Tatort Todesstrafe
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Tatort: Todesstrafe

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Todesstrafe“ // Deutschland-Start: 25. Mai 2008 (Das Erste)

Der Einstand der neuen Leipziger Hauptkommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) hat es in sich. Nicht nur, dass sie mit ihrem Ex-Ehemann Andreas Keppler (Martin Wuttke) zusammenarbeiten muss, der mit seiner schroffen, eigenbrötlerischen Art bald alle in den Wahnsinn treibt. Auch der Fall an sich ist ziemlich heikel: Hans Freytag (Tom Quaas) wurde ermordet, auf sein Boot hat jemand das Wort „Todesstrafe“ gesprüht. Schon vorher wurde der Inhaber eines Jugendzentrums von vielen angefeindet, seitdem ihn seine Frau Sibylle (Julia Richter) beschuldigte, die gemeinsame Tochter missbraucht zu haben. Die Spur führt dann auch zu Kurt Steinbrecher (Matthias Brenner), der in dem von ihm gegründeten Verein die Todesstrafe für Menschen fordert, die sich an Kindern vergehen …

Ein anstrengender Auftakt

Wann immer ein neues Team bei Tatort an den Start geht, darf spekuliert werden. Welche Leute werden wir hier treffen? Was zeichnet sie aus? Wie ist der Tonfall? Schließlich hat fast jede Regionalausgabe ihre individuellen Eigenschaften. Als sich Saalfeld und Keppler 2008 das erste Mal in den Krimiring wagten, machte man es weder sich, noch dem Publikum einfach. Ein Störfaktor war das Duo selbst, das sich nach Jahren der Trennung wieder zusammenraufen muss. Todesstrafe, der erste gemeinsame Fall nach der ungeplanten Reunion, wartet nicht unbedingt mit den ganz großen Sympathieträgern auf. Das sollte sich später auch nicht mehr ändern. Die große Popularität anderer Kollegen und Kolleginnen erreichten diese beiden nie: Die Einschaltquoten waren immer so im Mittelfeld, nicht wenige waren von den zweien bis zum Schluss richtig genervt.

Ob es so wahnsinnig glaubwürdig ist, dass die beiden zufällig im selben Team landen, darüber kann man sich streiten. Es entsteht daraus in Tatort: Todesstrafe aber auch keine besonders interessante Dynamik, die das alles rechtfertigen würde. Keppler ist ganz grundsätzlich unerträglich, egal mit wem er gerade redet. Da ist es schon fast ein Running Gag, dass jede Begegnung mit ihm zu Irritationen führt, ganz unabhängig davon, wer nun das Pech hat, mit ihm zu tun zu haben. Es wird auch zu keiner Zeit verständlich, was genau Saalfeld überhaupt mal in ihm sah. Wobei sie dafür umso blasser ist. Dann und wann darf sie mal ein bisschen mehr aus sich herausgehen, wenn sie einen der Verdächtigen angeht. Ansonsten steht sie im 700. Teil der ARD-Krimireihe eher unbeteiligt in der Gegend herum, während sich ihr Ex über alle hinwegsetzt – sie selbst eingeschlossen.

Emotionales Thema ohne viel Tiefgang

Dabei ist das Thema des Films durchaus gehaltvoll. Kein anderes Verbrechen ist wohl ähnlich emotional aufgeladen wie das des Kindesmissbrauchs. Wenn sich in Tatort: Todesstrafe einige ganz besonders selbstgerechte Leute zusammenrotten, um die Todesstrafe wieder einzuführen, dann ist das gleichermaßen erwartbar wie erschreckend. Das Phänomen, dass der bloße Verdacht einer solchen Tat zu Hetztjagd und Selbstjustiz führen, kann im wahren Leben wie auch in Filmen immer mal wieder beobachtet werden. Die Jagd ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich so etwas verselbständigen kann. Im Vergleich zum dänischen Kollegen ist das hier jedoch deutlich simpler gehalten. Der Film verurteilt die Exzesse der Gruppe, eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Thema findet aber nicht statt.

Der Krimipart ist für sich genommen dabei in Ordnung. Mehr aber auch nicht. So baut das Drehbuchduo Mario Giordano (Das Experiment) und Andreas Schlüter zwar einige der obligatorischen falschen Fährten ein, die einen darüber grübeln lassen sollen, wer es denn am Ende nun wirklich getan hat. So richtig überzeugend ist das Ergebnis aber nicht. Da wirkt einiges in Tatort: Todesstrafe schon sehr konstruiert, sowohl im Hinblick auf die Motive wie auch den Ablauf. Selbst der emotionale Moment, wenn das Publikum mehr erfahren darf, bleibt ohne größeren Eindruck. Letztendlich kann man sich den Film daher sparen. Trotz des an und für sich löblichen Versuches, ein heißes Eisen anzufassen, der fertige Film ist nicht einmal lauwarm.

Credits

OT: „Tatort: Todesstrafe“
Land: Deutschland
Jahr: 2008
Regie: Patrick Winczewski
Drehbuch: Mario Giordano, Andreas Schlüter
Musik: Andreas Hoge
Kamera: Matthias Papenmeier
Besetzung: Simone Thomalla, Martin Wuttke, Maxim Mehmet, André Röhner, Swetlana Schönfeld, Julia Richter, Tom Quaas, Roman Knižka, Nadja Engel, Oliver Breite, Joseph Bundschuh, Matthias Brenner

Bilder

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Ein vermeintlicher Kinderschänder wird ermordet, ein hetzender Selbstjustizclub rückt in den Mittelpunkt der Ermittlungen. „Tatort: Todesstrafe“ packt inhaltlich zwar ein heißes Eisen an, verzichtet aber auf eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Stattdessen gibt es ein Ermittlungsduo, das zwischen nervtötend und belanglos schwankt.
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