Love and Leashes Moral Sense Netflix
© Netflix/Jun Hae-sun

Love and Leashes

Inhalt / Kritik

Love and Leashes Moral Sense Netflix
„Love and Leashes“ // Deutschland-Start: 11. Februar 2022 (Netflix)

Nach außen hin ist Jung Ji-hoo (Lee Jun-young) ein recht gewöhnlicher, höflicher, unscheinbarer Mann. Dabei ahnt niemand, dass der junge Angestellte eine besondere sexuelle Vorliebe hat: Er lässt sich gern von Frauen dominieren! Als eines Tages per Zufall seine Kollegin Jung Ji-woo (Seo hyun) hinter sein Geheimnis kommt, ist das für ihn zunächst ausgesprochen peinlich. Schließlich gibt er sich Mühe, seine Neigungen vor allen anderen zu verstecken. Zu seiner großen Überraschung verurteilt ihn Ji-woo nicht deswegen. Im Gegenteil, sie lässt sich sogar darauf ein, die für sie bislang fremde Welt einmal selbst kennenzulernen. Doch dabei stößt sie immer wieder an ihre Grenzen, vor allem als es um mehr geht als das Erfüllen sexueller Wünsche …

Liebe im Dutzend

Rechtzeitig zum Valentinstag haben die Streamingdienste Filme und Serien ohne Ende veröffentlicht, die sich alle irgendwie um die Liebe drehen. So richtig überzeugend waren die meisten Titel aber nicht. Sie laufen dann doch nach dem ewig gleichen Prinzip ab. Selbst die wenigen Filme, die mit einem originellen Szenario an den Start gingen – I Want You Back und Book of Love – gehen bald zu den Konventionen über. Das Publikum soll am Ende dann doch das bekommen, was es von Liebeskomödien erwartet. Das gilt am Ende auch für den Netflix Film Love and Leashes. Ein bisschen schade ist das schon, da sich die südkoreanische Liebeskomödie ein thematisches Umfeld ausgesucht, das man eher nicht erwarten würde – vor allem nicht zum Valentinstag.

Wenn ein junger Mann sich von Frauen schlagen lassen will, dann entspricht das eher weniger der üblicherweise in Filmen verbreiteten Vorstellung von Romantik. Peitschen, Knebel und Handschellen? Das schenkt man sich eigentlich nicht zum 14. Februar. Love and Leashes nutzt diese Abweichung vom Erwartbaren dabei durchaus auch zu komischen Zwecken. Die Unterwürfigkeit Ji-hoos führt immer wieder zu peinlichen Situationen, wenn sich seine geheimen Fantasien mit der realen Welt kreuzen. Auch die Unbeholfenheit der beiden Hauptfiguren, wenn sie sich in dieser Konstellation ausprobieren und sich selbst finden müssen, ist immer mal wieder Anlass zum Schmunzeln – etwa bei einem fesselnden Date, das sie irgendwie dann doch überfordert.

Affront gegen traditionelle Bilder

Regisseurin und Drehbuchautorin Hyeon-jin Park macht sich über die beiden aber nicht lustig. Wenn sie sich fesseln oder zwischenzeitig schlagen, dann wird das nicht durch den Film verurteilt. Zumindest nicht direkt. Im Gegenteil: Love and Leashes ist ein Plädoyer für drei Selbstentfaltung und eine Abkehr von letztendlich überflüssigen Normen. Immer wieder stellen sie sich selbst die Frage: Bin ich pervers? Darf ich das tun, was ich hier tue? Und natürlich reagieren andere mit wenig Verständnis, wenn das Geheimnis – so viel Konvention muss sein – im späteren Verlauf ans Tageslicht kommt. Dabei ist das besondere Verhältnis der beiden ein doppelter Affront. Nicht nur dass sie es wagen, eine eigene Vorliebe zu teilen. Die Erniedrigung des Mannes ist zudem ein Angriff auf das traditionelle Geschlechterbild, wie es nicht nur in Südkorea gepflegt wird: Die Frau hat sich dem Mann unterzuordnen.

Love and Leashes wird auf diese Weise zu einer Liebeskomödie, die von einem sehr privaten Thema erzählt, gleichzeitig aber auch gesellschaftliche Ambitionen pflegt. Lass dich von niemand anderem bestimmen, so die Lehre, die wir Zuschauer und Zuschauerinnen gemeinsam mit dem Paar gewinnen dürfen. Du musst Erwartungen nicht erfüllen, wenn du das nicht möchtest. Ein bisschen idealisiert die Adaption eines Webtoons von Gyeoul an der Stelle zwar schon. Sie scheut sich aber auch nicht davor zurück, negative Auswüchse anzusprechen. Eine Freundin von Ji-woo, die selbst devote Neigungen hat, bringt es auf den Punkt: Nur weil jemand devot ist, heißt dass nicht, dass man von anderen misshandelt werden darf.

Eine süße Einführung

Allzu heftig wird es in der Hinsicht aber ohnehin nicht. Man sollte auch angesichts des Themas keine Neuauflage von 365 Days und Fifty Shades of Grey mit umgekehrten Geschlechterrollen erwarten. Der Film ist trotz des Thema relativ züchtig, eine nackte Männerbrust ist da schon das Höchste der Gefühle. Außerdem will man hier niemandem weh tun, die Liebeskomödie ist eher süß als bissig. Das kann man dann enttäuschend finden, zu harmlos für ein solches Thema. Aber das passt zu einem Film, der sich mehr als eine Einführung versteht und hier offensichtlich auch mehr mitteilen möchte: Immer wieder werden per Voiceover Erklärungen geliefert, so als wäre Love and Leashes ein Dokumentarfilm. Ob sich das nicht etwas organischer ins die Geschichte hätte einbauen lassen, darüber kann man sich streiten. Trotz dieser kleineren Mängel und der konventionellen Dramaturgie ist das hier aber der ungewöhnlichste und zugleich schönste Film der diesjährigen Valentinstag-Flut.

Credits

OT: „Moral Sense“
Land: Südkorea
Jahr: 2022
Regie: Hyeon-jin Park
Drehbuch: Hyeon-jin Park
Vorlage: Gyeoul
Besetzung: Seohyun, Jun-Young Lee, El Lee, Hyun-woo Seo, Han-na Kim, Suk-hyeong Lee, Bo-ra Kim

Bilder

Trailer

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fazit
„Love and Leashes“ begleitet zwei Menschen, die sich an einer BDSM-Beziehung versuchen. Das ist eher süß als erotisch, vor allem zum Ende hin wird es auch ziemlich konventionell. Dennoch ist die Liebeskomödie um Selbstentfaltung abseits von Erwartungen und vorgegebener Normen ein schöner und sympathischer Film.
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