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Tatort: Liebe mich!

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„Tatort: Liebe mich!“ // Deutschland-Start: 20. Februar 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als in einem Bestattungswald zufällig eine Leiche gefunden wird, ist die Verwirrung groß. Denn eigentlich sollte dort gar keine sein. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich um eine Frau handelt, die vor einem Jahr als vermisst gemeldet wurde. Als Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) die Ermittlungen aufnehmen, führt die Spur zunächst zum Bestatter Thomas Ihle (Jan Krauter) und seiner Frau Julia (Marlina Mitterhofer). Dort stellen sie fest, dass die ganze Geschichte um die Grabstätte noch dubioser ist – und kein Einzelfall war. Während die vier fieberhaft nach dem Serienmörder suchen, der vermutlich bald erneut zuschlagen wird, haben sie noch diverse andere Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben. Bönisch wird von ihrem Ex-Freund Sebastian Haller (Tilmann Strauß) verfolgt. Und auch Rosa hat eine unangenehme Begegnung mit ihrer Vergangenheit …

Ein Wendepunkt des Dortmunder Teams

Wenn ein Tatort der Presse nur eingeschränkt zur Verfügung gestellt wird, gibt es eigentlich nur zwei mögliche Erklärungen. Entweder es handelt sich um einen neuen Film mit Til Schweiger, der grundsätzlich mit allen auf Kriegsfuß steht, die ihn kritisieren könnten. Oder man möchte vermeiden, dass ein Teil des Inhalts von etwas zu auskundefreudigen Schreiberlingen ausgeplaudert wird. Der Fall Der feine Geist zeigte: Im Zweifelsfall wird bei gewissen Medien kräftig vorab gespoilert, wenn sich damit Kasse machen lässt. Da Schweiger aber nicht in Dortmund unterwegs ist, ist bei Liebe mich! klar, dass da etwas in dem Film geschieht, wovon das Publikum vorab nichts erfahren soll. Und tatsächlich ist der Krimi einer, der zu einem vieldiskutiert Wendepunkt werden dürfte.

Dass das hier irgendwie böse enden wird, das ahnt man als Zuschauer bzw. Zuschauerin selbst ohne das Wissen um die Begleitumstände früh. Üblicherweise steht im Mittelpunkt eines Krimis die Suche nach einem Täter. Bei Tatort: Liebe mich! gibt es dann auch einen Mord, der untersucht werden muss. Genauer sind es sogar zwei, wie zu Beginn verraten wird. Beim 1190. Fall der ARD-Filmreihe rückt das aber immer wieder in den Hintergrund, wenn es dann doch mehr um die privaten Probleme des Quartetts geht. Die Kämpfe zwischen Bönisch und Haller waren schon beim vorangegangenen Dortmunder Teil Gier und Angst Thema. Gleiches gilt für Pawlak und seine Frau, die wieder aufgetaucht ist. Neu ist hingegen, dass auch Rosa – die einzige bislang ohne Altlasten – bei ihrem vierten Fall nun ebenfalls in den Abgrund gezogen wird. Offensichtlich gibt es in Dortmund nur Menschen mit kaputten Lebensläufen.

Intensiv und schmerzhaft

Das ist in dieser geballten Form zwar schon etwas übertrieben. Wer Krimis mit problembehaftete Ermittlern und Ermittlerinnen nicht mag, für den ist das hier ein Alptraum. Aber es macht doch mächtig Eindruck, wie die Suche nach Puzzleteilen dazu führt, dass immer mehr in Brüche geht. Momente der Ruhe gibt es in Tatort: Liebe mich! kaum, die Atmosphäre ist fast durchgängig angespannt. Das gilt nicht nur im Hinblick auf äußere Unruheherde. Auch innerhalb des Teams kracht es zuweilen ganz schön, da wird jeder Dialog zur Kriegserklärung. Nachvollziehen muss man das nicht immer, aber die Intensität der Begegnungen geht durch Mark und Bein, auch dank eines Ensembles, das nicht zurückhält. Das ist mal erschreckend, zwischendurch rührend – und in der Summe so schmerzhaft, dass man im Anschluss erst einmal nicht weiß, was man sagen soll.

Während Tatort: Liebe mich! als Drama zahlreiche starke Szenen hat, die eine ganze Weile nachklingen, ist der Krimipart kaum interessant. Das anfängliche Rätsel von Drehbuchautor Jürgen Werner (Tollwut, Monster) ist zwar reizvoll. Es wird aber relativ früh gelöst, die Auflösung selbst überzeugt zudem nicht wirklich. Da suchte man als Motiv mal wieder den billigsten Weg, den man in einem solchen Bereich einschlagen kann. Das ist schade, weil die emotionale Komponente ein solideres Fundament verdient hätte. Immerhin: Während in der Endlosreihe genug Teile sind, die man mit dem Abspann schon wieder vergessen hat, ist dieser hier um einiges folgenreicher und nachhaltiger. Er weckt auch Neugierde darauf, wie es anschließend beim Dortmunder Gespann weitergehen wird, das sich nach den Erfahrungen hier erst einmal wird sammeln müssen – und das Publikum gleich mit.

Credits

OT: „Tatort: Liebe mich!“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Torsten C. Fischer
Drehbuch: Jürgen Werner
Musik: Warner Poland, Wolfgang Glum
Kamera: Theo Bierkens
Besetzung: Jörg Hartmann, Anna Schudt, Rick Okon, Stefanie Reinsperger, Sybille Schedwill, Tilmann Strauß, Jan Krauter, Marlina Mitterhofer, Henning Flüsloh

Bilder

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Tatort: Liebe mich!
Fazit
„Tatort: Liebe mich!“ beginnt verwirrend, als in einem Grab eine Leiche auftaucht, die dort nicht hingehört. Während der ohnehin nur mäßig interessante Krimipart bald in den Hintergrund rückt, wandelt sich der Film in ein Drama voller Konfrontationen und persönlicher Abgründe. Das ist natürlich schon sehr geballt, hinterlässt aber Eindruck, wenn im Anschluss das Team völlig kaputt ist – und das Publikum gleich mit.
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