So richtig viel hat Connie (Kristen Bell) nicht in ihrem Leben erreicht. Ihr Alltag ist öde, die Ehe mit Rick (Joel McHale) lief schon mal besser. Es fehlt an einer Perspektive, von Abwechslung ganz zu schweigen. Das ändert sich, als sie und ihre beste Freundin JoJo (Kirby Howell-Baptiste) einen Plan schmieden, wie sie ihre Liebe zu Coupons zu Geld machen können. Zunächst tun sie das nur im Kleinen. Berauscht von ihren Erfolgen wird die Sache aber immer größer, die Betrügereien werden zu einem Geschäft, mit dem sie richtig dick absahnen können. Wäre da nur nicht Ken (Paul Walter Hauser), Sicherheitsangestellter einer Supermarktkette, der in der Verfolgung der Verbrecherinnen bald seinen Lebenssinn gefunden zu haben glaubt. Unterstützt wird er dabei von dem Postinspektor Simon (Vince Vaughn), auch wenn der auf die Hilfe des Amateurs gern verzichten würde …
Wenn Kriminelle Helden sind
Auch wenn Verbrecher in Filmen üblicherweise die Gegenspieler sind, gegen die unsere Helden antreten, gibt es doch nicht wenige Versuche, diese in den Mittelpunkt zu stellen und als Sympathieträger zu inszenieren. Das findet man vor allem im Heist-Movie-Bereich à la Ocean’s Eleven, wo gute Verbrecher böse Verbrecher ausnehmen. Außerdem ist da ja noch das Konzept des Gentleman Thiefs, der sich allein schon aufgrund seiner Raffinesse und Eleganz der Zuneigung des Publikums sicher sein kann. Mit Queenpins – Kriminell günstig! erscheint nun ein Vertreter einer weiteren Variante. Connie und JoJo fehlt die Erfahrung und Routine, mit der andere Kollegen der Kriminalität beeindrucken. Das machen sie aber mit umso mehr Dreistigkeit wieder wett.
Dass Coupons ein Mittel der Bereicherung sein können, verblüfft natürlich ein wenig. Schließlich handelt es sich dabei um Werbemaßnahmen von Unternehmen, die meistens sehr schnell im Müll landen. Queenpins – Kriminell günstig! betont dann auch immer wieder, wie unglaublich diese Geschichte ist. Wie absurd es ist, auch nur an diese Möglichkeit zu denken. Folgerichtig verpackt das Regie- und Drehbuchduo Aron Gaudet und Gita Pullapilly das Ganze dann auch in eine Komödie. Diese soll maßgeblich davon leben, dass zwei Nobodys, die das langweiligste aller Leben geführt haben, einfach mal so mehrere Millionen Dollar stehlen, ohne dass sie jemand dabei aufhalten kann. Immer wieder begegnen wir Menschen, die ein bisschen ungläubig oder amüsiert reagieren, wenn sie davon erfahren.
Befremdliche Verharmlosung, grober Humor
Das geht mit einer doch recht befremdlichen Verharmlosung einher. Die Verbrechen der zwei werden mit vermeintlich „echten“ Verbrechen kontrastiert, dem Handel mit Drogen zum Beispiel, und dadurch relativiert. Irgendwie soll Queenpins – Kriminell günstig! wohl eine Art David-gegen-Goliath-Geschichte sein, bei der die Zuschauer und Zuschauerinnen kräftig anfeuern. Wie schlimm kann es schon sein, wenn zwei Hausfrauen großen Unternehmen ein bisschen was wegnehmen? Gaudet und Pullapilly versuchen ihrem Film sogar noch einen feministischen Anstrich zu geben. Das Motto: Wenn jemand ein langweiliges Leben hat und vom Ehemann wenig wahrgenommen wird, dann fällt ein Multi-Millionen-Dollar-Betrug schon fast unter Notwehr. Wo beispielsweise Can You Ever Forgive Me?, ein weiterer Film über eine dreiste Betrügerin, die Notwendigkeit ihrer Taten betonte und mit einem spannenden Charakterporträt verband, da will hier niemand wirklich zuhören. Einfach ein bisschen Spaß haben, irgendwie, lautet die Devise.
Wenn der Spaßfaktor wenigstens so groß wäre, dass man die fragwürdigen Tendenzen des Films vergessen könnte. Aber auch in der Hinsicht enttäuscht Queenpins – Kriminell günstig!, wenn da ein plumper Gossenhumor bemüht wird, der dem Thema einfach nicht gerecht wird und zuweilen sehr unpassend ist. Am ehesten überzeugt an der Stelle noch Paul Walter Hauser. Wie in I, Tonya und Der Fall Richard Jewell verkörpert er hier jemanden, dessen eigene Ambitionen in einem krassen Kontrast mit der aktuellen Lebenssituation stehen. Erneut spielt er einen Sicherheitsmann, der in der eigenen Vorstellung ein großer Agent oder Polizist ist, dabei von niemandem ernst genommen wird. Das funktioniert erneut, wobei im Vergleich die beiden oben genannten Titel so viel besser sind, dass man den Nachschlag hier nicht wirklich braucht. Das gilt dann auch für den Film als solchen. Amüsant ist er zwischendurch sicher, die Masche selbst ist auch so ungewöhnlich, dass sie in der eigenen Filmsammlung eher nicht vertreten sein dürfte. Mehr als Durchschnitt ist das aber nicht.
OT: „Queenpins“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Aron Gaudet, Gita Pullapilly
Drehbuch: Aron Gaudet, Gita Pullapilly
Musik: Siddhartha Khosla
Kamera: Andrew Wehde
Besetzung: Kristen Bell, Kirby Howell-Baptiste, Paul Walter Hauser, Bebe Rexha, Vince Vaughn, Joel McHale
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