Ruhelose Liebe

Auf einer Schifffahrt von Paris nach New York begegnen sich der französische Maler Michel Marnet (Charles Boyer) und die US-amerikanische Sängerin Terry McKay (Irene Dunne). Während Terry auf dem Weg zurück in die USA ist, so ihr Verlobter auf sie wartet, genießt Michel die letzten Tage seines Singledaseins, da er, wenige Tage nach seiner Ankunft in New York City heiraten soll. An Bord des Luxusdampfers ist jedoch an Ruhe nicht zu denken, denn der Künstler und berüchtigte Casanova kann sich vor weiblichen Fans kaum retten. Von daher ist es für ihn eine willkommene Abwechslung, als sein Charme bei Terry keinerlei Wirkung zeigt und diese eher an einer Unterhaltung mit ihrem Gegenüber interessiert ist. Trotz der Aufmerksamkeit, die ihre Bekanntschaft an Bord nach sich zieht, unternehmen die beiden viel, werden zusammen an Deck gesehen und sitzen dann beim Abendessen nebeneinander. Schließlich ist für beide offensichtlich, dass sie einander mehr als nur etwas sympathisch finden. Kurz vor der Ankunft in New York City schwören sie einander, sich in sechs Monaten auf dem Dach des Empire State Buildings zu treffen.

Ein Weg aus der Schreibblockade

In den 1930er Jahren hatte sich Leo McCarey durch Filme wie Die schreckliche Wahrheit und Ein Butler in Amerika einen Ruf als Regisseur von romantischen Komödien erarbeitet, während er davor vor allem durch seine Kollaborationen mit den Marx Brothers sowie Stan Laurel und Oliver Hardy bekannt war. Als man ihm nach vielen Erfolgen nur noch Projekte in diesem Genre anbot, überkam McCarey ein gewisser Überdruss sowie eine Schreibblockade, welche sich schließlich legte, als er mit seiner Frau eine Schiffstour nach Europa unternahm und ihm die Idee kam für die Geschichte zu Ruhelose Liebe. Dieser sollte sich nicht nur als einer der großen kommerziellen Erfolge des Regisseurs herausstellen, welcher auch Jahre nach seinem Erscheinen noch von Kritikern gelobt wird.

Ohne Frage sind die 1930er Jahre in Hollywood die große Zeit der Screwball-Komödie, von denen Love Affair, wie McCareys Film im Original heißt, mit Sicherheit einen der Höhepunkte darstellt. Dabei ist der Film keinesfalls eine Variation bekannter Themen und Figuren des Genres, besonders nichts in seiner zweiten Hälfte, in welcher es um die Probe jener Liebe geht, insbesondere der Wahrhaftigkeit der Gefühle Michels. Die Frau ist hierbei, wie in so vielen Vertretern dieses Genres, Sinnbild für die vermeintliche Läuterung des Mannes, in diesem Falle eines Playboys, der nichts anbrennen lässt, was das andere Geschlecht angeht, aber auch sichtlich müde ist von seinen Affären und bereit ist, sich niederzulassen, wie es seine Großmutter sich von ihm wünscht. In diesem Sinne erfindet McCarey das Genre keinesfalls neu und wird auch mit wenigen Überraschungen aufwarten können, doch unterhaltsam bleibt Love Affair trotz allem

Pinker Champagner

Dass dieser Spagat gelingt, ist nicht zuletzt den Schauspielern zu danken. Sowohl Irene Dunne, die bereits in Die schreckliche Wahrheit mit McCarey zusammenarbeitete, wie auch Charles Boyer, der ebenfalls auf eine lange Karriere innerhalb des Genres zurückblicken konnte, zeichnen sich durch ihre Erfahrung aus, was die Themen des Genres angeht sowie ihre Figuren. Besonders unterhaltsam sind ihre Wortgefechte, bei denen sich Spaß und Ernst immer wieder abwechseln, vor allem aber bissige Kommentare hinsichtlich des unlauteren Lebensstils des Mannes, der bisweilen schrecklich oberflächlich wirkt. Dunne spielt Terry McKay mit einer großen Würde, zeigt eine Frau, die sich ihres gehobenen Anspruchs im Leben bewusst ist, aber auch etwas mehr Substanz haben möchte außerhalb von Shopping-Trips nach Europa oder sonstigen Kennzeichen des Wohlstands wie dem pinken Champagner, den Michel so gerne trinkt.