Tatort: Vier Jahre Das Erste ARD TV Fernsehen
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Tatort: Vier Jahre

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Vier Jahre“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2022 (Das Erste)

Die Sache schien eigentlich klar zu sein: Der Schauspieler Moritz Seitz (Thomas Heinze) soll seinen Kollegen nach einer Silvesterparty ermordet haben. So lautete die Anklage, die am Ende auch wirklich zu einer Verurteilung führte. Vier Jahre sind seither gegangen, niemand dachte mehr an den Fall. Doch dann taucht auf einmal Ole Stark (Martin Feifel) auf, ein weiterer Schauspieler, und gibt an, der gesuchte Mörder zu sein. Daraufhin begeben sich die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) wieder auf Spurensuche, wollen herausfinden, was an der Geschichte dran ist. Für Carolin Seitz (Nina Kronjäger), die Frau des Verurteilten, kommt das nicht so gut. Eigentlich hatte sie mit allem längst abgeschlossen und ist auch schon wieder neu liiert …

Verbrechen im Schauspielmilieu

Auch wenn man aus naheliegenden Gründen die Teile einer Filmreihe gern als eine Gesamtheit auffasst, zumindest beim Tatort klappt das nie so ganz. Zwar geht es fast immer darum, dass am Anfang eine Leiche gefunden wird, am Ende dann die dazugehörige Auflösung. Aber das Ergebnis ist doch oft von Fall zu Fall sehr verschieden. Des Teufels langer Atem verband seltsame Traumsequenzen mit dem typischer Humor der Münster-Ausgabe. Danach ging es beim Saarbrücken-Team in Das Herz der Schlange um kaputte Familien und Verbrecherbanden, was mehr Drama als Krimi war. Nun kommt mit Tatort: Vier Jahre ein Film nach, bei dem ebenfalls persönliche Tragödie und Mord miteinander verknüpft sind. Und doch ist das, was hier in Köln geschieht, wieder eine ganz andere Nummer als bei den zwei vorangegangenen Kollegen. Hier ist nichts so, wie es zunächst erscheint.

Tatsächlich ist das beim 1188. Teil der ARD-Krimireihe so etwas wie das inoffizielle Programm. Schließlich bewegen wir uns im Umfeld der Schauspielerei. Das hat dann nichts mit dem Glamour Hollywoods zu tun. Stattdessen präsentiert uns Tatort: Vier Jahre eine Reihe von Darstellern und Darstellerinnen, deren Höhepunkt schon eine Weile zurückliegt – oder nie stattgefunden hat. Stark kam beispielsweise der Alkohol dazwischen, wobei nicht ganz klar ist, ob die Sucht die Ursache oder die Folge ist. Der aus dem Gefängnis entlassene Seitz kann sowieso nicht mehr auf tolle Rollen hoffen. Wer will schon etwas mit einem verurteilten Mörder zu tun haben? Dass der es wahrscheinlich gar nicht war, gerät dabei zur Nebensache. Einmal schuldig, immer schuldig. Seine Frau, die nicht mehr wirklich seine Frau ist, wird gleich in Sippenhaft genommen.

Zwischen Mord und Meta

Sehenswert ist dabei, wie verschiedene Ebenen ineinander übergehen. Wenn Schauspieler Schauspieler spielen wird es natürlich schon ein bisschen Meta, gerade auch wenn innerhalb einer TV-Produktion über TV-Produktionen gelästert wird. Es wird sogar amüsant, wenn Schauspieler, die Polizisten spielen, mit „echten“ Polizisten, die auch Schauspieler sind, interagieren. Das hätte mit Sicherheit auch als Komödie funktioniert, genauer als Satire auf einen Bereich, der sich selbst gern wahnsinnig wichtig ist, oft aber nur Wegwerfware produziert. Doch so spöttisch Tatort: Vier Jahre zuweilen auch ist, die Stimmung ist eher melancholisch als heiter. Wir sind hier schließlich mit Menschen unterwegs, die vom Verkauf von Träumen leben, während ihre eigenen Träume nicht in Erfüllung gegangen sind. Außer dem Mordopfer vielleicht, der es zu so viel gebracht hat, dass ihn keiner mehr leiden konnte.

Als Krimi funktioniert das schon auch. Drehbuchautor Wolfgang Stauch (Blind Date, Der Tod der Anderen) lässt die Figuren nach und nach die Vergangenheit rekonstruieren, auf der Suche nach Antworten, und hebt erzählerisch einige Grenzen auf. Und auch als Zuschauer und Zuschauerin möchte man natürlich wissen, was genau vorgefallen ist. Aber es ist dann doch eher die Tragik und Enttäuschung der Figuren, die einem von Tatort: Vier Jahre in Erinnerung bleibt. Hier weiß man zwar zum Schluss die Wahrheit, ist sich aber plötzlich nicht mehr sicher, ob man sie wirklich wissen musste. Manchmal ist es dann vielleicht doch besser, den Traum und die Rolle aufrechtzuerhalten.

Credits

OT: „Tatort: Vier Jahre“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Torsten C. Fischer
Drehbuch: Wolfgang Stauch
Musik: Daniel Hoffknecht
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Roland Riebeling, Renan Demirkan, Nina Kronjäger, Thomas Heinze, Florian Anderer, Sarah Buchholzer, Martin Feifel

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„Tatort: Vier Jahre“ spielt im Schauspielmilieu, bei dem nicht ganz klar ist, wer da den Kollegen umgebracht hat. Das führt zu einigen interessanten Meta-Momenten, wenn unentwegt Grenzen verschoben werden. In Erinnerung bleibt aber vor allem die melancholische Stimmung, wenn am Ende des Karrieretraums nur kaputte Leute übrig sind.
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