Für Klemens Kurz (Oliver Mommsen) gibt es nichts Größeres im Leben als Wolken. Er könnte den ganzen Tag nur diese anschauen und analysieren, denn für den autistischen Meteorologen ist das Wetter wenigstens berechenbar – im Gegensatz zu Menschen. Als ihm angeboten wird, einen Forschungsjob im norwegischen Spitzbergen anzunehmen, gibt es daher nichts groß zu überlegen. Dort will er hin! Seine beiden Kinder Nelli (Rieke Seja) und Carlo (Alessandro Schuster) sind hingegen alles andere als begeistert von dem Gedanken, ihr Leben für ein das ganze Jahr über frostiges Land aufgeben zu müssen. Opa Arthur (Peter Franke) schließt einen Umzug sowieso kategorisch aus. Richtig kompliziert wird es jedoch, als Lani (Minh-Khai Phan-Thi) auftaucht, die neue Haushaltshilfe von Arthur, und Klemens Gefühle für sie entwickelt. Denn da ist ja auch noch ihr Freund Martin (Andreas Guenther) …
Die Geschichte eines besonderen Mannes
Die Darstellung von Autismus in Filmen ist oft so eine Sache. Beliebt sind dabei Figuren, die total weltfremd sind, aber eine besondere Inselbegabung haben, welche sie auszeichnet. Das berühmteste Beispiel ist natürlich Rain Man, die Geschichte eines Mannes, der mit den alltäglichsten Aufgaben überfordert ist, dafür aber ein mathematisches Genie ist. Papa auf Wolke 7 geht in eine ähnliche Richtung, ohne aber annähernd extreme Ausmaße anzunehmen. Wo beim preisgekrönten US-Drama das Talent genutzt wird, um beim Kartenspiel richtig viel Geld zu machen, reicht es bei Klemens gerade mal dafür, einen Regen vorherzusagen. Das kann zwar auch praktisch sein, reich wird man damit aber nicht. Tatsächlich steht der Meteorologe kurz davor, seine Arbeit zu verlieren.
Der relevantere Unterschied ist aber ohnehin der, dass Klemens durchaus mit Menschen kann. Manchmal zumindest. So wird er anfangs bei seiner Arbeit zwar als jemand gezeigt, der ganz offensichtlich nicht so richtig firm ist innerhalb eines sozialen Konstruktes. Umso überraschender ist, als wir kurze Zeit später erfahren, dass er zwei Kinder hat. So richtig vorstellbar ist das bei ihm nicht, da Papa auf Wolke 7 gleichzeitig betont, dass unsere Titelfigur körperlichen Kontakt unangenehm findet. Überhaupt ist der Autismus von Klemens ein Element, das irgendwie immer nur dann ausgepackt wird, wenn es gerade zur Geschichte passt – oder Drehbuchautor Brix Vinzent Koethe der Ansicht war, es brauche mal wieder einen Witz zur Auflockerung.
Wenig abwechslungsreicher Humor
Richtig abwechslungsreich sind die nicht. Wie so oft bei diesem Thema bedeutet das, dass Klemens etwas zu wörtlich nimmt oder nicht weiß, wie man sich „richtig“ verhält. Immerhin: Papa auf Wolke 7 reduziert ihn nicht zu einer reinen Witzfigur. Vielmehr entpuppt er sich als fürsorglicher Vater, der zwar auch da nicht so die ganz große Kompetenz mitbringt. Er versucht es aber wenigstens. Es sind dann auch eher die rührenden Situationen, die einem hier im Gedächtnis bleiben. Der ARD-Film ist im Hinblick auf den Humor zwar nicht ganz so eine Nullnummer wie andere Komödien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens – siehe etwa Nie zu spät oder Sprachlos in Irland. Die Auftritte des Opas sind beispielsweise amüsant. Allzu große Erwartungen sollte man dennoch nicht haben, mehr als nett ist das hier nicht.
Das gilt dann auch insgesamt für den Film. Was diesem ganz gut tut, ist, dass es eben nicht nur um Klemens geht. Ein größerer Teil der Geschichte widmet sich der Frage, wie die beiden Kinder eigentlich mit der Situation umgehen sollen. Beide sind im Teenageralter und deshalb mit Themen wie Selbstfindung und erster Liebe beschäftigt. Ein Umzug ins ewige Eis passt da nicht wirklich rein, weshalb sie versuchen, das Unglück noch irgendwie abzuwenden. Während Papa auf Wolke 7 bei der Darstellung der Familiendynamik Pluspunkte sammelt, ist die Nebenhandlung um Love Interest Lani nicht sonderlich spannend. Die Sache mit ihrem Freund, der natürlich durch Klemens ersetzt werden soll, stört sogar mehr, als dass es etwas bringen würde. Da verzettelt sich der Film schon ein wenig.
OT: „Papa auf Wolke 7“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Markus Herling
Drehbuch: Brix Vinzent Koethe
Musik: Birger Clausen
Kamera: Peter Steuger
Besetzung: Oliver Mommsen, Minh-Khai Phan-Thi, Rieke Seja, Alessandro Schuster, Peter Franke, Andreas Guenther
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