Eigentlich war Detective Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) gerade mit der Aufklärung eines Mordes an einer jungen Frau beschäftigt, als er unterwegs den Hollywoodstar Elrod Sykes (Peter Sarsgaard) und dessen Freundin Kelly Drummond (Kelly Macdonald) trifft, die wegen eines Filmdrehs in der Stadt sind. Dabei erfährt er von einer Leiche, welche die beiden in einem nahegelegenen Sumpf gefunden haben wollen. Dave geht der Sache nach und wird dabei nicht nur an einen lang zurückliegenden Vorfall erinnert. Die Sache scheint auch in einem Zusammenhang mit einer Reihe aktueller Morde zu stehen, welche in der letzten Zeit begangen wurden. Und irgendwie scheint auch der örtliche Mafiosi „Baby Feet“ Balboni (John Goodman), mit dem Dave früher befreundet war, in der Geschichte drinzustecken …
Große Stars vor kleinem Publikum
Wenn ein Film mit Star-Besetzung nicht in die Kinos kommt, ist oft eine gewisse Skepsis angesagt. Irgendeinen Grund wird es schon haben, wenn niemand in den kommerziellen Erfolg glaubt. So auch bei In the Electric Mist – Mord in Louisiana, das weder in den US-amerikanischen noch den hiesigen Lichtspielhäusern zu sehen war. Und das, obwohl mit Tommy Lee Jones und John Goodman zwei veritable schauspielerische Schwergewichte mitspielen. Auch die Vorlage ist bekannter. Genauer handelt es sich um die Adaption des Romans Im Schatten der Mangroven von James Lee Burke, einem von knapp zwei Dutzend Büchern, die der Autor über Detective Dave Robicheaux geschrieben hat. Immerhin: Auf der Berlinale 2009 war der Film zu sehen, wo die Resonanz positiv, aber nicht überschwänglich war.
Aber Begeisterungsstürme dürften dem französischen Regisseur Bertrand Tavernier (Der Passagierschein) ohnehin nicht vorgeschwebt haben. Dafür ist das Krimidrama viel zu ruhig angelegt, Actionszenen sollte man bei In the Electric Mist – Mord in Louisiana nicht erwarten. Der Film ist dabei sicherlich nicht frei von Gewalt, gerade Dave ist in der Hinsicht nicht zimperlich: Wenn es um das Vorantreiben seiner Ermittlungen geht, nutzt er alles, was ihm in die Hände fällt. Er scheut sich auch nicht davor zurück, das Gesetz auf eine ganz eigene Weise zu interpretieren, sofern das Ergebnis stimmt. Umgekehrt wird auch er mal Opfer von Gewalt, die so zynisch und kaltschnäuzig ist, dass man diesem Flecken Erde nicht unbedingt einen Besuch abstatten möchte. Zumindest nicht ohne Bodyguards oder besser gleich einem Panzer.
Von Geistern heimgesuchte Märchenwelt
Wobei das gleichzeitig nicht wirklich in die Szenerie passen würde. Denn die ist betont verträumt. Der französische Kameramann Bruno de Keyzer verwandelt die von Sümpfen geprägte Landschaft Louisianas in eine Märchenwelt. Allerdings nicht eine, in der Einhörner friedlich unter Regenbögen grasen. Vielmehr ist In the Electric Mist – Mord in Louisiana von den Geistern von einst heimgesucht, die in den Schatten der alten Bäume umherwandern. Der Film hat dann auch immer mal wieder eine leicht fantastische Note, wenn sich Dave mit Vision und Vergangenheit unterhält. Nichts ist je wirklich vorbei, so der Eindruck, den man beim Anschauen gewinnen kann. Vor allem Schuld lässt sich nicht beiseiteschieben und vergessen, nur weil man das so möchte. Sie taucht immer wieder auf, wenn man es gerade nicht gebrauchen kann.
Atmosphärisch ist das sehr stark, man kann sich hier schon gut in der unheilvollen Stimmung verlieren. Der Fall an sich ist im Vergleich jedoch weniger interessant. Nicht einmal Tavernier scheint sich wirklich dafür zu interessieren, so zumindest der Eindruck, den man gewinnt. Es gibt zwar eine Auflösung, aber die ist mehr aus Pflichtbewusstsein drin, nicht weil sie wirklich wichtig wäre. Ein bisschen wird damit zwar Kritik geübt an einer verkommen-korrupten Welt, die einen schon beim bloßen Vorbeigehen vergiftet. Für eine wirkliche Aussage reicht es aber nicht. Wer sich primär für den kriminologischen Aspekt den Film anschauen will, der wird nicht so recht bedient. Es ist die gezeigte Welt an sich, die sich in ihr herumquälenden Leute inklusive, welche den Blick auf In the Electric Mist – Mord in Louisiana rechtfertigen. 112 Minuten hätte es davon aber nicht unbedingt gebraucht. Zuweilen hat man das Gefühl, sich gerade selbst durch einen Sumpf kämpfen zu müssen.
OT: „In the Electric Mist“
Land: Frankreich, USA
Jahr: 2009
Regie: Bertrand Tavernier
Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski
Vorlage: James Lee Burke
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Bruno de Keyzer
Besetzung: Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Kelly Macdonald, Mary Steenburgen, Justina Machado, Ned Beatty
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