Tatort Nemesis TV Fernsehen ARD
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Tatort: Nemesis

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Nemesis“ // Deutschland-Start: 18. August 2019 (Das Erste)

Als der Restaurantbesitzer Joachim Benda erschossen wird, scheint die Sache klar zu sein: Er wurde das Opfer von Schutzgelderpressern. Schließlich wurden sie schon einmal zu Hause von mehreren Männern überfallen und bedroht, wie dessen Witwe Katharina (Britta Hammelstein) und die beiden Kinder Viktor (Juri Winkler) und Valentin (Caspar Hoffmann) erzählen. Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), der den Toten persönlich kannte, drängt deshalb darauf, dass die Geschichte schnell abgeschlossen wird. Doch die ermittelnden Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sind misstrauisch. Irgendetwas scheint an der Geschichte nicht zu stimmen, dessen sind sie sich sicher. Nur was?

Erstens ist es anders

Ein typischer Tatort sieht normalerweise so aus: Am Anfang wird irgendwo eine Leiche gefunden, die ermittelnden Kommissare und Kommissarinnen nehmen die Spur auf, am Ende haben sie den Fall gelöst und die verantwortliche Person gestellt. Unterwegs heißt es aber erst so manche Wendung mitnehmen. Schließlich kommen in der Regeln eine ganze Reihe von Figuren für den Mord in Frage, von denen dann der oder die Richtige gefunden werden muss – der klassische Whodunnit eben. Aber es gibt im Laufe der seit nunmehr fünf Jahrzehnten ausgestrahlten Fernsehinstitution auch diverse Ausnahmen, die das alles etwas anders machen. Eine davon ist Nemesis. Denn hier ist einiges anders, wie sich mit der Zeit herausstellt.

Dabei scheint zu Beginn alles noch ziemlich klar zu sein. Dass Restaurantbesitzer immer mal wieder ins Visier von Verbrechern geraten, das wissen wir schließlich aus anderen Krimis und Thrillern. Tatort: Nemesis, der 1100. Teil der ARD-Krimireihe, befasst sich aber gar nicht so sehr mit der Unterwelt, wie man das vielleicht glauben könnte. Stattdessen gibt es zwei andere Themen, die sich immer wieder in den Vordergrund drängen. Das eine betrifft das Verhältnis der Leute im Kommissariat. Dass manchmal der Ton etwas rauer werden kann in diesem beruflichen Umfeld, das ist prinzipiell nicht überraschend. Und doch ist es irritierend, wie scharf die Auseinandersetzungen sind. Man wartet geradezu darauf, dass Gorniak, Winkler und Schnabel bald eine weitere Leiche haben, mit der sie sich beschäftigen müssen – nachdem sie sich gegenseitig an die Gurgel gegangen sind.

Aus dem Leben einer kaputten Familie

Relevanter für die Geschichte ist das zweite Thema. Regisseur und Co-Autor Stephan Wagner (Die Getriebenen) erzählt regelmäßig aus dem Leben der Familie, die mit dem Verlust irgendwie klarkommen muss. Und soviel vorab: Das funktioniert nicht. Stattdessen zeigt Tatort: Nemesis ausführlich, wie kaputt Familie Benda ist. So ziemlich jede Szene, in denen die drei zusammen sind, kommt es zu Konflikten. Auch in der Hinsicht setzt das Drehbuch also auf Konfrontation. In Kombination ist das natürlich schon ein bisschen viel, zumal der Film keine Gegenpole bietet. In den anderthalb Stunden ist kaum ein Moment, in dem man mal durchschnaufen kann. Der Fall des ermordeten Familienvaters ist einer von denen, nach denen man den Glauben an die Menschen verlieren kann.

Als Krimi ist das eher weniger interessant. Zwar baut Wagner die eine oder andere falsche Fährte ein, damit das Publikum nicht ganz leer ausgeht. Im Grunde ist aber relativ schnell klar, worum es wirklich geht, da Tatort: Nemesis kein wirkliches Geheimnis draus macht. Der Film verwandelt sich damit zunehmend in ein Psychodrama. Das hat zweifelsfrei seine Momente, gerade auch wegen der starken Leistung von Britta Hammelstein (Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm) die eine auseinanderbrechende Mutter verkörpert. Allerdings wäre auch in der Hinsicht noch mehr möglich gewesen, weil der Film so viel Zeit anderweitig verwendet, dass gar nicht mehr genug bleibt, um das noch auszuspielen. Aufgrund der emotionalen Härte kann man trotz allem einmal reinschauen, sofern eben keine klassische Mördersuche erwartet oder braucht.

Credits

OT: „Tatort: Nemesis“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Stephan Wagner
Drehbuch: Stephan Wagner, Mark Monheim
Musik: Ali N. Askin
Kamera: Hendrik A. Kley
Besetzung: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Britta Hammelstein, Juri Winkler, Caspar Hoffmann

Bilder

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„Tatort: Nemesis“ beginnt als Ausflug in die Unterwelt, wandelt sich mit der Zeit aber immer mehr in ein Psychodrama. Das hat sehenswerte, weil stark gespielte Momente, sofern man sich mit dem niedrigen Rätselfaktor anfreunden kann, zum Ende auch ein wenig Spannung. Es wäre jedoch mehr drin gewesen.
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