Eigentlich hatte sich Judith Mohn (Christina Hecke) ihren Geburtstag anders vorgestellt. Anstatt ihn schön mit Freunden zu feiern, muss sie an einen Tatort. Der Tote stellt sich als René Schubecker (Felix von Bredow) heraus. Der war nicht nur selbst Polizist, sondern auch ein guter Freund ihres Kollegen Freddy Breyer (Robin Sondermann), für den die Ermittlungen deshalb auch eine persönliche Angelegenheit sind. Dabei stoßen sie auf einen alten Fall: Am Anfang seiner Karriere hatte der Verstorbene Willy Foss (Andreas Anke) für den Mord an einem jungen Mädchen überführt. Der hatte jedoch immer seine Unschuld beteuert. Als Mohn den alten Fall noch einmal untersuchen will, blockt Gerard Schubecker (Robert Schupp) ab, der Vater des Toten und Leiter einer örtlichen Gendarmerie in Lothringen …
Echt wahr!
Bei den vielen Krimireihen, die derzeit fürs deutsche Fernsehen produziert werden, braucht es schon ein bisschen was, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Bei In Wahrheit ist das – der Titel verrät es – der Bezug auf wahre Fälle. Als Idee ist das nicht schlecht, schließlich sind True Crime Geschichten ein echter Publikumsmagnet. Richtig viel draus gemacht wird in der auf arte und im ZDF ausgestrahlten Reihe aber nicht. Nur selten wird auf den zugrundeliegenden Fall eingegangen. Meistens beschränkt sich die Sache mit dem realen Verbrechen auf eine kleine Pressenotiz, die weitere Informationen vorenthält. So auch bei Unter Wasser, dem mittlerweile sechsten Film rund um die im Saarland tätige Kommissarin Mohn, die immer mal wieder zur Grenzgängerin wird.
Das eigentliche Problem der Reihe ist aber weniger das ungenutzte Potenzial. Vielmehr sind die Fälle oft nicht besonders gelungen. Zuletzt gab es mit In einem anderen Leben einen Fortschritt. Das hing jedoch weniger mit dem Kriminalfall an sich zusammen, der wie schon zuvor ziemlich konstruiert war. Die Geschichte um eine vergewaltigte Frau, die mit ihren Erfahrungen allein gelassen wird, war aber so emotional und gut gespielt, dass die inhaltlichen Mängel nicht ganz so sehr ins Gewicht fielen. Bei In Wahrheit: Unter Wasser versucht man ebenfalls, über die Ebene der Gefühle das Publikum zu erreichen. Ein liebender Familienvater stirbt und lässt seine Frau und zwei kleine Kinder zurück. Und dann war da ja auch noch der alte Fall um das ermordete Mädchen, der nie ganz verarbeitet wurde.
Vorhersehbar und unglaubwürdig
Über Letzteres erfährt man dabei gar nicht so viel. In Wahrheit: Unter Wasser ist sehr viel mehr damit beschäftigt, von den Machenschaften der Polizei in Lothringen zu erzählen. So richtig interessant ist das Ganze nicht. Es läuft dann doch wieder darauf hinaus, dass in der Provinz irgendwie gemauschelt wird. Regisseur Miguel Alexandre, der schon mehrere Teile inszeniert hat, hält an der Stelle leider offensichtlich nicht sehr viel von Subtilität. Das bedeutet, dass die Figuren alle recht stereotyp angelegt sind, man weiß hier praktisch von Anfang an, wer da gut und wer böse ist. Da ist nicht viel Platz für Nuancen oder gar eine Entwicklung. Das Publikum bekommt genau das, was ihm am Anfang vorgesetzt wird.
Das ist nicht nur erzählerisch wenig ambitioniert. Es lässt auch die Spannung vermissen, die man bei einem Krimi einfordern darf. Hier gibt es so wenige Möglichkeiten, was genau damals beim Mord des Mädchens vorgefallen ist, dass man als Zuschauer und Zuschauerin schon zur Hälfte alles Notwendige weiß. Danach heißt es nur noch warten. Da zudem vieles hier – wie des Öfteren in der Reihe – nicht plausibel ist, gibt es deutlich packendere Wege, den Abend zu verbringen. Gerade in einem derart überlaufenen Feld wie dem des TV-Krimis braucht es schon deutlich mehr als das, was bei In Wahrheit: Unter Wasser geboten wird. Lediglich ein paar hübsche Bilder aus Lothringen und das schauspielerische Talent der Hauptdarstellerin verhindern Schlimmeres.
OT: „In Wahrheit: Unter Wasser“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Miguel Alexandre
Drehbuch: Zora Holtfreter
Musik: Wolfram de Marco
Kamera: Miguel Alexandre
Besetzung: Christina Hecke, Robin Sondermann, Jeanne Goursaud, Rudolf Kowalski, Andreas Anke, Marijtje Rutgers, Robert Schupp, Laura de Boer
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