Als ein Mann überfahren aufgefunden wird, scheint der Fall eigentlich klar zu sein: Unfall mit Fahrerflucht. Doch irgendwas stimmt nicht an der Geschichte. Wer ist der gut gekleidete Mann, der keinerlei Papiere bei sich trug? Und wie kann es sein, dass jemand gleich dreimal überfahren wird? Auch wenn ihr Chef darauf besteht, dass das kein Fall für sie ist, lassen es sich Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Ludwig Schaller (Alexander Held) nicht nehmen, auf eigene Faust in der Sache zu ermitteln. Dabei führt die Spur zum jungen Steuerberater Fidelius Aubacher (Jacob Matschenz). Aber auch der Schneider Karli Kirschhuber (Alexander Duda) kann wertvolle Auskunft geben …
Eine italienische Filiale
München sei die nördlichste Stadt Italiens, heißt es immer mal wieder gern. In München Mord: Dolce Vita wird dieses Bild nicht nur bestätigt und dieses Sprichwort wiederholt. Die italienische Lebensweise wird geradezu zelebriert. Im 14. Teil der ZDF-Krimireihe dreht sich fast alles um das südeuropäische Land und dessen Einfluss in der bayerischen Hauptstadt. Da gibt es italienischen Kaffee, italienische Restaurants, einen italienischen Schneider. Und natürlich italienische Verbrecher: Der Film greift auf das immer mal wieder Element der Mafia zurück, die überall ihre Finger mit im Spiel hat. Warum auch nicht? Keine Organisation steht in Europa mehr für Kriminalität als diese, vom Fußball vielleicht einmal abgesehen.
Dass das mit den Mafiosi ein Klischee ist, weiß man hier natürlich. Stört aber niemanden, da Klischees hier gerne genutzt werden, um mit diesen ein bisschen zu spielen. München Mord war von Anfang an humorvoller angelegt. Das ist bei Dolce Vita nicht anders. Immer wieder geraten die Figuren in komische Situationen oder sie verhalten sich selbst irgendwie komisch. Recht unterhaltsam ist beispielsweise, wie die drei sich der Anordnung von oben widersetzen und eben doch in der Sache ermitteln. Da sie das offiziell aber gar nicht dürfen, nutzen sie andere Möglichkeiten, an die begehrten Informationen zu gelangen. Da kennen die drei nichts, zur Not werden die erforderlichen Umstände eben erschaffen, die es ihnen erlauben, ein paar Einblicke zu bekommen.
Erstaunlich viel Tragik
Eine Grenzüberschreitung ganz anderer Art betreibt Angelika, die eigentlich den Steuerberater nur befragen will. Wenn der dann aber so süß ist, kommt da das Private und das Berufliche schon mal durcheinander. München Mord: Dolce Vita wird an diesen Stellen zwangsläufig emotionaler, wenn die Kommissarin hin und her gerissen ist zwischen ihrer Verpflichtung der Polizei gegenüber und ihrer eigenen Herzensangelegenheit. Teilweise ist der Film an diesen Stellen sogar erstaunlich traurig, wenn es um Sehnsüchte geht, um Einsamkeit und die Frage einer eigenen Identität. Die anfängliche Komik macht auf diese Weise zunehmend der Tragik Platz. Gerade zum Ende hin wird da einiges zugemutet, was man so nicht erwarten durfte.
Während das mit der Tragikomik grundsätzlich passt, ist München Mord: Dolce Vita als Krimi wenig zu gebrauchen. Zum einen gibt es hier gar nicht so viele Verdächtige, die Anlass zum Rätseln und Spekulieren geben würden. Es geht da weniger um die Frage, wer es war. Das Motiv ist das Rätsel. Die Ermittlungen sind in der Hinsicht eine Enttäuschung. Vieles hier geschieht sehr willkürlich, ein entsprechender Hinweis ist so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass man sich darüber schon ärgern darf. Das ist schade, weil in der Geschichte deutlich mehr Potenzial steckte. Das Ergebnis ist zwar besser als zuletzt bei Das Kamel und die Blume. Übers Mittelfeld kommt der neueste Teil der Krimireihe aber erneut nicht hinaus. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.
OT: „München Mord: Dolce Vita“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Matthias Kiefersauer
Drehbuch: Katja Röder, Fred Breinersdorfer
Musik: Stephan Massimo
Kamera: Thomas Etzold
Besetzung: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Christoph Süß, Carol Schuler, Miguel Abrantes Ostrowski, Jacob Matschenz, Alexander Duda
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