In der Serie The Fear Index nach dem Roman Angst von Robert Harris spielen Josh Hartnett und Arsher Ali zwei Geschäftspartner, die im Finanzsektor tätig sind. Ihre große Erfindung: ein KI-gesteuertes System, das die Angst an den Finanzmärkten frühzeitig erkennt und blitzschnell auf diese reagiert, um auf diese Weise große Renditen zu erzielen. Die Erfindung ist ein großer Erfolg – bis alles anfängt schief zu gehen. Zum Start des Thrillers am 17. Februar 2022 auf Sky haben wir uns mit den beiden Schauspielern über die Arbeit an der Serie, die Bedeutung von Angst und furchteinflößende Technologien unterhalten.
The Fear Index ist eine vierteilige Miniserie. Warum ist das eurer Meinung nach das passende Format und nicht etwa ein Kinofilm?
Josh Hartnett: Tatsächlich war The Fear Index ursprünglich als Kinofilm gedacht. Aber nachdem das Projekt sich lange hinauszögerte und nicht vorankam, kaufte Andy Harries von Left Bank Pictures die Rechte an dem Roman. Bei ihm war von Anfang an klar, dass es eine Serie sein sollte, und es ging nur noch um die Frage, wie sich die Geschichte am besten umsetzen lässt. Ich denke, dass sich der Stoff gut für eine Serie eignet. Aber wahrscheinlich wäre ein Film genauso möglich gewesen. Heute macht es meiner Meinung nach auch keinen wirklichen Unterschied mehr, ob du einen Film oder eine Serie drehst. Es gibt da nicht mehr die Hierarchie, wie du sie früher noch hattest. Heute arbeiten dieselben Leute fürs Kino und fürs Fernsehen und mit hoffentlich demselben Einsatz.
Arsher Ali: Für uns war es auch so, als hätten wir einen Film gedreht, einen sehr langen Film. Ich stimme Josh auch zu, dass ein solcher Thriller sich gut für eine Serie eignet, weil es dauernd weiter geht und etwas Neues geschieht. Es gibt in der Geschichte keinen Punkt, an dem auch mal eine Pause eingelegt wird.
Josh Hartnett: Es ist auch eine sehr geradlinige Geschichte, die wir da erzählen, ohne irgendwelche Nebenschauplätze. Wir haben auch Hintergrundgeschichten rausgenommen und konzentrieren uns ganz auf die 24 Stunden im Leben dieser Figuren. Klar, du hättest das auch anders machen können, mit mehr Hintergrund und allem. Das hätte vermutlich auch funktioniert. Aber Andy und das Left Bank Team haben The Fear Index auf diese Weise konzipiert und das Ganze konsequent durchgezogen.
Josh, du spielst in der Serie jemanden, der selbst große Angst hat und irgendwann paranoid wird. Wie war das für dich, das zu spielen?
Josh Hartnett: Wir haben die Serie relativ schnell gedreht: Für die vier Episoden haben wir insgesamt nur zehn Wochen gebraucht. Das hat es einfacher gemacht, dieses Gefühl aufrecht zu erhalten. Aber ganz einfach war es natürlich nicht, mich immer wieder da hineinzuversetzen. Je nach Situation habe ich verschiedene Techniken angewendet, von kaltem Wasser auf meinem Magen bis zu eigenen Ängsten, die ich angezapft habe. Du brauchst da schon einen Auslöser, um diese Angst in dir wachzurufen.
Ist Angst anstrengender zu spielen als andere Gefühle?
Josh Hartnett: Der Dreh von The Fear Index war allgemein ziemlich anstrengend: Wir haben sechs Tage die Woche gedreht, ohne unsere Familien um uns zu haben. Budapest war damals auch im Lockdown, weshalb wir in dieser Zeit sehr isoliert waren. Das zusammen mit diesen intensiven Gefühlen war eine anstrengende Erfahrung, während der ich deutlich gealtert bin. (lacht)
Zu Beginn der Serie wird gesagt, dass Angst das stärkste der menschlichen Gefühle ist. Würdet ihr dem zustimmen?
Josh Hartnett: Es ist zumindest das Gefühl, das dich am stärksten antreibt. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es das stärkste ist, weil Angst normalerweise nur ein vorübergehendes Gefühl ist. Du kannst natürlich aber eine sehr große Angst haben. In The Fear Index wird Angst zu Panik. Und die ist wichtig für jede Spezies, um zu überleben. Du brauchst die Panik, um deinem Jäger zu entkommen. Aber ich denke, dass die stärksten Gefühle solche sind, die länger andauern, wie die Liebe.
Arsher Ali: Angst muss auch nicht unbedingt ein schlechtes Gefühl sein. Es kommt immer darauf an, wie du mit ihr umgehst und was du aus ihr für dich herausziehst. Du hast dann die Wahl zu kämpfen oder zu flüchten.
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Ali, deine Rolle ist das genaue Gegenteil von der, die Josh spielt. Während Alex ein Mensch ist, der sehr von Gefühlen bestimmt wird, ist Hugo jemand, der alles unter Kontrolle haben will. Wie war das für dich?
Arsher Ali: Das stimmt, Hugo ist das genaue Gegenteil zu Alex. Was auch immer Alex tut, ich tue das Gegenteil. Wenn Alex der introvertierte ist, ist Hugo der extrovertierte. Alex ist nicht besonders gut beim Umgang mit anderen Menschen. Hugo ist es, er muss es auch sein als Frontmann, da es seine Aufgabe ist, dass sich alle in seiner Gegenwart wohl fühlen und in ihr Geschäft investieren. Es war schon sehr nett, einen so klar gezeichneten Charakter zu spielen, der von Alex auch gebraucht wird. Sie brauchen sich gegenseitig, eben weil sie so gegensätzlich sind. Unsere Herausforderung war zu zeigen, dass die beiden trotz ihrer Unterschiede sehr gute Freunde sind und sich brauchen.
Die Serie spielt im Umfeld der Finanzmärkte. Warum sind diese das geeignete Setting für eine solche Geschichte?
Josh Hartnett: Es geht in der Geschichte um Macht und wie diese Macht auf globaler Ebene zerstörerisch sein kann. The Fear Index handelt nicht nur von einem Mann und seinen inneren Dämonen, sondern einem Dämon, der uns alle betrifft. In einer Welt, wie wir sie heute haben, wo jeder mit jedem verbunden ist, ist es sehr leicht, dass die Taten eines Einzelnen viele andere beeinflusst.
Arsher Ali: Die Welt ist auch sehr geheimniskrämerisch. Du bist letztendlich dazu gezwungen, diesen ganzen verrückten Genies zu vertrauen, die so viel Macht haben. Oder auch Leuten wie Hugo, für die das alles nur ein großes Spiel ist. Die verdienen in ihrem Feld so viel Geld, dass Geld schon überhaupt keine Rolle mehr spielt. Alex selbst braucht das ganze Geld gar nicht, zumindest nicht für sich. Er brauchte es nur für seine Forschungen. Hugo wollte schon das Geld. Aber es wurde irgendwann mehr als das: Es geht ihm jetzt nur noch darum zu gewinnen.
In eurer Serie geht es gerade zum Ende darum, wie wir von der Technik überrannt werden. Wart ihr jemals in einer Situation, in der ihr dachtet: Das ist mir jetzt zu viel?
Arsher Ali: Jeden Tag, wenn ich ein Smartphone oder ein Tablet in der Hand halte. (lacht)
Josh Hartnett: Am schlimmsten ist es, wenn irgendetwas nicht funktioniert und du einfach keinen Menschen ans Telefon bekommst, den du fragen kannst. Wenn du zum Beispiel vor dem Bankautomat stehst und Geld abheben willst, damit deine Kinder in der Schule etwas zu Essen haben, und es kommt einfach nicht raus. Das Geld ist direkt vor dich und gleichzeitig nicht, weil alles nur noch virtuell ist. Das ist die Hölle.
Vielen Dank für das Gespräch!
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