Als der Anästhesist Raimund Weirath tot aufgefunden wird, bedeutet dies für Marie Brand (Mariele Millowitsch) eine Begegnung mit der Vergangenheit, schließlich soll dem Toten Florian Groth (Stephan Bissmeier) folgen, ein ehemaliger Liebhaber von ihr. Durch ihn erfährt sie auch von dem schwierigen Fall von Jessica Krämer: Die Jugendliche liegt nach einer verunglückten Narkose im Koma und wurde für hirntot erklärt. Während ihre Mutter Sybille (Alexandra Finder) nichts davon wissen will, rückt ihr krimineller Vater Joe (Stipe Erceg) in den Mittelpunkt der Ermittlungen – vor allem als er spurlos verschwindet. Währenddessen ist Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) noch ganz anderweitig beschäftigt, hat er sich doch in eine Krankenschwester verkuckt …
(K)ein Grund zum Feiern
Als im Dezember 2008 Marie Brand und die tödliche Gier ausgestrahlt wurde, war zwar schon klar, dass aus dem Krimi eine ganze Krimireihe werden sollte. Schließlich folgte kurze Zeit später bereits ein zweiter Teil, der dritte folgte im Frühjahr drauf. Wie ausdauernd diese Reihe wurde, dürften aber auch damals nur wenige vorhergesagt haben. Zahlreiche weitere Filme rund um die Titelheldin und ihren Sidekick Simmel wurden produziert, mit Marie Brand und der überwundene Tod wird nun ein Jubiläum gefeiert. Etwas mehr als 14 Jahre später bringt die ZDF-Reihe Marie Brand bereits den dreißigsten Fall heraus. Das ist doch eigentlich ein Grund zum Feiern. Zumindest für die Verantwortlichen der Reihe und die Fans. Die Figuren innerhalb des Films haben eher weniger Anlass zur Freude.
Tatsächlich ist der Film unerwartet düster. Klar ging es bei den Filmen immer um Morde und andere schwere Verbrechen, was sich eigentlich nicht wirklich für Witze anbietet. Man tat es trotzdem. Vor allem Simmel wurde immer wieder für Späße genutzt. Beim letzten Mal Marie Brand und der Tote im Trikot durfte er sich beispielsweise lächerlich machen, als er auf einem Rad seine Männlichkeit beweisen wollte. Ein Running Gag sind zudem seine ständigen und meist erfolglosen Versuche, einmal eine Frau zu gewinnen. Das tut er bei Marie Brand und der überwundene Tod auch. Dieses Mal ist eine Krankenschwester seine Auserwählte. Komisch ist das jedoch weniger, eher schon ein bisschen unheimlich, wie der Polizist ihr nachsteigt, in der Hoffnung, bei ihr landen zu können.
Viel Tragik, wenig Spaß
Vor allem beim Fall selbst hat Drehbuchautorin Ingrid Kaltenegger (Das Glück ist ein Vogerl) richtig tief in den Abgrund geblickt. Jugendliche, die im Koma legen und hirntot sind? Da fällt selbst bei dieser Reihe kein Witz ein. Vielleicht fand man es auch zu pietätlos, bei derart kaputten und vom Leben bestraften Familien noch einen typischen Simmel-Spruch unterbringen zu wollen. Das mag angesichts des Themas angemessen sein. Es führt aber auch dazu, dass ein wichtiger Teil dieser Filme kaum zum Zug kommt. Das wiederum bedeutet, dass Marie Brand und der überwundene Tod nicht sonderlich unterhaltsam ist. Klar, die Reihe macht es sich oft auf den immer gleichen Witzen gemütlich, weshalb die ganzen Filme oft etwas austauschbar sind. Auf die Witze aber völlig zu verzichten, ist vielleicht auch nicht die beste Idee.
Zumal auch der Fall nicht so richtig überzeugt. Das Themenumfeld als solches ist zwar interessant und wäre für einen tragischen Krimi durchaus passend gewesen. Die Auflösung ist jedoch irgendwie seltsam, die tatsächliche Begründung überzeugt einfach nicht. Obwohl Marie Brand und der überwundene Tod die Jubiläumsausgabe des Dauerbrenner ist, brauchen Fans eigentlich nicht reinzuschalten. Die Gefahr ist schon recht groß, dass man im Anschluss ziemlich niedergeschlagen ist – aus einer Reihe von Gründen. Ein Publikum, das sich von Schicksalsschlägen mitnehmen lässt, kommt schon eher auf seine Kosten. Aber auch dieses sollte seine Erwartungen eher nach unten schrauben. Das ist schon alles ein bisschen billig zusammengeschustert und wird dem Ganzen nicht gerecht.
OT: „Marie Brand und der überwundene Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Judith Kennel
Drehbuch: Ingrid Kaltenegger
Musik: Sven Rossenbach, Florian Van Volxem
Kamera: Enzo Brandner
Besetzung: Mariele Millowitsch, Hinnerk Schönemann, Alexandra Finder, Stipe Erceg, Dagmar Leesch, Martin Skoda, Paraschiva Dragus, Henriette Richter-Röhl, Stephan Bissmeier
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