Nachdem die neueste, tödliche Falle des Jigsaw-Killers am helllichten Tag und an einem öffentlichen Platz aufgestellt war, laufen die Ermittlungen der Polizei abermals auf Hochtouren. Da sowohl die Öffentlichkeit wie auch die Beamten wissen, dass hinter den Taten der ehemalige Detective Mark Hoffman (Costas Mandylor) steckt, der seit der Aufdeckung seines Doppellebens in den Untergrund geflüchtet ist, konzentriert sich die Anstrengungen der Behörden auf ihn. Derweil fürchtet Jill Tuck (Betsy Russell), die Witwe des ersten Jigsaw-Killers John Kramer (Tobin Bell), nach ihrem fehlgeschlagenen Mordversuch auf Hoffman um ihr Leben und arbeitet mit der Polizei, genauer gesagt mit Detective Matt Gibson (Chad Donella) zusammen. Zwar erhält sie Immunität und Personenschutz, doch die Morde des Killers gehen nach wie vor weiter, und scheinen zudem auf Gibsons Verbindung zu Hoffman anzuspielen, rettete der ehemalige Polizist dem Ermittler vor vielen Jahren doch das Leben.
Zur selben Zeit kommt Erfolgsautor Bobby Dagen (Sean Patrick Flanery) in die Stadt, um mit seinem Buch, der Geschichte, wie er eine der Fallen Jigsaws einst überlebte und wie dieses Erlebnis sein Leben veränderte, auf Tour zu gehen. Jedoch hat auch der neue Killer scheinbar von Bobby Notiz genommen, denn nachdem er vor seinem Hotel entführt wurde, findet er sich in einem dunklen Raum wieder, wo ihm Jigsaw eröffnet, er werde testen, ob er nun wirklich überleben kann oder ob er seinen Lesern vielmehr eine Lüge auftischt, um Geld zu machen.
Die Antworten auf alle Fragen
Eigentlich steckte Regisseur Kevin Greutert mitten in den Vorbereitungen zu Paranormal Activity 2, als er von den Studios hinter dem Saw-Franchise mithilfe einer Klausel in seinem Vertrag an seine Verpflichtungen ihnen gegenüber erinnert wurde, sodass er nach Saw VI abermals die Regie bei einem Film der Horrorreihe übernehmen musste. Ein gewisser Trost für ihn war, dass mit dem siebten Teil der Reihe die Geschichte um Jigsaw endlich vollendet sein würde und man, wie Produzent Mark Burg in Interviews erklärte, endlich alle noch offenen Fragen der Fans beantworten wollte. Saw 3D – Vollendung ist zwar, wie sich später herausstellen sollte, keinesfalls der letzte Film der Reihe, aber ein interessantes, letztes Kapitel, welches den Aspekt des Voyeurismus, der Lust am Leid in den Vordergrund rückt.
Nach dem vergleichsweise schwachen Einspielergebnis des sechsten Teils der Reihe wollten die Produzenten mit der Saw-Reihe abschließen, warum der ursprüngliche Plan, den siebten Film zu splitten, fallengelassen wurde. Dafür setzte man einen Plan um, den man schon bei Saw VI verfolgt hatte, nämlich einen 3D-Film zu machen, was unter anderem bei Kevin Greutert auf wenig Gegenliebe stieß. Mit einer Verbindung zu James Wans Saw sowie dem Aufgreifen diverser Handlungsstränge, die schon seit mehreren Teilen eine Rolle spielen, darf man den Begriff „Vollendung“ im deutschen Titel ruhig wörtlich nehmen, wobei es letztlich auch um die Vollständigkeit des „Gesamtkunstwerks“, sofern man dies so nennen kann, von John Kramer/Jigsaw geht. Auch nach seinem Tod ist dessen Einfluss auf das Leben anderer ungebrochen, hat er noch alle Fäden in der Hand und wird, wie man bereits gegen Ende von Saw III und IV sah, zu einer Präsenz, die keinen physischen Körper mehr braucht, um zu manipulieren und seine eigene Version von Gerechtigkeit walten zu lassen. So wird vor allem noch einmal Tobin Bell gewürdigt, der, selbst wenn er nur wenige Auftritte als John Kramer in Saw 3D hat, abermals durch seine Darstellung in der Rolle besticht, die er mit wenigen Gesten und vor allem durch seine Mimik ausfüllte.
Unsere Lust am Leid
Im Kontext der Filmreihe wurden immer wieder aktuelle Themen aufgegriffen, wobei Greutert, sowie das Drehbuch Patrick Meltons und Marcus Dunstans, in Saw VI auf das ungerechte Gesundheitssystem der USA sowie im weiteren Sinne auf die Klassengesellschaft anspielte. In Saw 3D werden dem Zuschauer nicht nur noch mehr Fallen Jigsaws präsentiert und deren blutigem Endergebnis, sondern zugleich auch eine andere Komponente, nämlich der Aspekt des Zuschauenden an sich. Im Gegensatz zu den Fallen der vorherigen Filme bildet gleich die erste eine Ausnahme, ist diese doch hinter einem Schaufenster, welches mitten in einer dicht befahrenen und sehr belebten Straße aufgestellt ist. Die Umstehenden versammeln sich schnell um das Spektakel herum und während einige nach Hilfe suchen oder die Polizei verständigen, scheinen einige, vielleicht als eine Art Spiegelbild des Kinozuschauers, wie gebannt von dem Ereignis zu sein. Die Lust am Leid und der Aspekt des Voyeurismus, des Geschäfts mit dem Schmerz und dessen Rolle in unserer Gesellschaft bildet das fast schon logisch erscheinende letzte Kapitel der Filmreihe, die ihre Faszination eben gerade aus diesen Aspekten zog.
Auch wenn Kevin Greutert gegen die 3D-Technologie in einem Saw-Film war, kommt man nicht umhin, deren Sinn innerhalb dieses bereits erwähnten Themas zu sehen. Saw 3D mag auf rein technischer Ebene nicht das beste Beispiel für einen 3D-Film sein, doch dieser Aspekt betont nochmals die Lust am Spektakel, den Willen, gesehen zu werden und jenes Werk zu bewundern, was Jigsaw hier geschaffen hat. Die Tatsache, dass ausgerechnet ein vermeintlicher Überlebender der Fallen des Killers nun nochmals von diesem getestet wird, vor allem nachdem dieser Ruhm und Geld mit seiner Geschichte des Leids machte, sagt viel aus, nicht nur über die Reihe an sich, sondern über die moderne Lust am Leid und den Hang zu Voyeurismus.
OT: „Saw 3D“
Land: USA
Jahr: 2010
Regie: Kevin Greutert
Drehbuch: Patrick Melton, Marcus Dunstan
Musik: Charlie Clouser
Kamera: Brian Gedge
Besetzung: Tobin Bell, Costas Mandylor, Sean Patrick Flanery, Cary Elwes, Betsy Russell, Chad Donella
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