Seit seiner Kindheit schon träumt Michael „Eddie“ Edwards (Taron Egerton) davon, es irgendwann einmal zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Die Sportart selbst ist ihm egal, er würde alles tun, nur um einmal dabei sein zu dürfen. Leider ist sein Talent nicht annähernd so groß wie sein Enthusiasmus, was auch immer er versucht, es geht schief. Während seine Mutter Janette (Jo Hartley) ihn bei seinem Vorhaben immer unterstützt hat, versucht sein Vater Terry (Keith Allen), ihm diese Flausen auszureden. Per Zufall findet Eddie aber doch noch seinen Sport für sich: Skispringen! Dass er damit keinerlei Erfahrungen hat, hält ihn nicht ab. Er ist fest entschlossen, es hiermit bis nach Kanada zu schaffen, wo die nächsten Winterspiele ausgetragen werden. Dabei macht er die Bekanntschaft von Bronson Peary (Hugh Jackman), der selbst einmal ein Skispringer war und nun sein Geld mit der Pflege der Piste verdient. Der hält zunächst nicht von den Bemühungen des jungen Mannes, erkennt aber bald, dass Eddie nicht nur die notwendige Leidenschaft mitbringt, sondern tatsächlich auch Talent hat …
Die Zeit der Außenseiter
Die Olympischen Winterspiele 1988 im kanadischen Calgary war die große Zeit der Außenseiter. So sind sie bis heute in Erinnerung geblieben wegen des Auftritts der jamaikanischen Bobmannschaft, die zu einer Mediensensation wurden. Schließlich ist die karibische Insel nicht unbedingt ein Land, das man mit Wintersport in Verbindung bringen würde. Während die Außenseitergeschichte bereits 1993 durch die Hit-Komödie Cool Runnings unsterblich wurde, dauerte es relativ lang, bis auch das Schicksal von Eddie the Eagle eine filmische Würdigung fand. Zugegeben: Die Vorstellung einer britischen Teilnahme an den Winterspielen ist nicht ganz so absurd wie die von Jamaikanern. Ungewöhnlich ist sie durchaus.
Dass Edwards sein Land in der Kategorie Skispringen vertreten durfte, hing schließlich maßgeblich auch an der geringen Konkurrenz. Als er 1988 antrat, war er der erste Brite seit sechs Jahrzehnten. Das bedeutete jedoch nicht, dass er dadurch offene Türen einrannte. Im Gegenteil: Eddie the Eagle erzählt, wie das britische Olympia-Komitee und selbst die Teamkameraden alles dafür taten, um den ambitionierten Amateur zu vergraulen. Zu groß war die Befürchtung, dass er für sie zu einer Belastung werden könnte, zu einer Schande für das Land. Das ist natürlich unglücklich für den Protagonisten. Für Filmschaffende ist es hingegen ein Geschenk: Regisseur Dexter Fletcher (Rocketman, Make My Heart Fly – Verliebt in Edinburgh) erzählt hier die typische Aufsteiger-Geschichte, bei der ein Underdog allen Hindernissen trotzt und die die Wahrscheinlichkeitsrechnung Lügen straft.
Wobei das Ganze natürlich auch immer eine Frage der Perspektive ist. Edwards war kein Überflieger, der eine Medaille nach der anderen einsammelte. Er bekam überhaupt keine Medaille. Stattdessen war er in beiden Disziplinen das Schlusslicht, mit großem Abstand sogar: Der Vorletzte hatte jeweils doppelt so viele Punkte wie der Brite. Bei Eddie the Eagle geht es aber weniger um das Erreichen von neuen Bestzeiten. Vielmehr feiert der Film das alte Motto „dabei sein ist alles“. Das klingt erst einmal nicht so wahnsinnig beeindruckend. Und doch hat die Geschichte einen beträchtlichen Aufmunterungsfaktor. Edwards macht weiter, obwohl ihn alle davon abhalten wollen. Nicht einmal der Vater glaubt an ihn. Sein Beispiel macht Mut, trotz allem weiterzumachen und nicht aufzugeben. Es liegt eine eigene Würde darin, persönliche Grenzen zu suchen, unabhängig davon, was andere sagen.
Das ist als Aussage natürlich wenig originell. So ungewöhnlich die Geschichte um den springenden Träumer war, so gewöhnlich ist der Film, der daraus entstanden ist. Eddie the Eagle folgt brav den Pfaden solcher Außenseiter-Wohlfühl-Märchen. Bei der Figurenzeichnung begnügte man sich ebenfalls mit recht wenig. Gerade bei den Widersachern, die Edwards verspotten, gibt es keine wirklichen Charaktere. Dafür ist Edwards selbst umso schrulliger. Schon der Anblick des jungen Mannes mit der riesigen Brille ist komisch, sein Auftreten nicht ganz von dieser Welt. Das ist auch sympathisch von Taron Egerton gespielt, der hier einen starken Kontrast zu seiner deutlich männlicher-eleganteren Figur in Kingsman: The Secret Service ablegte. Dafür und für die schönen Bilder kann man sich das anschauen und im Anschluss ein bisschen besser fühlen. Tiefgang sollte man dabei aber nicht erwarten, unter dem Kunstschnee wartet nicht viel.
OT: „Eddie the Eagle“
Land: UK, USA, Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Dexter Fletcher
Drehbuch: Sean Macaulay, Simon Kelton
Musik: Matthew Margeson
Kamera: George Richmond
Besetzung: Taron Egerton, Hugh Jackman, Keith Allen, Jo Hartley, Tim McInnerny
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