The Broadcast Incident - Die Verschwörung
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The Broadcast Incident – Die Verschwörung

The Broadcast Incident
„The Broadcast Incident – Die Verschwörung“ // Deutschland-Start: 18. Februar 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Chicago, 1999: Einige Jahre ist es mittlerweile her, dass seine Frau spurlos verschwunden ist, doch für James (Harry Shum, Jr.) ist die Zeit stehengeblieben. Immer mehr verkriecht er sich in seiner Wohnung, meidet menschliche Kontakte, wo immer möglich. Selbst bei seiner Arbeit als Videoarchivar zieht er es vor, allein zu sein und niemanden zu sehen. Dafür entdeckt er eines Tages auf einem Band etwas, das ihn aus seiner Lethargie weckt: Jemand hatte das Signal des Fernsehsenders, für den er arbeitet, gekapert und stattdessen ein eigenes Video eingespielt. Eigentlich ist dieses nichts Besonderes und zeigt lediglich jemanden, der sich verkleidet hat und ein wenig seltsam verhält. Doch James ist so fasziniert, dass er anfängt, weiter in diese Richtung nachzuforschen. Dabei entdeckt er plötzlich einen Zusammenhang mit dem Verschwinden mehrerer Frauen …

Das Grauen alter Videos

Alte Videoaufnahmen haben einfach ein ganz besonderes Flair, vor allem wenn sie ein bisschen körnig sind und man auf ihnen gar nicht so wahnsinnig viel erkennen kann. Immer wieder greifen Horrortitel oder Thriller auf sie zurück, um mit ihnen Stimmung zu machen – eine Kombination aus Geheimnis und Bedrohung, verbunden mit dem Gefühl einer vergangenen Zeit. Ring wurde mit der unheimlichen Todesbringerin Sadako zu einem weltweiten Phänomen. Kürzlich nutzte Archive 81 alte Videos, um einen Archivar lauter unheimliche Erfahrungen machen zu lassen. Auch in The Broadcast Incident – Die Verschwörung ist ein Videoarchivar, der beim Anblick alter Aufnahmen einer früheren Geschichte auf der Spur ist.

Wobei die Netflix-Serie und der Film trotz eines ähnlichen Anfangsszenarios in deutlich unterschiedliche Richtungen gehen. Der wichtigste ist der, dass es hier keine zweite Hauptfigur gibt. Wo wir beim oben genannten Titel immer wieder die Erzählebenen wechselten, sind wir bei The Broadcast Incident – Die Verschwörung auf James beschränkt. Damit einher geht auch eine wichtige inhaltliche Unterscheidung. Bei der Serie erfuhren wir zunehmend mehr über die Vergangenheit und durften uns dabei sicher sein, dass das alles tatsächlich geschehen ist. Beim Solotrip sind wir so sehr von der Wahrnehmung des Protagonisten abhängig, dass kein Korrektiv möglich ist, keine alternative Sichtweise. Wir sind im Kopf des Suchenden gefangen.

Verschwörung oder Paranoia?

The Broadcast Incident – Die Verschwörung ist deshalb kein reiner Mystery-Thriller, sondern vielmehr eine Mischung aus einem solchen und einem Paranoia-Thriller, vergleichbar zu The Fear Index. Man weiß hier nie so genau, ob es da draußen geheime Kräfte sind, die im Schatten unbemerkt furchtbare Dinge tun, oder ob James einfach nur wahnsinnig wird. Ergänzt wird das um eine emotionale Komponente, da er seiner Frau hinterhertrauert und bis heute nicht weiß, was mit ihr geschehen ist. Die Suche nach den Videos wird dadurch für ihn zu einer Möglichkeit, wieder eine Verbindung zu der Vermissten aufzubauen. Dabei muss die Suche nicht einmal erfolgreich sein. Schon die Vorstellung, dass es da eine Art System gibt, das er knacken kann, gibt ihm die Kraft weiterzumachen. Gleichzeitig bringt dies aber auch die Gefahr mit sich, sich völlig zu verrennen.

Der Film, der auf einer Reihe von Festivals lief, lässt dabei lange offen, welche der Möglichkeiten zutrifft. Und auch beim Schluss bleiben einige Fragen zu offen – zumal das Ende selbst diskussionswürdig ist. Ein Publikumsliebling ist The Broadcast Incident – Die Verschwörung deshalb nicht unbedingt, auch wenn der Thriller eine schön nostalgische Atmosphäre hat. Der Film spielt zur Jahrtausendwende, als die Technologie nach und nach allgegenwärtig wurde, aber immer noch eine sehr physische Natur hatte. Wenn James einem Phantom nachjagt, dann aus einer Sehnsucht heraus, die der Film selbst ganz gut weckt. Regisseur Jacob Gentry hat hier einen kleinen, aber feinen Titel geschaffen, der aufzeigt, wie sehr wir uns darin verlieren können, einen Sinn in etwas zu erkennen, der vielleicht gar nicht da ist. Etwas haben zu wollen, an dem wir uns festhalten können, selbst wenn wir daran am Ende zugrunde gehen. Das wird für einige zu handlungsarm sein, vielleicht inhaltlich unbefriedigend. Und doch ist die Sinnsuche einen Blick wert, und sei es nur für die gute Leistung von Hauptdarsteller Harry Shum Jr. (Love Hard), der fremd und identitätsstiftend in einem ist.

Credits

OT: „Broadcast Signal Intrusion“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jacob Gentry
Drehbuch: Phil Drinkwater, Tim Woodall
Musik: Ben Lovett
Kamera: Scott Thiele
Besetzung: Harry Shum Jr., Chris Sullivan, Kelley Mack, Steve Pringle, Justin Welborn

Bilder

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The Broadcast Incident – Die Verschwörung
Fazit
In „The Broadcast Incident – Die Verschwörung“ jagt ein Mann alten Videobandaufnahmen nach, in denen er auch Hinweise auf seine verschwundene Ehefrau sucht. Das Ergebnis ist eine stimmungsvolle Mischung aus Mystery- und Paranoia-Thriller, die für einige sicherlich unbefriedigend ist, aber doch eine schön unheimliche Atmosphäre hat.
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