Kunal Nayyar Suspicion Interview

Kunal Nayyar [Interview]

Kunal Nayyar ist ein indisch-britischer Schauspieler, der einem Millionenpublikum weltweit bekannt ist durch seine Rolle als Rajesh Koothrappali in der Sitcom The Big Bang Theory. Neben diesem Projekt wirkte Nayyar in einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Produktionen für TV und Kino mit, so zum Beispiel in den Serien The Mindy Project, Navy CIS oder der Netflix-Serie Criminal: UK. Für das Kino lieh er seine Stimme Charakteren in den Filmen Ice Age 4 – Voll verschoben, Trolls sowie dessen Fortsetzung Trolls World Tour. Für seine Darstellung als Rajesh war Nayyar, wie auch der Rest des Ensembles der Serie The Big Bang Theory, fünf Jahre in Folge für einen Screen Actors Guild Award nominiert. Bei den 2020 CinEuphoria Awards wurde das Ensemble 2020 mit einem Preis geehrt. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler schrieb eine Sammlung autobiografisch inspirierter Essays unter dem Titel Yes, My Accent Is Real: And Some Other Things I Haven’t Told You. Auf der Instagram-Seite buddhas.in.jeans spricht er über Themen wie Spiritualität und sieht dies als seinen Beitrag, Menschen zu helfen, die gerade während der Corona-Pandemie unter psychischen Störungen leiden.

In der für Apple TV+ produzierten Serie Suspicion spielt Nayyar einen von fünf Londoner Bürgern, die wegen des Verdachts bei der Entführung des Sohnes einer US-Geschäftsfrau, gespielt von Uma Thurman, beteiligt gewesen zu sein, vom Geheimdienst verhört und beschattet wird. Im Interview anlässlich des Starts am 4. Februar 2022 spricht Kunal Nayyar im Interview über seine Rolle und die Themen der Serie, wie die Gefahr sozialer Medien und der ständigen Überwachung von Mitbürgern.

 

In deinem Buch Yes, My Accent Is Real beschreibst du in einem Kapitel die dreizehn Erkenntnisse, die du aus den vielen Jahren, in denen du einen Astrophysiker gespielt hast, gewonnen hast. Welche Erkenntnisse hast du aus der Rolle des Aadesh Chopra gewonnen, den du in Suspicion spielst?

Das sind, glaube ich, keine dreizehn, denn dafür habe ich Aaadesh im Gegensatz zu Raj nur ein Jahr gespielt, während The Big Bang Theory bekanntlich zwölf Jahre lief.  Es war eine große Herausforderung, diese Serie zu machen, gerade während einer Pandemie, und einen Charakter zu spielen, der eine solche Entwicklung durchmacht, von jemandem, der einfach nicht weiter weiß im Leben, zu jemandem, der etwas findet, für das es sich lohnt zu leben.

Was hat dich an dieser Figur und an der Geschichte, die Suspicion erzählt, so gereizt?

Zum einen war es die israelische Serie False Flag, auf der Suspicion basiert, die ich sehr mag. Darüber hinaus bekam ich durch das Projekt die Möglichkeit, mit einem Regisseur wie Chris Long zusammenzuarbeiten und eine Serie für Apple TV+ zu drehen, die meiner Meinung nach, sehr viele interessante Inhalte kreieren. Es war die Kombination aus all diesen Faktoren, die das Projekt für mich interessant machte.

Da Suspicion die meiste Zeit Figuren zeigt, wie sie verhört werden, ist das Setting oft minimal und man achtet automatisch sehr viel mehr auf das Schauspiel der Darsteller, auf deren Gestik und Mimik, die wiederum verraten könnte, wer die Wahrheit sagt oder etwas verbirgt. Sind diese Aspekte schon Teil des Drehbuchs oder entstehen diese durch Improvisation oder während der Proben?

Das ist wohl eine Mischung aus all diesen Faktoren. Manchmal trifft man eine bewusste Entscheidung in einer Szene, etwas mehr über die Figur, die man spielt, und über deren emotionale Situation preiszugeben. Diese Entscheidung trifft man dann mit dem Regisseur zusammen. Jedoch ist die Situation beim Dreh, wenn man sein Gegenüber sieht und mit diesem die Szene durchgeht, eine ganz andere, und folgt einer ganz eigenen Dynamik. Manchmal trifft man während des Spiels eine Entscheidung und folgt dieser Intuition. Danach obliegt es der Regie und dem Editor den Moment zu finden, der am besten funktioniert.

Überrascht es dich, die Szene dann zu sehen und zu beobachten, dass du etwas getan hast, was dir gar nicht aufgefallen ist?

Auf jeden Fall, denn gerade, wenn man eine Szene mehrmals dreht, erinnere ich mich nicht mehr, was ich in den einzelnen Aufnahmen gemacht habe. Was mich am meisten fasziniert, ist, wenn ich die ganze Serie dann sehe und auf einmal diese anderen Szenen um die meiner Figur herum sehe. Auf einmal erschließt sich mir der Kontext von Äußerungen, die meine Figur getätigt hat oder ich bin überrascht, dass ein bestimmter Moment, der in meiner Szene erwähnt wird, tatsächlich gedreht wurde.

Auf Twitter und Instagram hast du dich bereits im Laufe des letzten Jahres schon einmal kritisch über die Gefahren des Internets und die Social-Media-Kultur geäußert. Inwiefern bedient eine Serie wie Suspicion solche Themen und Gedanken?

Soziale Medien sind nichts weiter als ein Werkzeug, ein sehr nützliches obendrein. Wenn man die jedoch verantwortungslos einsetzt, können sie zu einer echten Gefahr werden. In einer Zeit, in der sich Informationen so schnell wie noch nie sich verbreiten können, müssen wir verhindern, dass man sie als Waffe einsetzt. Gerade das letzte Jahr hat mehr als nachdrücklich gezeigt, wie schnell so etwas gehen kann.

Deine Karriere weist Rollen im Theater, im Film und in Serien auf, und genauso eine Fülle von sehr unterschiedlichen Charakteren. Gibt es eine Facette von dir als Schauspieler, die du gerne öfter zeigen würdest?

In Zukunft würde ich wirklich gerne mehr dramatische Rollen spielen und mich in Figuren hineinversetzen, die eine große Hürde in ihrem Leben zu überwinden haben. Als Schauspieler macht es mir sehr viel Freude, Herausforderungen anzunehmen und mich zu fordern. Eine Rolle wie Aadesh Chopra in Suspicion ist keine einfache Rolle für mich. Ich musste einen britischen Akzent haben und während der Pandemie drehen, hinzu kamen noch viele emotional und körperlich sehr herausfordernde Szenen. Doch ich mochte diese Herausforderungen und würde es jederzeit wieder tun.

Auf deinen Social-Media-Profilen merkt man schnell, dass es dir immer darum geht, die Kultur und das Besondere Indiens zu zeigen. Welcher Aspekt deiner Heimat wird nicht oft gezeigt, sollte es aber?

Es geht mir nicht darum, meine Heimat oder meine Herkunft zu verbergen, ganz im Gegenteil. Wenn ich von „meinem Indien“ spreche, geht es mir darum, Menschen von ihrem Bild dieses Landes und dieser Kultur abzubringen, und es von einer anderen Sicht zu sehen. Diese Sichtweise berücksichtigt die schönen Seiten, aber dazu gehört auch Humor und sich über Dinge lustig zu machen, die man mit Indien verbindet. Genauso wie in jeder Kultur gibt es Aspekte, die mir gefallen und über die ich herzlich lachen kann, doch es gibt auch Facetten, die man bestimmt verbessern kann. Doch über allem steht die Liebe zu meinem Land, seiner Kultur und den Menschen.

Vielen Dank für das tolle Gespräch.



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