In Nachricht von Mama spielt Jessica Ginkel die lebensfreudige Mutter Elli, die jahrelang gegen eine Krebserkrankung ankämpft, diesen Kampf am Ende jedoch verliert. Vor ihrem Tod beschließt sie, ihrer Familie etwas Persönliches zu hinterlassen und nimmt zu diesem Zweck eine Reihe von Einzel-Videos auf. In diesen nimmt sie Nachrichten auf, die sie ihrem Mann und den Kindern mitgeben möchte für ihren weiteren Weg. Doch die haben trotz dieser Ratschläge und Wünsche schwer mit der Situation zu kämpfen und müssen für sich herausfinden, wie es weitergehen kann und soll. Zum Start der Dramaserie am 7. Februar 2022 auf Sat.1 unterhalten wir uns mit der Schauspielerin über die Arbeit an der Serie, die Begegnung mit dem Tod
Was hat Sie an Nachricht von Mama interessiert?
Mit der Casting-Anfrage habe ich das erste Buch bekommen und absolut verschlungen. Beim Lesen hatte ich auch schon ganz klare Vorstellungen, wie das ist und wie sich die Figur anfühlt. Je mehr ich gelesen habe und je mehr Kollegen ich kennengelernt habe, vor und hinter der Kamera, umso größer wurde mein Wunsch, diese Figur zu spielen und bei diesem Projekt dabei zu sein.
Was hat Sie an dem Buch denn so sehr gefesselt, dass Sie es verschlungen haben?
Es passiert einfach so wahnsinnig viel. Am Anfang ist das alles noch ein wenig undurchsichtig. Wo sind wir? Was geschieht hier gerade? Man muss wirklich dranbleiben, um den Faden nicht zu verlieren. Außerdem ist es spannend, weil die Hauptfigur nicht mehr da ist und nur noch über diese Videos kommuniziert. Sie trägt ein Geheimnis mit sich, was aber erst später verraten wird. Jede Figur hat hier ihre eigene Geschichte, die immer wieder thematisiert wird.
Wie würden Sie Ihre Figur denn beschreiben?
Elli ist eine lebensfrohe Person, die versucht, trotz ihrer Krankheit das Beste daraus zu machen. Sie liebt ihre Familie. Sie liebt das Leben.
Was macht die Krankheit und das Wissen, dass sie bald nicht mehr da sein wird, mit ihr?
Es zeigt ihr die Endlichkeit auf und macht ihr bewusst, dass die Familie irgendwann ohne sie weitermachen muss. Sie möchte für sie relevant sein und für sie da sein, auch nach ihrem Tod. Deswegen nimmt sie die Videos auf, in denen sie ihnen persönliche Nachrichten mitgibt.
Das ist mit einer Reihe sehr emotionaler Momente verbunden. Wie war das für Sie, das zu spielen?
Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber es war eine sehr schöne Erfahrung für mich. Es ist ein Geschenk für einen Schauspieler, eine Rolle verkörpern zu dürfen, bei der du dich so richtig tief reinhängen kannst. Ich hatte große Freude daran Elli in all ihren Facetten zu spielen und mich auf ihre Welt einzulassen zu können. Ich bin aber auch gut wieder herausgekommen und habe das nicht noch Tage und Wochen mit mir herumgeschleppt.
Ganz generell: Hinterlässt eine solche harte Rolle etwas?
Ich glaube, jede Rolle hinterlässt etwas oder regt zum Denken an. Das kann auch sein, dass du einen neuen Beruf kennenlernst oder eine neue Familienkonstellation. Bei Nachricht von Mama, bei dem sich vieles um Tod und Krankheit dreht, beschäftigst du dich mit deiner eigenen Endlichkeit. Dir wird auch bewusst, wie gut es dir geht, wenn du gesund bist, und dass du das nicht für selbstverständlich nehmen solltest. Du lebst plötzlich einfach insgesamt bewusster.
Der Tod von Elli kommt nicht überraschend, sondern hat sich über Jahre angekündigt. Glauben Sie, dass man sich auf den Tod vorbereiten kann, sowohl den eigenen wie auch den von Angehörigen?
Wahrscheinlich nicht. Auch wenn es eben nicht überraschend kommt, sondern erwartet wird, ist das – glaube ich – eine so schreckliche Erfahrung, darauf kannst du dich nicht vorbereiten. Du kannst dich natürlich darüber informieren, was beim Tod mit dem Körper geschieht und was es danach zu beachten gibt. Aber emotional daran beteiligt zu sein, das ist dann doch noch einmal etwas ganz anderes. Letztendlich kann ich die Frage nicht wirklich beantworten, da diese Situation völlig außerhalb meiner Vorstellung ist.
Bei Elli kommt noch hinzu, dass sie Kinder hat. Gerade ihr junger Sohn hat ziemliche Schwierigkeiten damit, mit der Situation klarzukommen und zu verstehen, was der Tod bedeutet. Kann man das Kindern überhaupt erklären?
Ich habe selbst zwei kleine Kinder, die drei und sieben sind, und wir hatten vor Kurzem das Thema Tod und wie sie es wahrnehmen. Meine Kinder sind in der Hinsicht sehr pragmatisch und ich versuche ihnen zu vermitteln, dass der Tod zum Leben dazugehört. Aber natürlich ist es unbegreiflich, wenn jemand stirbt, der viel zu jung ist und noch eine Verantwortung hat, wie es bei Elli eben der Fall ist. Und wahrscheinlich kann man Kindern den Tod nicht wirklich erklären. Wobei das vielleicht auch davon abhängt, mit welcher Religion man aufgewachsen ist. Ich bin christlich erzogen worden, weshalb es für mich als Kind immer selbstverständlich war, dass die Leute dann irgendwo da oben sind. Das hat es für mich sehr erleichtert, einen Verlust zu verkraften. Ich konnte die Menschen dann zwar nicht mehr berühren, aber sie waren nicht völlig weg.
Und haben Sie sich diesen Glauben an das Leben nach dem Tod bewahrt?
Ich möchte mir das bewahren, ja, weil ich den Gedanken schön finde. Es nimmt einem auch ein wenig die Angst.
Ihre Figur nimmt vor ihrem Tod noch die besagten Videos auf, die sie ihren Angehörigen mitgeben möchte. Deswegen auch der Titel Nachricht von Mama. Wenn Sie Ihre letzte Nachricht hinterlassen dürften bzw. müssten, was würden Sie der Welt noch mitteilen wollen?
Ich würde der Welt sagen, dass man die schönen Momente genießen und das wertschätzen sollte, was man hat. Wir sind viel zu oft auf das Negative fokussiert und sollten viel mehr unser Leben feiern.
Letzte Frage, was steht nach der Mama an? Was sind Ihre nächsten Projekte?
Wir haben bis kurz vor Weihnachten zwei neue Filme aus der Reihe Die Eifelpraxis abgedreht, wo ich eine der Hauptfiguren spiele. Die sind momentan in der Postproduktion und werden wahrscheinlich im Laufe des Jahres dann ausgestrahlt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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