Nobodys Hero Viens je temmene
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Nobody’s Hero

Nobodys Hero Viens je temmene
„Nobody’s Hero“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der Mittdreißiger Medric (Jean-Charles Clichet) verliebt sich in die ältere und verheiratete Prostituierte Isadora (Noémie Lvovsky). Es scheint gut zu laufen, doch ein islamistischer Terroranschlag, über den im Fernsehen berichtet wird, bringt ihre erste gemeinsame Nacht zu einem abrupten Ende. Als sich Medric mit dem zunehmend eifersüchtigen Mann Isadoras (Renaud Rutten) und der kippenden Stimmung in der Stadt herumschlagen muss, begegnet er vor seiner Wohnung dem scheinbar obdachlosen jungen Araber Selim (Iliès Kadrig), der die Nachbarschaft und Medrics Leben nur noch weiter auf den Kopf stellt.

Islamismus und Islamophobie

Regisseur und Drehbuchautor Alain Guiraudie (Der Fremde am See) präsentiert eine bitterböse Komödie, die vor allem Islamismus und die Reaktion unserer Gesellschaft darauf einfängt. So steht vor allem islamophobes Framing von jungen Arabern im Fokus. Zwar wird nebensächlich unter anderem auch behandelt, wieso Menschen zu Islamisten werden, vor allem geht es aber um die Kritik an dem Verhalten aller anderen. Was der Islamismus mit den Menschen macht und sie im Umkehrschluss mit ihm machen.

Nobody’s Hero zeigt eine menschliche Verhaltensänderung ins Absurde, aber auch die Dysfunktionalität unserer Gesellschaft und die dafür verantwortlichen, tief verwurzelten Probleme. So sehen wir eine Polizei, die von Machtmissbrauch geprägt ist, es aber nicht schafft Terroristen ausfindig zu machen. Die weiße Mittelschicht, die sich über Umwege mit einer Gruppe junger Araber anlegt, nur aufgrund von Vorurteilen und Zufällen. Dabei werden Funktionsweise von Alltagsrassismus und die Spiralwirkung einer sich spaltenden Gesellschaft sehr treffend beobachtet.

Moral und Doppelmoral

Ein weiteres großes Problem, das sich in Alltagsrassismus wiederfindet, ist Doppelmoral, das Unverständnis, einen Fehler gemacht zu haben und in der eigenen vermeintlichen Gutmütigkeit nur noch Augen für sich zu bekommen. So besteht beispielsweise zum einen die vermeintliche Absicht, Minderheiten zu helfen und eine inklusive Gemeinschaft bilden zu wollen. Dem gegenüber steht aber eine völlige Verständnislosigkeit für fremde Kulturen und Vorgänge der Sozialisation. Vor allem die Ansicht, dass es sich gehöre, als Migrant*in sofort die eigene Kultur abzulegen, wird Nobody’s Hero zur Gänze vorgeführt. Sämtliche Figuren werden hier in die moralische Defensive getrieben und mit ihnen auch die Gesellschaftsschicht, die sie verkörpern.

Alles für die Pointe

Nobody’s Hero entpuppt sich klar als groteske Komödie, die erst übliche Verhaltensweisen dekonstruiert, dann neu konstruiert und aus dem Scheitern beider einen komischen Effekt zieht. Frei nach Friedrich Dürrenmatt eigne sich nur die Komödie, um die Gegenwart abzubilden. Hingegen erlaube es nur die Tragödie, über Geschehenes zu reflektieren. Als Konsequenz daraus ist die groteske Komödie zu sehen, die sich für die Thematik des Films sehr anbietet.

In Teilen gelingt Alain Guiraudie diese Umsetzung und die entsprechenden Wirkungen hervorragend, so sind einige Szenen unfassbar komisch, aber genauso clever und reflektiert. Das Problem ist nur, dass diese Art der Komödie einen sehr gut geplanten Ablauf braucht, damit ständig zu dekonstruieren und neu zu konstruieren seinen Effekt erhält. Doch daran scheitert der Film ab der Hälfte immer häufiger.

Denn auch wenn das in gewisser Weise ein Spiegel unserer Gesellschaft ist, ist Nobody’s Hero über weite Strecken ein unfassbar chaotischer Film, der ein Stück weit daran scheitert, zu viel zeigen zu wollen. Gerade gegen Ende hin hagelt es nur noch Punchline nach Punchline, die dabei immer wieder neue Themen anstoßen, die nächste Pointe suchen, alles noch extremer machen wollen als vorher und sich dabei komplett verlieren.

Besonders die Figuren und entsprechend auch das, was sie für den bisherigen Film verkörpert haben, leiden darunter. Der Film verliert nicht nur seinen Fokus, sondern untergräbt auch viele vorher geltenden Aussagen. Die Darstellung von Dysfunktionalität in Filmen ist ein Balanceakt, der Nobody’s Hero nicht immer gelungen ist. Zu wirr und zu sehr von Witz zu Witz gedacht sind weite Teile des Films, als dass seine wichtigen und teilweise gut punktierten Bemerkungen über gesellschaftliches Zusammenleben scheinen könnten.

Credits

OT: „Viens je t’emmène“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Alain Guiraudie
Drehbuch: Alain Guiraudie
Musik: Xavier Boussiron
Kamera: Hèléne Louvart
Besetzung: Jean-Charles Clichet, Noémie Lvovsky, Iliès Kadri, Doria Tillier, Renaud Rutten, Philippe Fretun

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2022

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Nobody’s Hero
Fazit
Nobody’s Hero ist ein Film, der einen sehr progressiven Weg wählt, mit alltäglichen Problemen umzugehen, indem er das Groteske und Absurde der Gesellschaft herausstellt. Dabei ist der Film oft jedoch zu ungeordnet, sodass er zum Ende ziemlich abfällt.
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