas plausibel ist oder nicht. Hauptsache es passiert ganz viel. Später wird es eine Art Katz-und-Maus-Spiel in die Geschichte schreiben, welche nicht zuletzt die Wandlung der Protagonistin verdeutlichen soll. Aus dem naiven Opferlein ist eine echte Macherin geworden.
Das bedeutet natürlich für Hauptdarstellerin Ashley Judd die Gelegenheit, ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. So richtig erfolgreich ist sie dabei aber nicht: Die frühen dramatischen Szenen überzeugen nicht so wirklich, der Wandel zum Badass kommt dafür ein bisschen schnell. Das liegt auch daran, dass Doppelmord dem eigentlich besten Part des Films nur wenig Zeit einräumt: die Jahre im Gefängnis. Da wird dann in fünf Minuten abgehandelt, wie sie zu einem völlig anderen Menschen wird. Überzeugender ist da schon der Auftritt von Tommy Lee Jones (In the Electric Mist – Mord in Louisiana) als unbarmherzigem Bewährungshelfer, der ein Auge auf die Frauen haben soll und der ziemlich stinkig wird, wenn sich da jemand nicht an seine Regeln hält. Allerdings ist das schon wieder so routiniert, dass es nicht weiter auffällt. Insgesamt muss man den Thriller nicht unbedingt gesehen haben. Ein paar Szenen und Einfälle sind so bescheuert, dass diese schon irgendwie lohnen. Aber nicht genug, um den ganzen Rest auszugleichen.
OT: „Double Jeopardy“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Bruce Beresford
Drehbuch: David Weisberg, Douglas Cook
Musik: Normand Corbeil
Kamera: Peter James
Besetzung: Ashley Judd, Tommy Lee Jones, Benjamin Weir, Bruce Greenwood, Annabeth Gish
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