Die blonde, modebegeisterte Elle Woods (Reese Witherspoon) ist am Boden zerstört: Anstelle des erhofften Heiratsantrags ihres Freundes Warner (Matthew Davis) gibt er ihr den Laufpass, da er in der Harvard Law School aufgenommen wurde und ein respektables Leben als Politiker führen will, in das sie seiner Ansicht nach nicht so ganz reinpassen möchte. Statt aufzugeben, bewirbt sie sich ebenfalls für einen Studienplatz an der renommierten Universität. Dank ihres Ehrgeizes besteht sie den Aufnahmetest mit exzellentem Ergebnis, muss in ihrer neuen Alma Mater angekommen jedoch feststellen, dass Warner mittlerweile mit Vivian (Selma Blair) verlobt ist. Wiederum gibt Elle nicht auf, sondern fokussiert sich ganz auf ihr Studium. Schon bald darf sie an ihrem ersten Prozess teilnehmen, in welchem es niemand Geringeren zu verteidigen gilt als Brooke Taylor Windham (Ali Larter), eine berühmte Fitnesstrainerin, welche ihren Millionärsgatten erschossen haben soll.
Ich mache trotzdem weiter!
Über Elle Woods ließe sich so einiges sagen, allerdings nicht, dass sie den Begriff Defätismus kennt. Das hat weniger damit zu tun, dass die lebensfrohe junge Dame durchweg eine positive Attitüde an den Tag legt, als vielmehr damit, dass die meisten Leute ihr aufgrund ihres attraktiven, beinahe klischeehaften Aussehens (inklusive Handtaschen-Chihuahua) eher eine geringe Intelligenz und noch weniger Bildung zuschreiben. Selbst ihre reichen Eltern unterstützen sie nicht in ihren Harvard-Plänen, finden es unschicklich für jemanden ihres Standes und Aussehens. Sicherlich mag Elle ziemlich naiv sein, das hindert sie aber nicht daran, sich in eine Sache reinzuhängen, für die sie sich interessiert, voranzukommen, zu lernen.
Ihr ursprüngliches Motiv, in Harvard nur deshalb aufgenommen zu werden, um Warner zurückzugewinnen, weicht bald ihrer neuentdeckten Liebe zur Jurisprudenz. In gewisser Weise ist das Studium der Rechtswissenschaften Elles Leiter, welche hier allerdings nicht im Sinne von Ludwig Wittgenstein nach dem Erklettern beziehungsweise dem dadurch erreichten Ziel weggeworfen wird. Stattdessen wird einfach das Ziel geändert und weitergeklettert. In dieser Hinsicht hebt sich Natürlich blond ein wenig von anderen RomComs ab, aber es sollte wohl auch nicht allzu viel in diese künstlerische Entscheidung hineininterpretiert werden.
Zwischen Realismus und purer Fantasie
Natürlich blond ist unter Jurastudenten in den USA ein recht populärer Film. Das liegt zum einen an den akkuraten Darstellungen jener Widrigkeiten oder Szenarien, denen sie sich im echten Leben stellen müssen. Die LSAT-Frage beispielsweise, welche während Elles Vorbereitung behandelt wird, ist vielleicht nicht direkt aus einem wirklichen Testbuch entnommen, hätte es aber definitiv sein können, da diese Art Aufgaben Teil der Prüfung sind. Zum anderen sind es die Überzeichnungen und völlige Fehldarstellungen, welche ein mit juristischem Vorwissen ausgestatteter Zuschauer besser erkennen und somit auch herzlicher darüber lachen kann. Dass Elle sich beim LSAT, dem Law School Admission Test also, von 143 auf 179 Punkte steigert, zeugt auf der einen Seite von ihrer Hingabe und ihrem Willen, ist auf der anderen Seite bei einer Maximalpunktzahl von 180 jedoch etwas, das in dieser Weise eigentlich so gut wie noch nie vorgekommen ist. 179 Punkte wären seinerzeit schon ein fantastisches Ergebnis gewesen, heutzutage aber noch deutlich beeindruckender, da die LSATs mittlerweile keine Multiple-Choice-Fragen mehr anbieten.
Und zuguterletzt gibt es natürlich noch die ganzen Szenen, welche mit der Realität rein gar nichts zu tun haben, aus cineastischer Sicht aber komfortabler sind. Wenn ein Anwesender beim Gerichtsprozess durch seine Handlung die Aussage eines bestimmten Zeugen widerlegt, dürfte das in einer wirklichen Verhandlung nicht einfach so von der Jury als Beweis aufgenommen werden, die Person müsste als neuer Zeuge offiziell vor Gericht verhört werden. Natürlich blond ist aber keine Justizdokumentation, sondern ein Spielfilm. Hier geht es um Effizienz und darum, was die interessantere Handlung abgibt. Zumal sich verteidigend sagen ließe, dass ja nicht der ganz Prozess gezeigt wurde, es hätte also theoretisch immer noch off camera passieren können.
Die Story geht dann auch recht flüssig voran, gerät durch den ein oder anderen Nebenplot aber gelegentlich ein wenig ins Stocken. Der ganze Handlungsstrang mit Elles Nagelkosmetikerin etwa, welche von Jennifer Coolidge gespielt wird, hätte großzügig reduziert werden können. Die dadurch gewonnene Zeit hätte in die bessere Entwicklung der Beziehung zwischen Elle und Vivian investiert werden können. Generell ist Natürlich blond ein reiner Reese-Whiterspoon-Film, was dank ihres freudigen Spiels aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Es ist was es ist.
OT: „Legally Blonde“
Land: USA
Jahr: 2001
Regie: Robert Luketic
Drehbuch: Karen McCullah, Kirsten Smith
Vorlage: Amanda Brown
Musik: Rolfe Kent
Kamera: Anthony B. Richmond
Besetzung: Reese Witherspoon, Luke Wilson, Selma Blair, Matthew Davis, Victor Garber, Jennifer Coolidge
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Golden Globes | 2002 | Bester Film (Komödie oder Musical) | Nominierung | |
Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Reese Witherspoon | Nominierung |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)