Meine beste Freundin Anne Frank Netflix
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Meine beste Freundin Anne Frank

Inhalt / Kritik

Meine beste Freundin Anne Frank Netflix
„Meine beste Freundin Anne Frank“ // Deutschland-Start: 1. Februar 2022 (Netflix)

Die Freundschaft der beiden Mädchen Hannah Goslar (Josephine Arendsen) und Anne Frank (Aiko Beemsterboer) ist von Anfang an durch die schwierigen Umstände geprägt. Schließlich sind beide jüdisch, ihre Familien sind jeweils aus Deutschland in die Niederlande geflohen, wo sie hofften, den Nationalsozialisten zu entkommen. Doch auch in ihrer neuen Heimat sind sie nicht sicher: Das Land wird überfallen und besetzt, was auch Auswirkungen auf das Leben der beiden hat. Immer neue Regeln setzen ihnen zu, es werden ihnen grundlegende Rechte abgesprochen, die Gefahr wird für alle immer größer. Irgendwann trennen sich die Wege der beiden. Später werden sie sich noch einmal wiedersehen – als Gefangene im Konzentrationslager …

Ein Symbol für unzählige Opfer der Nationalsozialisten

Von den Millionen Juden und Jüdinnen, welche von den Nationalsozialisten ermordet wurden, gehört sie sicherlich zu den bekanntesten: Anne Frank. Das von ihr verfasste Tagebuch wurde nach ihrem Tod und dem Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht. Das im Konzentrationslager gestorbene Mädchen wurde zu einem Symbol für die unaussprechlichen Verbrechen der Deutschen, machte aus den bloßen Opferzahlen eine echte Persönlichkeit und Identifikationsfigur. Eine ganze Reihe von Filmen wurde über Anne gedreht, zuletzt auch in Form eines Animationsfilmes. Da stellt sich bei jedem weiteren Werk natürlich die Frage: Braucht es das? Warum sollte man sich diese Version anschauen und nicht eine von den vielen anderen, die im Laufe der Zeit produziert wurden? Beim Netflix-Drama Meine beste Freundin Anne Frank ist der Ansatz insofern anders, da er – wie der Titel bereits verrät – maßgeblich durch die Augen einer anderen Person erzählt wird.

Das mag für manche erst einmal ein wenig absurd klingen. Warum sollte mich das Schicksal einer Freundin interessieren, wenn ich das Original haben kann? Doch Hannah Goslar ist nicht irgendwer. Sie war eng mit Anne befreundet, teilte glückliche wie schreckliche Tage mit ihr. Sie konnte sie sogar noch im Konzentrationslager sehen, als sie bereits in einem furchtbaren Zustand war. Anders als Anne überlebte sie selbst diese Hölle jedoch, weil sie rechtzeitig befreit wurde. Sie begann ein neues Leben, verliebte sich, bekam Kinder und Enkelkinder. Aber sie vergaß nicht, erinnerte als Überlebende des Holocausts an dessen Schrecken und was dies mit den Menschen machte, die nicht in das Weltbild der Nazis passte. Und sie erinnerte natürlich an das Mädchen, das sie später als ihre beste Freundin bezeichnen sollte.

Trotz anderen Blickwinkels keine neuen Facetten

Meine beste Freundin Anne Frank erzählt von beiden Zeiten, sowohl der vor dem Konzentrationslage wie auch währenddessen. Das ist insofern interessant, weil dies Zeiten sind, die nicht in dem Tagebuch festgehalten wurden, welches sie zu ihrem 13. Geburtstag erhielt – nur wenige Wochen, bis die Familie in ihr Versteck umzog. Wer sich jedoch erhofft, auf diese Weise wirklich komplett neue Erkenntnisse zu sammeln, der wird enttäuscht. Auch wenn man Hannah vorher nicht kannte und sie von einer Anne erzählt, die noch glückliche Tage kannte: Das sind höchstens kleine Details, die nicht dazu geeignet sind, die Geschichte als solche groß zu verändern. Der Film lässt aber auch Persönlichkeit vermissen, was gerade im Fall von Frank enttäuscht. Schließlich wurde das Tagebuch auch deshalb so berühmt, weil da eine willensstarke und aufmerksame Jugendliche ihre Gedanken festhielt.

Inszenatorisch ist der Film ebenfalls nichts Besonderes. Regisseur Ben Sombogaart hielt sich bei der Umsetzung des Stoffes an das Bewährte, versucht nichts, macht alles genau so, wie man sich das im Vorfeld so vorstellen konnte. Das muss dann nicht zwangsläufig verkehrt sein, Meine beste Freundin Anne Frank funktioniert durchaus. Wer ein Drama sehen will rund um eine Freundschaft, die während einer dunklen Phase entsteht, der darf sich hier bewegen lassen, zumal der Film trotz des traurigen Endes etwas Lebensbejahendes hat. Dennoch bleibt hier das irgendwie unangenehme Gefühl zurück, dass es den Film nicht wirklich gebraucht hätte, weil es zu dem Thema doch schon deutlich Besseres gegeben hat, mit mehr Tiefgang als dem, was hier geboten wird.

Credits

OT: „Mijn Beste Vriendin Anne Frank“
Land: Niederlande
Jahr: 2021
Regie: Ben Sombogaart
Drehbuch: Marian Batavier, Paul Ruven
Musik: Merlijn Snitker
Kamera: Jan Moeskops
Besetzung: Josephine Arendsen, Aiko Beemsterboer, Roeland Fernhout, Lottie Hellingman, Simone Canaris, Stefan de Walle

Bilder

Trailer

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„Meine beste Freundin Anne Frank“ nähert sich dem bekannten Schicksal der Titelfigur über Umwege an, indem eine Freundin von der gemeinsamen Zeit erzählt. Als Idee ist das interessant. Der Film selbst ist es nur bedingt, da es ihm nicht gelingt, der Geschichte etwas tatsächlich Neues hinzuzufügen. Und auch inszenatorisch bewegt man sich auf bekanntem Terrain.
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